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Ein unversoehnliches Herz

Titel: Ein unversoehnliches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Bravinger
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betrachtete ihn. Für Mutter stand in Andreas’ charakteristischer Handschrift auf dem Umschlag.
    »Das ist ein Brief von Andreas an seine Mutter. Er schrieb ihn …«
    Madeleine hatte das Gefühl, dass die Stille im Raum sie beruhigte. Lisa drehte sich um und betrachtete sie so zärtlich wie zuvor, obwohl sie inzwischen aufgehört hatte, Madeleine zu streicheln.
    Sie saßen beide aufrecht, ihre Schultern stießen aneinander.
    »Ich wollte nur, dass er versteht«, sagte Madeleine. »Aber er will nicht. Es ist wie ein unergründlicher Hass. Deshalb fauchen und schreien wir uns an. Ausgerechnet ich, die ich sonst niemals laut werde.«
    »Ich …«
    Lisa verstummte.
    Sie war verzagt und wollte nicht weitersprechen, nur Madeleines flehender Blick veranlasste sie, den Satz zu beenden.
    »… ich habe einige Leute gesehen, die sich über den Herrn Doktor aufgeregt haben. Manchmal sind sie bis nach Vårstavi gekommen, um ihm die Meinung zu sagen. Ich verstehe nichts von diesen Dingen, ich meine, wie man kranke Menschen heilt, oder vielleicht nicht so sehr kranke, eher traurige. Mir ist klar geworden, dass es manchmal zu Konflikten zwischen Arzt und Patient kommt. Der Herr Doktor hat mir erklärt, dass es wichtig ist, nicht nur zuzuhören, sondern auch zum Angriff überzugehen, vielleicht, um den Knoten platzen zu lassen. Gut möglich, dass ich es falsch verstanden habe. Aber der Herr Doktor ist ein feiner Mensch, gegenüber mir und allen anderen, die hier arbeiten, wird er niemals laut. Könnte es nicht sein, dass er sich einfach verhält wie in seiner Praxis?«
    »Doch, das tut er mit Sicherheit«, erwiderte Madeleine. »Aber ich bin seine Schwägerin, nicht seine Patientin.«
    »Ja, da haben Sie natürlich Recht.«
    Madeleine legte den Kopf auf Lisas Schulter.
    Hier fühle ich mich geborgen, dachte sie. Sie fror nicht mehr,
    legte ihre Hand in Lisas, hob beide an. Man sah so deutlich, wie zart ihre eigene und wie grob Lisas war. Wie unterschiedlich doch die Verhältnisse waren, in denen sie lebten und vermutlich immer leben würden. Sie selbst hatte sich nie eine Stelle suchen müssen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, hatte sich immer helfen lassen können, wenn ihr die Arbeit zu viel wurde. Sie hatte nie das Geschirr anderer Leute gespült oder ihre Wäsche aufgehängt. Ihre Hände waren zart, aber tief in ihr, in ihrem Inneren, brannte und schmerzte es.
    »Ich muss Ihnen etwas gestehen«, sagte Lisa und wandte ihr Gesicht Madeleine zu. »Ich werde kündigen. Frau Gunhild braucht mittlerweile mehr Hilfe, als ich ihr geben kann, und dadurch gibt es hier für mich nichts mehr zu tun. Außerdem will der Herr Doktor noch eine Krankenschwester und eine Krankengymnastin einstellen. Ich habe schon eine andere Stelle angenommen. Aber bis jetzt habe ich nicht den Mut gehabt, dem Herrn Doktor davon zu erzählen. Es kommt mir vor, als würde ich ihn im Stich lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich so stark ist, wie er sich gibt.«
    Sie sah weg und rieb ihre Hände in rollenden Bewegungen aneinander.
    »Ich bin natürlich«, fuhr sie fort, »nur eine Angestellte, Leute wie ich kommen und gehen. Aber er ist ein guter Mensch. Ich will eigentlich gar nicht aufhören, aber mein Mann hat eine Stelle angeboten bekommen, die er nicht ablehnen kann. Außerdem ist es besser für die Kinder. Wissen Sie, mein Mann kommt aus Norrtälje, und für die Kleinen ist es von Vorteil, wenn sie dort aufwachsen. Mit der Familie, Großvater und Großmutter, meine ich. Oh, es kommt einem so … man kommt sich so dumm vor.«
    Madeleine ging vor Lisa auf die Knie, sah ihr ins Gesicht und nahm ihre Hände.
    »So dürfen Sie das nicht sehen. Sie müssen an sich denken.«
    »Ich habe noch nie an mich gedacht. Wann hätte ich das tun sollen?«
    »Jetzt sollten Sie es tun.«
    »Aber …«
    Lisa versuchte zu lächeln, brachte aber nur eine Grimasse zustande. Dann stand sie plötzlich auf.
    »Ich werde das Foto holen. Es liegt mir sehr viel daran, dass Sie es sehen.«
    Sie ging zur Tür und drehte sich um. Bevor sie den Raum verließ, knickste sie, schien es jedoch im nächsten Moment zu bereuen, so als wäre es falsch gewesen. Dann aber nickte sie gleichsam aufgekratzt, wie um zu zeigen, dass sie das Foto holte, weil sie dies unbedingt wollte, und nicht, weil man es ihr befahl.
    Madeleine blieb auf den Knien. Wieder wurde sie von unendlicher Müdigkeit übermannt, die sich auf ihre Brust legte und ihr das Atmen schwer machte.
    »Man muss an

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