Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
verspürte, und die wusste diese Geste zu schätzen.
„Ich kümmere mich besser mal um den Kuchen”, erklärte Elvi leise, entfernte sich von dem Perlenvorhang und schaute in die Küche. „Vielleicht sollte ich zwei backen, denn ich glaube kaum, dass einer bei dieser Masse Leute genügt.”
„Das hätte ich dir auch gleich vorgeschlagen”, stimmte Mabel ihr zu. Mit einem knappen Nicken machte sich Elvi an die Arbeit.
„Wer ist es?” DJ erhob sich von der Sitzbank und renkte sich den Hals aus, um zu sehen, wer das Lokal betreten hatte. Seine Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt.
„Niemand, den wir kennen”, versicherte Victor ihm. Von seinem Platz aus musste er sich nur zur Seite beugen, um den großen, schlanken jungen Mann zu sehen, der am Eingang stand.
Der Junge betrachtete mit finsterer Miene die Menge, die ihn nun genauso neugierig musterte wie zuvor Victor und DJ. Er konnte kaum älter als zwanzig sein und war in typischer Gothic-Manier gekleidet: weite schwarze Jeans, ein wallendes schwarzes Hemd, Nietenhalsband und ebensolche Armbänder. Sein Haar trug er lang, und es war so schwarz, dass es gefärbt sein musste. Dazu war er geradezu unnatürlich blass.
Er ist geschminkt, überlegte Victor, als er die schwarzen Lippen und die zahlreichen Piercings sah.
„Einer von uns?”, fragte DJ, der seine Bemühungen aufgab, etwas zu sehen, und sich zurück auf seinen Platz sinken ließ.
„Das wäre er gern”, brummte Victor und wandte sich von dem Jungen ab, mit dem sich mittlerweile Brunswick unterhielt.
„Gothic-Aufmachung, Make-up und die Miene auf finster getrimmt.”
„Wundert mich nicht”, meinte DJ. Als Victor ihn fragend anschaute, ergänzte er: „Na, ich meine damit, dass wohl kaum einer von unserer Art auf eine Kontaktanzeige in der Zeitung reagieren wird.”
„Hmm”, gab Victor vielsagend zurück. Seiner Meinung nach konnte niemand wissen, was andere Leute tun würden oder nicht. Er hatte in seinem Leben schon seltsamere Dinge zu Gesicht bekommen.
„Wenn sie tatsächlich eine von uns ist, dann wird sie den Typ sofort durchschauen”, sagte DJ unbesorgt. „Natürlich kann sie.... ”
Victor sah den jüngeren Mann neugierig an, da der mitten im Satz verstummt war. Als er dessen erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte, fragte er: „Was ist los?”
„Ich glaube, dieser Leguan hat sich gerade bewegt”, antwortete er misstrauisch.
Als Victor sich daraufhin die leuchtend grüne Plastik genauer ansah, fiel ihm auf, dass es sich sogar um zwei erwachsene Leguane mit zwei Jungtieren auf dem Rücken handelte. Sie alle waren stocksteif, und Victor schüttelte schließlich den Kopf. „Sei nicht albern, das ist nur eine Skulptur.”
„Nein, ich bin mir sicher, eben.... ”
„Sie können sich zu diesen beiden Herren setzen.” Brunswick war offenbar nicht klar, dass der Junge sich nur für einen Vampir ausgab, da er ihn zu ihnen setzte.
„Vlad, das sind Victor Argeneau und DJ Benoit”, machte der Officer sie miteinander bekannt. „Gentlemen, das ist Vladimir Drake.”
„Vladimir Drake?”, wiederholte DJ und verzog dabei das Gesicht, als habe er Schmerzen. Victor wusste genau, was der jüngere Mann dachte. Es war schon schlimm genug, sich als Vampir auszugeben, aber so etwas zeigte nun wirklich nur schlechten Geschmack.
„Ja. Haben Sie damit etwa ein Problem?”, gab der Junge abweisend zurück und ging dann zum Gegenangriff über. „Und welcher Vampir nennt sich schon DJ? Wofür steht das überhaupt?”
„Das steht für Dieudonne Jules”, antwortete er freundlich. „Die Leute kommen mit DJ einfach besser zurecht.”
„Dieudonne? Wie in ,gottgegeben’?”, fragte Vlad spöttisch, der zumindest ein wenig Französisch zu beherrschen schien.
Allerdings war das keine sehr große Leistung, da sie sich in Kanada befanden. „Und Benoit ist die Kurzform von Benedictine, richtig? Das heißt so viel wie gesegnet’.” Nun verzog er den Mund. „Ein Vampir mit den Namen Gottgegeben und Gesegnet? Ja, sicher.”
DJ blickte zu Victor. „Man sollte meinen, dass er sich mit Namen richtig gut auskennt und intelligenter ist, als er aussieht, aber ich habe seinen Verstand gelesen.”
Victor musste flüchtig lächeln. Auch er hatte einen Blick in den Kopf des Jungen geworfen und dabei festgestellt, dass Vlad die Bedeutung von Dieudonne durch den Französischunterricht in der Schule hatte ableiten können und dass er selbst in Wahrheit Benedict hieß. Den Namen hatte er
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