Ein verfuehrerischer Handel
schlafen. Was sonst noch damit verbunden war, entzog sich ihrer Kenntnis; aber das bekümmerte sie wenig. Sie war bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen, ihrem Vater und dem elenden Leben auf dem Bauernhof zu entkommen. »Zum größten Teil schon, Mylord!«
Seine hellen Augen musterten sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte das Gefühl, als würde er sie mit seinen Blicken entkleiden, erst die Bluse, dann den Rock, und sie verspürte den lächerlichen Wunsch, die Arme zu heben, um sich zu bedecken. Doch stattdessen hielt sie seinen Blicken stand und hob trotzig das Kinn.
»Das ist ein sehr interessanter Vorschlag«, meinte er. »Natürlich müssen wir da auch noch an deinen Vater denken; aber so wie ich ihn kenne, ließe sich möglicherweise eine Regelung finden, mit der er sich einverstanden erklärt.« Edmund streckte die Hand aus und umfasste ihr Kinn, drehte ihr Gesicht von der einen Seite zur anderen, betrachtete die Höhlung unter ihren Wangenknochen und das Grübchen in ihrem Kinn. Mit dem Finger fuhr er den Umrissen ihrer Lippen nach, dann nickte er bestätigend.
»Ja ... ein wirklich interessanter Vorschlag. Du wirst bald von mir hören, meine liebe Ariel. Bis dahin empfehle ich dir, dass du unsere Unterredung für dich behältst.«
»Aye, Mylord, das werde ich!« Sie beobachtete, wie er in seinen Wagen stieg, sah, wie er die Zügel auf die Rücken seiner Pferde schlug. Ihr Herz klopfte heftig, ihre Handflächen waren feucht.
Erregung hatte ihren Körper erfasst, Gewissheit, dass ihr Plan gelingen könnte. Unsicherheit folgte allerdings sofort. Ariel befürchtete, dass sie im Gegenzug für die Chance eines besseren Lebens gerade ihre Seele verkauft hatte.
2
London, England, 1802
»Er ist angekommen, Mylord. Soll ich ihn hereinbitten?« Mit gesenkten Schultern und grauem Haar stand der Butler Harold Perkins an der Tür des gräflichen Schlafzimmers im Landhaus Greville Hall.
»Ja, und schnell, bitte.« Edmund setzte sich mühselig in dem Bett ein wenig gerade auf, mit zitternder Hand griff er nach dem Wasser auf dem Nachttisch. Es schwappte über den Rand des Glases auf seine Bettjacke, als er versuchte, es an die Lippen zu führen, und ein Lakai, der in der Nähe stand, kam zu seiner Unterstützung herbei.
Er nahm einen Schluck; dann bedeutete er dem Mann, mit dem Glas zu verschwinden, gerade als sich die Tür öffnete und Justin Bedford Ross, sein soeben adoptierter Sohn und Erbe, den Kopf einzog und über die Schwelle trat.
»Du wolltest mich sehen?« Die tiefe, sonore Stimme besaß einen eigenartig vertrauten Klang. Justin näherte sich nicht dem Kranken, er blieb am Fußende stehen - eine große, dunkle und fast einschüchternde Gestalt. Es bestand kein Zweifel, dass dieser Mann sein Sohn war. Er besaß die gleichen hohen Wangenknochen, die gleiche schlanke, breitschultrige Gestalt wie Edmund, die gleichen Augen mit den langen, schwarzen Wimpern, obwohl die von Justin ein wenig dunkler waren, ohne einen Einschuss des hellen Blaus der Augen seiner Mutter.
»Der Papierkram ist ... erledigt«, erklärte Edmund ihm. »Du bist jetzt nach dem Gesetz ... mein Sohn und Erbe. In sehr kurzer Zeit ... so sagen mir die Ärzte ... wirst du der nächste Graf von Greville sein.«
Der bittere Gedanke ließ einen stechenden Schmerz durch seinen Körper fahren. Edmund beugte sich vor, er hustete heftig in sein Taschentuch und presste es dann an seine zitternden Lippen. Er wischte den Speichel weg, der mit einem Blutstropfen vermischt war. Himmel, niemals hätte er geglaubt, dass es so weit kommen würde: dass er gezwungen wäre, sein Vermögen, sein Erbe, einem Mann zu übergeben, der ihn aus tiefstem Herzen hasste.
Aber er hatte ja auch nicht erwartet, in den nächsten Dutzend oder mehr Jahren schon zu sterben.
Justin sagte nichts, er starrte ihn nur an, mit seinen bildschönen, aber eiskalten Augen.
Edmund holte zittrig Luft. »Ich habe dich hierher gebeten, weil es noch ein ... ein unerledigtes Geschäft gibt, über das ich mit dir reden möchte. Eine persönliche Angelegenheit ...«
Justin zog eine kräftige Braue hoch. »Persönlich? Interessant ... ich nehme an, dass wir beide deine Vorliebe für das schwache Geschlecht kennen, du sprichst von einer Frau.«
Der Graf weigerte sich, dem eindringlichen Blick auszuweichen. »Nicht ganz, obwohl sie schon sehr bald eine Frau sein wird.« Wieder hustete er, der Krampf ließ die Adern auf seiner Stirn hervortreten. Schweigend verdammte er die Lungenkrankheit,
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