Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
Immobilienbranche! Und in der Männerjagd natürlich.«
Ich lachte, band mein Haar zum Pferdeschwanz und vergewisserte mich, dass der Akku meiner Digitalkamera noch voll genug war, damit ich vier, fünf Dutzend Fotos schießen konnte. »Das ist nur ein leer stehendes Haus, das verkauft werden muss, weil seit Jahren ein erbitterter Erbschaftskrieg darum geführt wird. Es kann wohl kaum Wunder bewirken, weder für meine Karriere noch für mein Liebesleben.«
»Du würdest staunen, was alles möglich ist«, entgegnete Diamond mit einem Lächeln auf ihren perfekten sinnlichen Lippen und brachte den schaukelnden Wagen an der Seite des riesigen viktorianischen Hauses zum Stehen, das früher möglicherweise einem Holz- oder Eisenbahnmagnaten gehört hatte. Inzwischen war es beinahe abbruchreif. Von der verwitterten Fassade blätterte die Farbe ab, die Fenster waren mit Brettern vernagelt und in dem überwucherten Garten lagen überall Stücke von herabgefallenen Dachschindeln herum.
Diamond sah mich an. »Glaubst du mir etwa nicht?«
»Nein, bedaure.«
Sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Du gehörst doch nicht etwa zu diesen Skeptikern, oder? Zu diesen Leuten, die nicht an übernatürliche Dinge glauben?«
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht in hysterisches Gelächter auszubrechen. Ein Teil von mir, den meine Mutter immer meinen kleinen Teufel nannte, hätte ihr liebend gern gesagt, dass jemand, der eine Gestaltwandlerin zur Schwester hatte, die mit einem Vampir verheiratet war, wohl kaum ein Skeptiker sein konnte. Doch ich stopfte meinem kleinen Teufel das Maul und lächelte nur. »Ganz und gar nicht.«
»Oh, gut. Ich weiß, ich sollte toleranter sein, aber ich begreife einfach nicht, wie sich jemand den Wundern der Welt gegenüber verschließen kann. Meine Urgroßmutter hat mir mal gesagt, dass es mein Tod sein würde, mich derart zu verschließen. Und weißt du was? Sie hat recht gehabt. Das einzige Mal, als ich nicht aufgeschlossen war, bin ich gestorben.«
Ich starrte sie verblüfft an, als sie aus dem Wagen stieg. Hatte ich richtig gehört? »Du bist … gestorben? «, fragte ich und stieg ebenfalls aus.
»Ja. Ich bin in Schwierigkeiten mit … « Sie sah mich flüchtig an. »Sagen wir einfach, ich bin in Schwierigkeiten geraten und habe den Preis dafür bezahlt. Die Nahtoderfahrung war zwar ziemlich interessant, aber ich habe meine Lektion gelernt und seitdem bin ich allem und jedem, Menschen und anderen Wesen gegenüber sehr aufgeschlossen.« Sie nahm ihre Tasche und holte ihre Kamera heraus. Während sie einen Schlüsselbund hervorkramte, begutachtete sie das Haus. »Mann, das ist wirklich groß, was? Es hat vier Stockwerke. Wie wäre es, wenn du den Keller und den ersten Stock fotografierst und ich mir den zweiten und das Dachgeschoss vornehme?«
»Einverstanden. Ähm … « Ich folgte ihr, als sie die Stufen zu der großen zweiflügeligen Eingangstür hinauftänzelte. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, weil ich nicht sicher war, ob die halb vermoderte Holztreppe und die ebenso baufällige Veranda meinem nicht unbeträchtlichen Gewicht standhielten. »Sag mal, meinst du mit ›anderen Wesen‹ zufällig auch Vampire? Oder … Wie heißen die noch mal?«
»Dunkle?« Sie schloss die Tür auf, blieb auf der Schwelle stehen, machte die Augen zu und atmete tief ein. »Ich versuche immer, mich einem Haus innerlich zu öffnen, bevor ich es betrete. Dann bekomme ich eine bessere Vorstellung davon, für welche Menschen es am besten geeignet ist. Ist ja sonderbar! Dieses Haus fühlt sich an, als wäre vor langer Zeit ein dunkles Wesen hier gewesen … Hmm.« Sie ging hinein und warf mir einen amüsierten Blick über die Schulter zu. »Natürlich glaube ich an Dunkle. Mir ist zwar noch keiner begegnet, aber das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt. Interessierst du dich für so etwas?«
Ich dachte an den großen, blonden, extrem gefährlichen Mann, den meine Schwester einen Monat zuvor geheiratet hatte. Ich dachte an seinen noch größeren, noch viel gefährlicheren Bruder. Ich dachte an den dunkelhaarigen Mörder in meinen Träumen. »Irgendwie schon. Ach nein, eigentlich nicht. Na ja, vielleicht doch.«
Diamond lachte und winkte mich ins Haus. »Kann ich dir nicht verübeln. Sie sind faszinierend, nicht wahr? Viel faszinierender, als einen Filme und Bücher glauben lassen. Dunkle sind … ach, alles Mögliche. Sexy. Geheimnisvoll. Sinnlich. Du weißt das mit den Auserwählten,
Weitere Kostenlose Bücher