Ein Vampir zum Valentinstag (German Edition)
Mirabeau ruhig. »Wir haben beide aufgepasst. Nach der Attacke haben wir den falschen Tunnel erwischt. Es kann gar nicht anders sein.«
»Na ja, vielleicht stimmt ja auch die Karte nicht«, beharrte Stephanie krampfhaft. »Fehler kommen vor, selbst Lucian muss so etwas ab und zu mal passieren.« Dann wurde sie trotzig, verschränkte die Arme und zischte: »Ich gehe auf keinen Fall zurück. Ihr müsst mich schon k. o. schlagen und mitschleppen, denn ich laufe ganz sicher nicht nochmal die ganze Strecke. Ich bin müde und hungrig, außerdem habe ich genug von dem Gestank hier unten. Ich brauche eine Dusche, ein Bett und eine Portion Blut. Ich will hier raus.«
Als sie ihre Tirade beendet hatte, wurde es im Tunnel still. Stephanie schmollte, was Mirabeau nicht weiter störte, solange sie es nur schweigend tat. Ihre Gedanken kreisten um die Worte Dusche, Bett und Blut – drei Dinge, nach denen sie sich ebenfalls verzweifelt sehnte. Zwar waren sie nicht, wie Stephanie behauptet hatte, schon seit Stunden im Kanalsystem unterwegs, sondern eher anderthalb Stunden, aber wenn sie sich nicht verlaufen hätten, dann hätten sie es höchstwahrscheinlich trotzdem schon längst hinter sich gelassen.
»Ein Bett?«, fragte Tiny. »Es ist doch erst kurz nach Mitternacht, Stephanie. Ist das für dich nicht mitten am Tag?«
»Wir sind keine Vampire, Tiny«, gab der Teenager angewidert zurück. »Himmel, ich hab ja noch nicht mal Fangzähne. Und ich bin auch nicht die ganze Nacht wach und verschlafe dafür den Tag. Solange ich die Sonne meide, kann ich sehr wohl auch tagsüber aufbleiben. Nachts läuft sowieso nie was Gutes im Fernsehen, nur blöde, alte Filme und bescheuerte Verkaufssendungen, wo beknackte Sachen angepriesen werden«, erklärte sie seufzend. »Meistens gehe ich so gegen Mitternacht ins Bett.«
Tiny warf Mirabeau einen Seitenblick zu, doch diese zuckte nur mit den Schultern. Sie selbst schlief für gewöhnlich am Tag und war nachts wach. Allerdings hatte sie gestern nur wenig Schlaf bekommen, da sie sich um die Hochzeitsvorbereitungen hatte kümmern müssen. Gegen ein kleines Nickerchen hätte auch sie nichts einzuwenden gehabt, Blut klang ebenfalls ziemlich gut – und für eine Dusche hätte sie ohne Weiteres einen Mord begehen können, ebenso wie für neue Kleider. Lieber Himmel, auch sie wollte so schnell wie möglich aus diesen Kanälen heraus! Und sie hatte auch keine Lust auf eine zehnstündige Autofahrt in Klamotten, die nach Kloake müffelten.
Mit diesem Gedanken im Kopf drückte sie Tiny den Plan in die Hand, drehte sich um und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Wo willst du hin?«, fragte Stephanie erschrocken und stürzte ihr nach. »Ich hab doch gesagt, dass ich nicht zurückgehen werde.«
»Und trotzdem folgst du mir«, stellte Mirabeau trocken fest. Es überraschte sie nicht, dass der Teenager daraufhin abrupt stehen blieb.
»Aber nur um dir zu sagen, dass ich nicht mitkomme«, keifte sie schrill hinter Mirabeau her, die unbeirrt weiter in dem finsteren Tunnel voranschritt.
»Von mir aus. Bleib hier und schmolle. Ich persönlich werde allerdings den Kanalschacht nach oben benutzen, den wir vor einigen Minuten passiert haben, um endlich aus diesen verfluchten Tunneln herauszukommen«, entgegnete Mirabeau gelassen.
»Tatsächlich?«, rief das Mädchen aufgeregt und überrascht aus. Gleich darauf erklang das Klappern ihrer Schuhe auf dem Zementboden. Die Kleine kam zu ihr gerannt. Genau damit hatte Mirabeau gerechnet.
Tiny kam ebenfalls hinterher, allerdings viel leiser. Mirabeau bemerkte ihn erst, als er mit grollender Stimme fragte: »Wie lautet dein Plan?«
Mirabeau seufzte. Sie sollten bei dieser Mission Partner sein, doch sie war es nicht gewohnt, mit Sterblichen zusammenzuarbeiten – und schon gar nicht mit männlichen. Eshe und sie lagen meist automatisch auf einer Wellenlänge, weshalb es zwischen ihnen eigentlich nie zu Unstimmigkeiten oder Diskussionen kam. Sie hätte sicher nichts dagegen gehabt, den Plan zu ändern und die Kanalisation zu verlassen. Aber bei Tiny war sie sich da nicht ganz sicher. Er schien ihr eher der Typ Mann zu sein, der sich streng an die Regeln hielt.
»Mein Plan sieht vor, dass wir von hier verschwinden, uns ein Hotelzimmer nehmen, diesen stinkigen Dreck abwaschen, uns neue Kleider und etwas zum Essen besorgen, ein Nickerchen machen, dann den Wagen suchen und noch vor der Dämmerung aus der Stadt verschwinden.«
»Juhu!«, freute sich Stephanie
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