Ein Vampir unterm Weihnachtsbaum (German Edition)
zu werde ich zu häuslichen Streitigkeiten gerufen. Zumindest war das früher so. In den letzten Jahren hatten wir sogar einige Mordversuche, tätliche Angriffe und Fälle von Brandstiftung.«
»Und das hat erst in den letzten Jahren angefangen?«, hakte sie interessiert nach.
Teddy zog eine Karte, nickte und ordnete die Karten schmunzelnd in seiner Hand. Dann legte er eine Spielkarte ab und erklärte: »Ja, seit die Vampire in der Stadt sind.«
Erstaunt riss sie die Augen auf. »Willst du damit sagen, dass unsere Leute Morde begehen und – «
»Nein«, unterbrach er sie schnell. »Erschreckenderweise begehen nicht die Vampire diese Verbrechen, sondern es sind die Sterblichen, die die Unsterblichen angreifen«, bemerkte er angewidert und schüttelte ungläubig den Kopf. »In all diesen Fällen haben die Sterblichen, die das Verbrechen begangen haben, behauptet, dass der unschuldige Vampir oder der Unsterbliche das eigentliche Monster wäre. Da kann man doch nur noch den Kopf schütteln.«
Katricia kam wieder an die Reihe und zog nachdenklich eine Karte. Sie fragte nicht nach, aus welchem Grund die Sterblichen die Unsterblichen angegriffen hatten. Sie tippte auf Angst als Motiv. Die Menschen taten die dümmsten Dinge aus Furcht. Sie legte eine Karte ab und erkundigte sich: »Welche Stelle wird denn nun frei?«
»Die des Polizeichefs«, antwortete er, zog eine Karte und legte eine andere ab.
Sie starrte ihn entgeistert an. »Aber du bist doch der Polizeichef von Port Henry.«
»Wie ich sehe, bist du eine Ermittlerin mit messerscharfem Verstand«, neckte er sie und lächelte matt.
»Ha ha«, entgegnete Katricia grimmig. »Warum suchst du nach einem Nachfolger? Du machst deinen Job doch offensichtlich gern. Jedes Mal, wenn wir darüber sprechen – « Sie unterbrach sich und zuckte mit den Schultern. »Ich konnte dir ansehen, dass dir die Arbeit Spaß macht.«
»Das stimmt auch«, sagte er und bedeutete ihr, dass sie am Zug sei. Dann erklärte er bedächtig: »Aber ich werde langsam alt.«
»Du bist doch nicht alt«, widersprach sie sofort. »Du bist ja noch ein kleines Baby. Lieber Himmel, ich bin viel, viel älter als du.«
»Für einen Sterblichen bin ich schon alt«, erklärte Teddy geduldig. »Bald gehe ich in Rente und dann muss jemand meinen Platz einnehmen. Es wäre gut, wenn derjenige auch mit den Unsterblichen gut zurechtkäme. Du könntest das bestimmt. Ich werde mit Lucian sprechen, und wenn er dich für den Job geeignet findet, dann können wir – «
»Ich will deinen Job nicht, Teddy«, entgegnete Katricia ruhig. Sie meinte es auch so. Sie wollte ihn nicht haben. Er sollte den Job, den er so liebte, nicht aufgeben. Wenn sie ihn erst einmal gewandelt hätte, müsste er das auch nicht mehr. Aber das konnte sie ihm noch nicht verraten. Missmutig zog sie die Stirn in Falten und sagte: »Ich würde lieber mit dir arbeiten, als deinen Platz einzunehmen.«
Teddy schwieg und sah sie kurz eindringlich an. Dann legte er die Karten aus seiner Hand auf den Tisch und stand auf. »Ich könnte jetzt etwas zu trinken vertragen. Was ist mit dir?«
Sie legte ebenfalls die Karten ab und fragte eifrig: »Nochmal Kaffee?«
Teddy ging schmunzelnd in die Küche. »Du machst wohl Witze. Von den zwei Tassen zum Frühstück warst du den ganzen Tag schon völlig überdreht. Wenn du jetzt nochmal welchen trinkst, dann schläfst du sicher die ganze Nacht nicht.«
»Schlaf wird überschätzt.«
»Glaub mir, für einen alten Sterblichen ist er schon wichtig.« Mit diesen Worten holte er eine Geschenktasche vom Kühlschrank herunter.
»Was ist das denn?«, wollte Katricia wissen.
»Whiskey«, antwortete er, riss die versiegelte Tüte auf und zog die Flasche heraus.
Als er Katricias fragenden Blick bemerkte, zuckte er nur mit den Schultern und erklärte: »Ich bekomme jedes Jahr das Gleiche: eine Flasche zwölf Jahre alten Scotch.«
Teddy holte zwei Gläser aus dem Schrank. Katricia nickte verstehend und las das beiliegende Kärtchen. »Elvi? Onkel Victors Elvi hat ihn dir geschenkt?«
Teddy grunzte zustimmend und goss zwei Gläser ein. »Elvi weiß, dass ich diesen Whiskey mag, darum schenkt sie ihn mir jedes Jahr zu Weihnachten. Von Mabel bekomme ich immer selbstgebackene Kekse, eine Mütze, einen Schal und ein paar Handschuhe. « Er zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf.
»Du magst keine Handschuhe?«, erkundigte sie sich amüsiert, ließ dabei aber sein Gesicht keine Sekunde aus den Augen. Er hatte die
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