Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
und das Gras zum Wachsen brachte. Wäre sie vor die Wahl zwischen Essen und Sonne gestellt worden, sie hätte nicht gewusst, wofür sie sich entschieden hätte.
Ihr Blick glitt zum Hintereingang, als Mabel die Tür öffnete und ihnen eine Woge aus Lärm und Stimmengewirr entgegenschlug. Es war so laut, als würden sich die Gäste nicht im Lokal, sondern in der Küche aufhalten. Eine derartige Lautstärke hatte Elvi noch nie erlebt. Irritiert ging sie an Mabel vorbei und durchquerte die Küche, um in den kleinen Flur zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Lokals zu gelangen. Erstaunt schaute sie durch den Perlenvorhang und konnte kaum fassen, wie viele Leute sich an den Tischen und der Bar drängten.
„Mein Gott, das verstößt doch bestimmt gegen die Brandschutzvorschriften”, murmelte sie.
„Das hat der Brandmeister auch gesagt, als ich ihn und seine Familie zu ihrem Tisch geführt habe”, meinte Mabel amüsiert. „Er hat mich gewarnt, wenn wir noch mal so viele Gäste erwarten, müssten wir ein paar Tische draußen auf den Fußweg stellen.” Elvi nickte gedankenverloren, wunderte sich aber nicht, dass Mike Knight nicht auf einer Räumung des Lokals bestanden hatte.
Immerhin wurde die Party zu Ehren seines Sohnes gegeben. Mike war der Chef der örtlichen Feuerwache, und er war ein beliebter Mann, der Freunden und Nachbarn gern half. Das Gleiche ließ sich auch über seine Frau Karen sagen, und selbst Sohn Owen kam ganz nach seinen Eltern. Die Zahl der Teenager, die inmitten der Erwachsenen anwesend waren, lieferte dafür einen überzeugenden Beweis. Auf Elvi wirkte es, als habe sich die halbe Stadt in ihrem Lokal versammelt.
„Ich weiß, im ersten Stock ist nicht eingedeckt, aber vielleicht sollten wir ihn doch öffnen, damit es hier nicht ganz so voll ist”, überlegte Elvi und ignorierte den Hunger, der sich bei ihr angesichts so vieler Menschen regte. So überfüllt, wie das Lokal war, konnte die Klimaanlage der Hitze nicht Herr werden, die diese Menschen ausstrahlten. Es war warm, die Leute schwitzten, und die von ihnen ausgehenden Gerüche rollten wie eine Welle über Elvi hinweg, deren Zähne bereits zu wachsen begannen. Das halbe Glas Blut zu Hause war nicht genug gewesen, wie ihr jetzt mit Schrecken bewusst wurde. Sie hätte einen ganzen Beutel trinken sollen.
„Schon geschehen”, erwiderte Mabel und zeigte hinauf zur Empore, wo sich fast noch einmal so viele Menschen tummelten.
Elvi starrte nach oben, doch ihre Sinne waren allein auf Mabel gerichtet, und plötzlich stellte sie fest, dass sie langsam und tief einatmete, um das Aroma zu genießen. Mabel hatte Diabetes vom Typ 2, und ihr Blut war immer eine Spur süßlicher als das der anderen, obwohl sie Tabletten nahm. Süßlicheres Blut war zugleich köstlicher, wie Elvi bemerkt hatte, als sie ein paar Mal von ihrer Freundin getrunken hatte, da sie kurz nach ihrer Wandlung keine andere Quelle gewusst hatte, um ihren Hunger zu stillen. Sie gestattete es sich, das Aroma zu genießen, doch als sich ihre Zähne regten, da wandte sie sich mit einem leisen Stöhnen von Mabel ab.
„Du hast Hunger.” Mabel schaute sie besorgt an. Nach fünf Jahren erkannte sie die Anzeichen auf Anhieb. „Ich hätte dich das Glas austrinken lassen sollen, das ich dir gebracht hatte. Soll ich dir noch ein Glas bringen, bis der Kuchen fertig ist?”
Elvi überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. Es wühlte sie jedes Mal auf, wenn sie von einem anderen Menschen trank, weil sie sich dann vorkam wie ein Tier. Doch je stärker der Hunger wurde, umso weniger regte sie sich auf. Sie konnte warten, und das sagte sie ihr auch. Mabel nickte, ihr Blick jedoch wanderte zu den Helfern in der Küche, Pedro und Rosita, und zu den Kellnern, die hin- und hereilten, um alle Gäste zu bedienen.
Um das Personal auf sich aufmerksam zu machen, klatschte sie in die Hände. „Jeder, der hier nicht gebraucht wird, hält sich von der Küche fern. Außer Elvi, mir, Pedro und Rosita hat hier niemand was zu suchen.” Sie lächelte kurz dem mexikanischen Paar zu, dann fügte sie an: „Ich werde die Gerichte auf den Tisch im Flur stellen, sobald sie fertig sind, und ihr legt da auch die neuen Bestellungen hin, damit ich sie entgegennehmen kann.”
Elvi wurde etwas ruhiger, als die Bedienungen den Raum verließen, und sah Mabel dankbar an. Es war nicht das erste Mal, dass sie bis auf Pedro jeden weggeschickt hatte. Sie verstand es als Vorsichtsmaßnahme, wenn Elvi Hunger
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