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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reuter
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Vollblut-Italiener, wenn man einmal von seiner Orientierung absieht, stürmt den Laden, packt mich am Oberarm und zerrt mich in unseren Pausenraum. In der freien Hand hält er den Auslöser seines Temperamentsausbruchs, den unterschriebenen Arbeitsvertrag, der beim Schließen der Tür zerknittert. Nun schreit er mich mit hochrotem Kopf an. Sein cholerischer Anfall ist mit vielen italienischen Schimpfwörtern gespickt, die ich nicht verstehe.
    Die Diskussion eskaliert. Seiner Meinung nach haben Mütter zu oft kranke Kinder, die sie von der Arbeit abhalten, und Türken klauen! Dass man diese Eigenschaft eher den Italienern nachsagt, verkneife ich mir lieber. Der Streit ist entfacht, und ein Wort gibt das andere.
    Erst als der Satz fällt: »Fatima spricht besser Deutsch als du!«, verschlägt es ihm die Sprache.
    Ich fahre fort: »Umberto, dein letztes Rundschreiben war so fehlerhaft, dass man es kaum verstehen konnte!«
    Hasserfüllt meckert er: »So, das reicht. Die Diskussion ist beendet!«
    Ruhe kehrt ein. Endlich! Dieses Gekeife kann ja kein Mensch ertragen.
    Dabei wollte ich ihm doch nur eine Hilfe sein. Das ist wohl nach hinten losgegangen.
    Nur gut, dass ich die Umsätze bringe. Meine Tagesumsatzvorgabe habe ich immer um Längen getoppt. Somit wird er einen Teufel tun und mich vor die Tür setzen. Und richtig, sein Schlusssatz lautet: »So lange die Zahlen stimmen.«
    Auf dem Nachhauseweg denke ich mir: Schlimmer kann es heute nicht mehr werden.
    Doch ein kurze Abstecher bei der Ärztin meines Vertrauens macht den Albtraum perfekt. Sie hat mich vor ein paar Tagen gebeten vorbeizukommen. Ernst sitzt sie mir nun gegenüber und erzählt mir was von irgendwelchen kalten Knoten in meiner Schilddrüse, einer Gewebsveränderung. Angeblich nichts Dramatisches, doch das Wort Operation fällt. Mich trifft der Schlag. Die Tränen schießen mir in die Augen.
    Mit kalter Stimme sagt sie zu mir: »Für Emotionen ist jetzt keine Zeit.«
    Nun weiß ich nicht, was mich mehr schockiert: Dieser ekelhafte Satz oder meine bevorstehende Operation. Wütend, aber trotz allem in ruhigem Ton antworte ich: »Sie haben vielleicht keine Zeit für Emotionen. – Ich schon.«
    »Nein, Sie schon gar nicht«, kontert sie.
    Es verschlägt mir die Sprache und meine Tränen. »Aber Sie sagten doch eben selbst, so dramatisch ist es nun auch wieder nicht.«
    »Ist es auch nicht – aber operiert werden müssten Sie schon so schnell wie möglich.«
    Danach besitzt sie doch tatsächlich noch die Frechheit, mich in ihre Belegklinik einweisen zu wollen.
    »Nein, danke!!«
    Ich erhebe mich und verlasse diesen Raum. Meine Gedanken fahren Karussell. In meinem Schock fahre ich nach Hause und breche in Suses Armen zusammen. Wie ich dort hingekommen bin? Keine Ahnung! Heulend bricht die Misere aus mir heraus.
    Suse regelt alles Weitere. Gleich am nächsten Tag habe ich einen Termin bei einem Traum von Arzt, einem sehr netten, einfühlsamen Endokrinologen. Er ist mir schon zuvor als wirkliche Koryphäe auf seinem Gebiet zu Ohren gekommen. Als ich damals versucht hatte, einen Termin zu bekommen, bestand keine Chance. Es war nichts zu machen! Sie wiesen mich ab, obwohl ich privat versichert war. Jetzt, wo ich in einer gesetzlichen Krankenversicherung Mitglied bin, habe ich einen Termin und das gleich am nächsten Tag. Wie Suse das wohl hingekriegt hat?
    Bei meinem ersten Termin fühle ich mich sofort gut aufgehoben. Der Doktor nimmt sich Zeit für mich und stellt mir viele Fragen. Die Unterhaltung zeigt, dass ich völlig neben mir stehe. Ein Zahnarztbesuch wirft mich schon aus der Bahn. Böse Zungen behaupten, ich sei ein Hypochonder.
    Um mich etwas zu beruhigen, verabreicht er mir ein homöopathisches Arzneimittel namens Sepia. Es gelingt ihm, mich zu trösten, er hat eine Eigenschaft, die ich bisher bei Ärzten vermisst habe – er ist menschlich.
    Ich bin völlig antriebslos und handlungsunfähig. Alles läuft wie ein Film an mir vorbei. Suse handelt alle Termine für mich aus. Bei der anstehenden Operation berücksichtigt sie sogar die Mondphasen. Was immer das auch zu bedeuten hat. Es gelingt ihr auch, den Oberarzt für diesen Eingriff zu engagieren. Suse fährt mich überall hin. Eine Hilfe, die nicht in Worte zu fassen ist.
    Beim Ansatz, mich bedanken zu wollen, unterbricht sie mich: »Ach, Mareike, lass gut sein.«
    Mit einem strahlenden Lächeln fügt sie hinzu: »Konzentriere dich jetzt lieber darauf, gesund zu werden. Wie sagst du doch immer so

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