Ein verfuehrerischer Handel
dass ich das Haus eines unverheirateten Mannes betrete.«
»Das kann ich mir denken.«
»In deinem Brief stand, dass der Graf noch nicht von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt ist.«
»Nein, noch nicht.«
»Wie wirst du ihm hier gegenübertreten?«
Ariel nagte an ihrer Unterlippe und setzte sich auf die Kante des Sofas. »Ich werde mit ihm reden. Hoffentlich versteht er mich. Mir ist klar, dass er in der Vergangenheit eine ansehnliche Summe für meine Erziehung ausgegeben hat -aber ich kann sicher einen Weg finden, ihm das Geld zurückzuzahlen.«
Kitt setzte sich neben sie und verdrehte die Augen, die ein wenig heller waren als das grüne Kleid, das sie trug. »Du kannst ihm das Geld zurückzahlen, richtig - in ungefähr hundert Jahren!« Kitt, kleiner als Ariel und nicht ganz so schlank, hatte feuerrotes Haar und ein respektloses, keckes Auftreten. Sie war die jüngste Tochter des Vicomte Stockton, einem Witwer von etwa fünfzig Jahren, der inzwischen eine Frau in ungefähr Kassandras Alter geheiratet hatte.
Ariel rutschte unbehaglich auf dem Sofa hin und her und zupfte an den Falten ihres Kleides. »Vielleicht spielt das Geld ja keine so große Rolle. Wenn ich ihm erst einmal erkläre, dass ich damals, als ich den Handel mit ihm schloss, nicht wirklich begriffen habe, was damit gemeint war, dann wird er vielleicht nicht so unvernünftig sein, darauf zu bestehen. Immerhin ist er ein Graf, und äußerst wohlhabend. Wenn er eine Geliebte möchte, kann er jede Frau bekommen, die er haben will.«
»Er will dich, Ariel. Deshalb hat er doch überhaupt deinem verrückten Vorschlag zugestimmt.«
Ariel sah in Kitts Gesicht. »Aber der Mann kennt mich doch nur als Kind. Er weiß nicht einmal, wie ich jetzt aussehe.«
Kitt betrachtete eingehend Ariels makelloses Äußere, die feinen Züge und das silberblonde Haar. »Nun, ich kann dir versichern, er wird nicht enttäuscht sein.«
Ariel starrte in ihren Schoß, ihre Brust war plötzlich eng geworden. »Ich habe ihm mein Wort gegeben. Was immer auch geschieht, ich halte es. Meinen Schwur werde ich nicht brechen, es sei denn, er entbindet mich davon.«
Kitt seufzte; wenn Ariel sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es nur wenig Chancen, sie umzustimmen. »Du hast in deinem Brief geschrieben, dass du jemanden kennen gelernt hast. Vielleicht hilft der dir ja ...«
Ariel lächelte selig, ihre trüben Gedanken waren wie weggeblasen. »Oh, Kitt - ich kann es kaum glauben. Es war ein Zufall, schlicht und einfach, ein Wunder - oder vielleicht auch das Schicksal -, dass wir einander begegneten. Die Sonne schien, und der Park ist nicht weit von hier entfernt. Ich habe mich entschieden, einen Spaziergang zu machen -da war er schon.«
»Da war wer?«
Kitts Freundin grinste. »Mein charmanter Prinz natürlich! Er ist blond und hellhäutig, und sehr wahrscheinlich der bestaussehende Mann, den ich je getroffen habe - namens Phillip Marlin ... zweiter Sohn des Grafen von Wilton.«
Kassandra versuchte, sich an Marlins Gesicht zu erinnern, daran, ob sie ihn irgendwann in der Vergangenheit schon einmal gesehen hatte - doch dann gab sie auf und schüttelte den Kopf. »Der Name kommt mir bekannt vor, aber ich glaube nicht, dass ich ihn kenne. Wahrscheinlich kann mein Vater Auskunft über ihn geben.«
»Um Gottes Willen, du darfst ihn gegenüber deinem Vater nicht erwähnen - wenigstens so lange nicht, bis ich alles
geregelt habe. Phillip weiß nichts von meiner Vergangenheit und auch nicht, warum ich hier bin. Er glaubt, der Graf sei ein entfernter Cousin von mir.«
»Nach allem, was du mir erzählt hast, hat Greville vor, dich bald näher kennen zu lernen«, spottete Kitt.
Was Ariel ignorierte. »Phillip und ich treffen uns jeden Vormittag im Park. Gestern hat er mich auf eine Fahrt in seiner Kutsche mitgenommen.«
Kitt runzelte die Stirn. »Findest du, dass das eine gute Idee ist? Mit einem praktisch fremden Mann?«
»Ich weiß alles, was ich wissen muss. Oh Kitt - irgendwie bin ich dabei, mich zu verlieben.«
»In wenig mehr als einer Woche?«
»Du hast doch sicher auch schon von Liebe auf den ersten Blick gehört, nicht wahr?«
»Jawohl, und ich bin nicht davon überzeugt, dass es so etwas gibt.«
»Nun, offenbar gibt es das doch, und ich bin sicher, dass Phillip meine Ansicht teilt.«
Kitt griff nach ihrer Hand. »Du hast in Mrs. Penworthys Institut eine Menge Dinge gelernt, meine Liebe, aber du hast überhaupt keine Ahnung von Männern. Sie sagen alles -
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