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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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vorzustellen, wie sie wohl aussah. Schön war sie, das musste so sein. Sein Vater hatte immer einen vorzüglichen Geschmack gehabt, was Frauen betraf. Er fragte sich, ob sie helles Haar hatte oder dunkles, ob sie groß war oder klein. Justin hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie wohl aussehen mochte; dennoch meinte er aufgrund der Lektüre ihrer Briefe, er würde sie besser kennen als jeden anderen, dem er je begegnet war.
    Er wusste nicht genau, was er mit ihr machen würde, jetzt da ihre Erziehung abgeschlossen war; doch dieses unschuldige Ding hatte sein Vater skrupellos ausnutzen wollen, und er fühlte sich in gewisser Weise für sie verantwortlich. Sie besaß keine Familie, niemanden, der sich um ihre Bedürfnisse kümmerte. Welche Entscheidung er auch traf, auf keinen Fall würde er das tun, was sein Vater mit ihm gemacht hatte - sie im Stich lassen.
    Justin streckte die Hand aus, griff nach dem Federkiel mit der weißen Feder auf seinem Schreibtisch, tauchte sie in die Tinte und schrieb die ersten Worte, die er ihr je mitgeteilt hatte - Instruktionen, denen sie folgen sollte, wenn sie die Schule verließ.
    Er würde die Greville-Kutsche schicken, um sie in sein Haus in London bringen zu lassen. Derzeit hatte er Geschäfte in Liverpool zu erledigen, die einige Wochen dauern konnten; doch bei seiner Rückkehr würden sie über ihre Zukunft reden. Er unterschrieb einfach mit: »Grüße, Graf von Greville.«
    Ihm kam der Gedanke, dass es sich für eine junge Frau nicht schickte, sich im Haus eines unverheirateten Mannes aufzuhalten; doch ihm waren die Regeln der Konvention gleichgültig, und ihm stand auch nicht der Sinn danach, sich noch mehr zu verausgaben, als er das bereits getan hatte. Er würde ihr eine Zofe zuweisen, eine, die genau wie die anderen Bediensteten wusste, welches Donnerwetter sie von ihm zu erwarten hatte, wenn sie nicht diskret war.
    Justin las den Brief, den er geschrieben hatte, noch einmal durch; mit einem Tropfen Wachs schloss er ihn und drückte dann das Greville-Siegel darauf: ein Habicht, der auf einen Hasen hinunterstößt. Er läutete nach einem Lakai, der eiligst gelaufen kam, gab ihm zwei Pence und befahl ihm, den Brief aufzugeben.
    Ariel verließ das Schlafzimmer, das man ihr im Stadthaus des Grafen von Greville zugewiesen hatte und lief die breite steinerne Treppe hinunter. Sie wohnte jetzt bereits fast zwei Wochen hier, und jeder Tag seit ihrer Ankunft war aufregender als der vorherige. Willkommen in London! London! Damals vor vier Jahren hatte sie das nicht wirklich geglaubt.
    Es fiel ihr noch immer schwer, sich an die Veränderungen zu gewöhnen, die in so kurzer Zeit ihr Leben umgekrempelt hatten. Nach einer gründlichen Erziehung beherrschte sie nun Lesen, Schreiben, Sprechen, Arithmetik und Französisch, wie jedes Mitglied des Adelsstandes. Sie kleidete sich modisch und fuhr in der teuren schwarzen Kutsche Lord Grevilles spazieren, obwohl sie in Wirklichkeit noch nicht viel gesehen hatte. Natürlich war das Haus ganz anders als in ihren Vorstellungen, es ähnelte überhaupt nicht dem herrlichen Greville Hall.
    Dieses alte Gemäuer war feucht und unfreundlich, aus dickem grauem Stein und schwerem Gebälk, ein massiver Bau, der mindestens zweihundert Jahre alt war, mit vom Rauch geschwärzten Deckenbalken und nicht genügend Fenstern. Kein Wunder, dass der Graf lieber durchs Land reiste!
    Dennoch war sie in London und unterwegs zur Erfüllung ihrer Träume. Auch wenn sie sich zuzeiten tief in ihrem Inneren noch immer wie die zerlumpte Tochter eines Pächters fühlte - die sie in Wirklichkeit ja auch war -, so gab es doch keinen Ort der Welt, den sie momentan vorzöge.
    Ariel trug ein aprikosenfarbenes Kleid, mit weißen Rosen bestickt, und ein schmales Rüschenunterkleid, das unter dem Saum hervorlugte; jetzt steckte sie eine Strähne ihres blassblonden Haares in die Locken, die auf ihrem Kopf eine Hochfrisur bildeten und begab sich in den Roten Salon.
    Sie strahlte, als sie ihre beste Freundin entdeckte, Kassandra Wentworth, die auf dem burgunderfarbenen Samtsofa saß. »Du bist da! Oh, Kitt, ich war nicht sicher, ob du wirklich kommen würdest.« Ihre Freundin eilte auf sie zu, und die beiden Mädchen umarmten einander.
    »Du hast wirklich geglaubt, ich würde dich im Stich lassen? Sei doch nicht so dumm - ich konnte es kaum erwarten, dich wieder zu sehen. Es hat allerdings einige Mühe gekostet, das gebe ich zu. Meine Stiefmutter war absolut nicht damit einverstanden,

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