Ein unverschämt attraktiver Milliadär
Victoria nicht sagen. Er hatte sie schon genug verletzt. „Sie können ihn besuchen kommen, sooft Sie wollen.“
Ihre gold-grünen Augen verrieten, wie aufgewühlt sie war. „Glauben Sie, ich hätte nicht daran gedacht, ihn Ihnen zu überlassen? Aber ich kann nicht!“
„Warum nicht?“
„Weil …“
„Ja?“
„Verlangen Sie das nicht von mir.“ In ihren Augen waren tiefe Emotionen, die über ihre Trauer hinausgingen. „Ich kann es nicht.“
„Es wäre die einfachste Lösung.“
Sie zögerte. „Einfache Lösungen sind nicht immer richtig. Suzy und ich waren unzertrennlich, seit wir fünf waren. Ich habe sie an unserem ersten Schultag kennengelernt. Wussten Sie das?“
Connor schüttelte den Kopf.
„Sie war so klein, wie eine hübsche Puppe mit blauen Augen. Sie hatte blonde Locken, ich dagegen hatte völlig glattes, unscheinbares Haar. Ich kam mir so dünn und groß neben ihr vor – sie weckte meinen Beschützerinstinkt.“
An Victorias Augenausdruck merkte Connor, dass sie weit weg war.
„Wir hätten unterschiedlicher nicht sein können. Suzy war gesellig, ich so still.“
„Sie können von Glück sagen, dass Ihre Freundschaft all die Jahre Bestand hatte.“
„Sie war mehr als eine Freundin, ja, mehr sogar als eine Schwester. Sie war meine Vertraute. Meine Familie. Der Mensch, dem ich mehr vertraute als sonst jemandem, als meine Eltern mich im Stich ließen.“ Ihr Blick wurde wieder klar. „Ich kann Dylan einfach nicht aufgeben.“
Connor seufze tief. Er hatte Victoria mit seiner Bemerkung, sie habe keine Zeit für Suzy gehabt, schon sehr verletzt. Wie konnte er ihr da ihre letzte Verbindung zu ihrer Freundin nehmen? Auch wenn Michael gewollt hätte, dass Dylan bei ihm lebte.
Die Bestimmung im Testament, Vormundschaft und Sorgerecht gemeinsam auszuüben, hatte ihn erschreckt. Victoria war eine berufstätige Frau, die keine Zeit hatte, ein Kind großzuziehen. Was hatten die Masons sich dabei gedacht? Sicher hatte Suzy darauf bestanden, weil sie sich nie hätte vorstellen können, dass ihr letzter Wille lange vor Dylans Volljährigkeit zum Tragen kommen würde.
Connor holte tief Atem, dann machte er das größte Zugeständnis seines Lebens. „Dann werden wir das Sorgerecht eben aufteilen müssen – uns einigen müssen, wer von uns Dylan an welchen Tagen übernimmt.“
„Wie können Sie das auch nur vorschlagen? Dylan hat fast das ganze Wochenende gebraucht, um sich an mich zu gewöhnen. Er vermisst seine Eltern, und jetzt schlagen Sie vor, ihn mir zu entreißen.“
„Nicht entreißen. Wir werden ihn teilen.“
„Und er wird verstehen, was passiert?“ Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr seidiges Haar hin und her flog. „Nein, er wird die Bestimmungen einer Sorgerechtsregelung nicht verstehen. Seine Eltern sind weg. Alles in seinem jungen Leben ist im Augenblick durcheinander. Ich bin seine einzige Konstante.“
Irgendwo hatte sie recht. Connor fiel ein, wie Dylan sich vorhin an Victoria gekuschelt hatte.
„Und nur meine Wohnung ist ihm momentan vertraut. Ein weiterer Ortswechsel wird ihn bloß von Neuem verstören.“
Connor dachte darüber nach – Ein weiterer Ortswechsel wird ihn bloß von Neuem verstören. „Ich hab’s!“
Victoria sah ihn an, als habe er den Verstand verloren.
Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Die Lösung ist ganz einfach.“
5. KAPITEL
„Kommen Sie.“ Connor hielt Victoria die Wagentür auf.
Victoria zögerte nur eine Sekunde. Auf keinen Fall würde sie Dylan mit Connor in dessen Maserati davonfahren lassen.
Einen Moment später hatte Connor sie auf dem Beifahrersitz angeschnallt und selbst hinter dem Lenkrad Platz genommen. Seine Nähe versetzte ihre Sinne in Aufruhr.
„Kann’s losgehen?“
Sie nickte nur, unsicher, worauf sie sich da einließ.
Die Fahrt verging wie im Flug. Als Connor den Wagen zum Stehen brachte, sah Victoria durch das Seitenfenster eine ihr bekannte Eiche mit weit ausladenden Ästen.
Was wollten sie vor Suzys und Michaels Haus?
Sie bemühte sich vergeblich, die Wagentür zu öffnen, und ehe sie sich versah, half Connor ihr beim Aussteigen.
„Warum haben Sie uns hierher gebracht, Connor?“
„Lassen Sie mich zuerst Dylan aus dem Wagen holen.“
Von Nostalgie überwältigt betrachtete Victoria das historische Cottage, in dem Suzy und Michael seit ihrer Heirat gelebt hatten – und wo sie selbst so viele schöne Stunden verbracht hatte.
Sie ging zur weißen Gartenpforte.
Dylan
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