Ein verfuehrerischer Handel
Schatten spendete.
Er lehnte sich in die gepolsterten Ledersitze zurück und war dankbar für den leichten Wind, der von Norden blies. Im Alter von fünfundvierzig Jahren war er mit seiner olivfarbenen Haut und dem mit silbernen Fäden durchzogenen lockigen schwarzen Haar noch immer ein attraktiver Mann, ganz besonders für das schöne Geschlecht. In seiner Jugend hatte er sich lebhaft an der Damenwelt ergötzt - als Erbe einer Grafschaft konnte er sich die Frauen aussuchen. Doch seit er älter geworden war, hatte sich sein Geschmack ein wenig verändert. Anstatt der Fähigkeiten einer erfahrenen Geliebten zog er jetzt die Zartheit und die Überschwänglichkeit der Jugend vor.
Edmund dachte an seine derzeitige Freundin, Delilah Cheek, die junge Frau, die er in London aushielt. Delilah war die Tochter einer Schauspielerin, die er einmal verehrt hatte. Er schlief jetzt seit über einem Jahr mit Delilah, und ihr junger, zarter Körper erregte ihn noch immer. Nur an sie zu denken, an ihre kleinen, festen Brüste und das lange, kupferfarbene Haar, genügte, um sein Glied hart werden zu lassen. Im Alter von sechzehn Jahren, als er zum ersten Mal mit ihr geschlafen hatte, war das Mädchen noch Jungfrau gewesen. Seither hatte er ihr beigebracht, wie sie ihn glücklich machen konnte.
Doch jetzt näherte sie sich bald dem Erwachsenenalter; ihr Körper wurde reifer und besaß nicht mehr die schlanke, beinahe jungenhafte Form, die ihn erregte - bald würde er ihrer überdrüssig. Er würde sich nach der Jugend und der Schönheit eines unschuldigen Mädchens sehnen, so wie es ihm immer wieder erging.
Gütiger Himmel, es war ein anstrengendes Steckenpferd.
Seine Gedanken wanderten zurück zu den Tagen seiner Jugend, und er stieß einen deftigen Fluch aus. Mit neunzehn Jahren war er verheiratet worden, eine geplante Ehe - er hatte nur bittere Erinnerungen an eine verängstigte, frigide Frau, die jetzt lange tot war, und eine wunderschöne, aber nutzlose Tochter, nicht den ersehnten Sohn und Erben.
Natürlich gab es da noch seinen unehelichen Sohn Justin, diesen Abkömmling des Teufels, den er mit Isobel Bedford gezeugt hatte, der Tochter eines Junkers aus dem Ort. Iso-bei war wild gewesen und wunderschön, so leichtsinnig und lüstern wie er selbst. Er hatte nicht geglaubt, der Vater zu sein, doch die Ähnlichkeit - und die Feindschaft zwischen ihnen - war dann doch der unwiderlegbare Beweis.
Als der Wagen den unbefestigten Weg entlangholperte, der zum Haus seines Pächters Whitby Summers führte, streiften Edmunds Gedanken für einen Augenblick Delilah, und er dachte daran, wie er ihren jungen Körper gebrauchen würde, wenn er in die Stadt zurückkehrte. Doch der Anblick von Whits Tochter mit dem hellen Haar, die gerade erst vierzehn Jahre alt geworden war, lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung. Ariel war groß für ihr Alter, ihr gertenschlanker Körper zeigte noch keinerlei weibliche Kurven. Dennoch deutete alles darauf hin. Mit ihren langen, flachsblonden Locken, den großen, porzellanblauen Augen, dem sanften, geschwungenen Mund und ihrem herzförmigen Gesicht würde dieses Mädchen einmal eine Schönheit werden.
Wenn er zu Besuch kam, war er immer äußerst freundlich zu ihr. Zwar hatte sie noch nicht die nötige Reife, aber Edmund ließ sich stets alle Türen offen.
Ariel sah, wie der elegante leichte Wagen des Grafen vor dem Haus hielt. Sie hatte gewusst, dass er kommen würde. Der Graf traf immer am gleichen Tag des Monats zu seinem Besuch ein.
Sie überprüfte noch einmal ihr Aussehen, strich sich den schlichten Rock glatt und die saubere weiße Bluse, die sie extra gestern Abend für diese Gelegenheit noch gewaschen hatte. Unbewusst rieb sie sich über den blauen Fleck an ihrem Oberschenkel, wo die Peitsche ihres Vaters sie getroffen hatte. Sie hätte mit Jack Dobbs geflirtet, dem jüngsten Sohn des Böttchers, hatte er behauptet. Das stimmte nicht.
Jack Dobbs hatte sich Hals über Kopf in Betsy Sills verliebt, die Tochter des Metzgers, Ariels beste Freundin; aber wenn Whit Summers betrunken war, so wie gestern Abend, dann interessierte ihn die Wahrheit nicht.
Und in gewisser Weise empfand Ariel sogar Genugtuung über diese Ungerechtigkeit. Es war der letzte Anstoß, den sie gebraucht hatte, um ihren Plan in die Tat umzusetzen.
Der Wagen wirbelte eine Staubwolke auf. Edmund zog die Bremse und sprang heraus. Er sah gut aus - nahm sie an, mit den silbernen Strähnen in seinem schwarzen Haar und diesen
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