Ein verführerischer Pakt
einfallsreich. Nicht schlecht, dachte er.
Duquesne zwang sich zu einem Stirnrunzeln und nickte zu allem zustimmend. Die Hände verschränkte er fest hinter dem Rücken, denn sonst hätte er Lily gepackt und geküsst, bis sie um Gnade gefleht hätte. Irrtum. Lily würde nie um etwas flehen.
Jetzt brach ihre Leidenschaft durch. Hier war wieder der neunjährige Kobold, der Leib und Leben riskiert hatte, nur um von einer hohen Eiche aus das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Lily war eine Frau, die ihr Geschick selbst in die Hand nahm und es in die Richtung lenkte, die sie einschlagen wollte. Er liebte sie so sehr, dass er es am liebsten laut in die Welt hinausgeschrien hätte.
Als ihr die Worte und auch die Kraft ausgingen, blieb sie einfach stehen, offenbar ganz verwirrt über ihren plötzlichen Ausbruch. Guy breitete die Arme aus, und sie rannte zu ihm, umschlang seine Taille und verbarg das Gesicht an seiner Brust.
Wie hatte er so lange in dieser Einsamkeit leben können? Warum hatte er Lily nicht schon vor Jahren gefunden? Sie und Beau hatten ihm gezeigt, wie viel Freude es machte, Ehemann und Vater zu sein. Nie hätte er das für möglich gehalten. Und Galen hatte ihm bewiesen, wie viel Freundschaft wert war. Guy hatte seine alten Freunde immer für etwas Selbstverständliches gehalten oder nie so recht an sie geglaubt. Das würde sich jetzt ändern. Sein Bewusstsein schien plötzlich geschärft, für andere Menschen, für eine hoffnungsvolle Zukunft – und im Moment in erster Linie für Lily.
"Bist du immer noch böse auf mich?" fragte er.
"Nein", flüsterte sie. "Ich war auch nicht auf dich böse, sondern … ach, einfach auf alles."
Mit dem Zeigefinger hob er ihr Kinn an. "Du bist wunderbar", sagte er und küsste sie mit all der Leidenschaft, die er so lange unterdrückt hatte. Als er sie freigab, um sie zu Atem kommen zu lassen, konnte er die Worte nicht länger zurückhalten. "Ich liebe dich, Lily. Ich glaube, ich habe dich von dem Augenblick an geliebt, als du in London in mein Arbeitszimmer gekommen bist."
Sie küsste ihn zärtlich auf den Hals. "Erinnerst du dich, dass du mich anfangs für einen Mann gehalten hast?"
Er lachte. "Habe ich das? Nun, das hat damals für mich wohl keine Rolle gespielt."
Damit brachte er sie ebenfalls zum Lachen. "Du bist viel zu durchtrieben, weißt du?" Sie seufzte, langsam fiel die Anspannung des Tages von ihr ab. "Der Teufel Duquesne. Jetzt verstehe ich, wie du zu dem Spitznamen gekommen bist."
"Nein, du verstehst es nicht. Aber wenn ich dich nun nach oben tragen darf, werde ich es dir zeigen."
Sie sah ihn herausfordernd an. "Den ganzen weiten Weg die Treppe hinauf? Dort drüben am Fenster steht ein sehr bequemer Diwan."
Er betrachtete ihr Gesicht. Nach seinem Kuss waren ihre Züge weicher, lieblicher und nachgiebiger geworden. "Ergibst du dich wieder, Lily?" zog er sie liebevoll auf.
Sie lachte, diesmal schon viel unbeschwerter. "Ich mich ergeben? Wohl kaum, Duquesne. Es war eigentlich eher eine an dich gerichtete Aufforderung!"
18. Kapitel
"Die Trüffel sind ausgezeichnet!" lobte Galen augenzwinkernd und machte sich begeistert über seinen Teller her.
"Ich werde nie wieder im Leben auch nur einen Pilz anrühren", schwor Lily und schüttelte sich dabei.
Fast zwei Monate waren seit der Anhörung auf Sylvana Hall vergangen, und sie waren zu Bernadettes Prozess nach London gereist. Der luxuriöse Speisesaal des Regent's Hotel stellte einen willkommenen Zufluchtsort nach dem langen Tag bei Gericht dar.
Weder Galens Junggesellenetablissement noch Guys heruntergekommenes Herrenhaus am Rande von Mayfair hätten den passenden Rahmen für ein Festessen geboten. Also hatten sie sich hier im Regent's versammelt, wo auch Thomas Snively bis zu seiner Rückkehr nach Schottland abgestiegen war.
Der Arzt lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und strich glättend über seine Leinenserviette. Er sah auf und lächelte Lily an. "Jetzt, wo alles ins Reine gekommen ist, kann endlich euer gemeinsames Leben beginnen." Er hob sein Glas. "Viele glückliche Tage wünsche ich euch."
Lily tat es ihm nach. "Mit einer vollkommen geordneten Zukunft kämen wir beide mit höchster Wahrscheinlichkeit aber auch nicht zurecht."
"Wie wahr", stimmte Guy zu und winkte dem Kellner, die Gläser nachzufüllen. "Trotzdem, Liebste, bin ich froh, dass deine ehemalige Schwiegermutter von der Bildfläche verschwunden ist. In Broadmoor ist sie bestens untergebracht. Ich wäre zwar
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