Ein verführerischer Pakt
Behälter, in denen die Substanz war, weisen eine große Ähnlichkeit auf. Wahrscheinlich wurden sie als Posten dort gekauft, wo das Rauschmittel hergestellt wurde."
"Es ist also tatsächlich ein Rauschmittel", stellte Galen fest. "Irgendein Opiat?"
"Kein Opiat, sondern ganz bestimmte getrocknete Pilze, die zu Pulver zerrieben wurden. Solche Pilze sind jahrhundertelang bei heidnischen Zeremonien verwendet worden, um einen besonderen Geisteszustand herbeizuführen. Vermischt mit einer Flüssigkeit, hinterlassen sie für gewöhnlich keinen Beigeschmack und sind nicht wahrnehmbar. Innerhalb einer halben bis Dreiviertelstunde beginnt die Person zu halluzinieren."
"Sie sieht also Dinge, die gar nicht existieren?" verdeutlichte Galen diese Aussage, falls jemand im Saal sie nicht verstanden haben sollte.
Thomas nickte. "Auch können völlig gewöhnliche Dinge oft befremdliche oder gar furchteinflößende Ausmaße annehmen oder in merkwürdigste Bewegungen geraten. Wenn man auf diese Erfahrung vorbereitet ist und sie positiv annimmt, kann sich enorme Euphorie einstellen. Wenn nicht, ist eher unerträgliche, panische Angst die Folge." Er seufzte. "Und in zu großen Mengen verabreicht, besteht durchaus Lebensgefahr, denn wie Sie wissen, sind manche Pilzarten tödlich giftig."
"Oh nein!"
Alle Köpfe fuhren herum. Beau stand da, die Hände erschrocken vor den Mund gepresst, und in seinen blauen Augen war deutlich Angst zu sehen.
Guy sah ihn geduldig an. "Was ist denn, Beau?"
"Ich hoffe, es war nicht zu viel, Onkel Clive! Ich wollte dir nur ein bisschen davon in den Sherry tun, damit du einschläfst, nicht, um dich umzubringen!" Er hielt den übergroßen Ring hoch, ein Giftring, der jetzt aufgeklappt war und in seinem Geheimfach nichts mehr verbarg. "Trotzdem war es ziemlich viel."
"Mein Gott!" Bernadette Bradshaw sprang auf und stieß dabei ihren Stuhl um. "Was hast du getan, du böses Kind!"
Beau zuckte mit den Achseln und sah äußerst schuldbewusst aus. Guy hätte beinahe gelacht. Der Junge war der geborene Schauspieler. "Es tut mir ja so Leid, Großmutter! Aber er hat meiner Mutter etwas von dieser Substanz gegeben. Ich dachte, er würde bloß einschlafen. Er hatte vor, Schlechtes über sie zu sagen, und das wollte ich nicht."
"Ephriam!" rief Bernadette und hielt verzweifelt Ausschau nach dem Arzt. "Augustus! Komm her! Beeil dich!"
"Ja, schnell!" ließ sich auch Beau vernehmen. "Kommen Sie rasch, ehe er stirbt!" Guy bedeutete ihm, still zu sein. Er hatte seine Rolle großartig gespielt, doch nun fing er an zu übertreiben.
Clive fiel prompt in Ohnmacht, er kippte vornüber von seinem Stuhl. Seine Mutter fiel neben ihm auf die Knie und klopfte ihm auf die Wangen. "Clive! Clive! Ach, Liebling", kreischte sie hysterisch. "Hätte ich doch nie von diesem verfluchten Zeug gehört!" Panisch sah sie sich wieder nach Dr. Ephriam um. "Augustus, beeil dich! Das Gegengift, rasch!"
Stille breitete sich im Saal aus. Der Arzt blieb auf seinem Stuhl sitzen und schüttelte stumm den Kopf.
"Wo haben Sie von dem 'verdammten Zeug', wie Sie es nennen, gehört? Und wann?" Die Fragen, die Galen jetzt an Bernadette richtete, peitschten durch den Saal wie Pistolenschüsse. "Und woher wissen Sie, dass es ein Gegengift gibt? Dr. Ephriam?"
"N…nein! Es ist keins bekannt …", stotterte der Arzt. "Nur Laudanum, zum Beruhigen. Aber er ist schon …" Er schlug die Hände vors Gesicht.
Bernadette begriff, dass sie sich verraten hatte. Alle starrten sie an. Vergeblich rang sie nach Worten.
"Haben Sie die Kräuterfrau namens Andolou umgebracht?" brüllte Galen. Er stand auf und zeigte anklagend mit dem Finger auf sie. "Haben Sie ihr das Messer so tief in die Brust gerammt, dass das Heft dabei abgebrochen ist?"
"Nein! Nein! Sie versuchte … Sie wollte es mir nicht … Es war ein Unfall! Wir kämpften, und …" Verzweifelt schien sie Ausschau nach irgendjemandem zu halten, der ihr Glauben schenkte, doch alle sahen sie nur vernichtend an. "Ich wollte doch nur …"
"Die Baroness hinter Gitter bringen? Sich ihren Besitz selbst aneignen?" donnerte der Richter. "Die Kontrolle über den jungen Baron und sein Erbe bekommen?"
Bernadette fuhr zu ihm herum und fing wieder zu kreischen an. " Mein Sohn sollte es haben! Er hätte es von Anfang an haben müssen, nicht dieser Weichling Jon. Dann bekam … bekam … sie dieses … dieses …" Sie zeigte auf Beau, und ihr Gesicht lief so dunkelrot an, als stünde sie kurz vor einem Schlaganfall.
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