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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr.
    Sie sah genauer hin und erkannte einen manngroßen Umriss in dem Dunkel unter einem riesigen Baum am Rand des Weges. Der Baum war hoch und breit, und der Schatten darunter dunkel, aber sie hatte den Eindruck, als hätte der Mann sich hingesetzt. Vielleicht war da eine Bank, und Ruskin wollte dort verweilen, rauchen oder nachdenken.
    Über die nächste Nacht.
    Bei der Vorstellung versteifte sie sich. Sie zog ihren Umhang fester um sich und stieg entschlossen die Stufen hinab, schickte sich an, dem Weg zu folgen.

    Mit jedem Schritt, den Tony die Park Street entlangging, nahm seine Unlust zu, die Abendgesellschaft seiner Patentante zu besuchen und mit einer Schar alberner junger Mädchen zu plaudern, ihnen Komplimente zu machen, jungen Dingern, mit denen er garantiert nichts gemein hatte - und die, wenn sie wüssten, was für ein Mann er in Wahrheit war, in Ohnmacht fallen würden. Genau genommen drohte ihn angesichts des ganzen verflixten Vorhabens beinahe so etwas wie Mutlosigkeit zu überkommen.
    Nicht in seinen wildesten Träumen konnte er sich vorstellen, eine der jungen Damen zu heiraten, mit denen man ihn bislang bekannt gemacht hatte. Sie waren … zu jung. Zu unschuldig, zu unberührt vom Leben. Er verspürte keinerlei Verbindung mit ihnen.
    Die Tatsache, dass sie - und zwar jede Einzelne - seinen Antrag überglücklich annehmen würden, wenn er sich entschloss, einer von ihnen einen zu machen, und sich zudem glücklich schätzen würden, weckte in ihm ernsthafte Zweifel an ihrer Intelligenz. Er war kein einfacher Mann und war es auch nie gewesen. Ein Blick müsste das jeder vernünftigen Frau verraten. Und er würde auch kein einfacher Ehemann sein. Die Stellung seiner Frau war so, dass sie ihrer Inhaberin eine Menge abverlangen würde, ein Aspekt, von dem die süßen jungen Dinger nicht den blassesten Schimmer zu haben schienen.
    Seine Ehefrau …
    Vor noch nicht allzu vielen Jahren hatte der Gedanke daran, eine Frau finden zu wollen, ihn in Gelächter ausbrechen lassen. Er hatte sich immer vorgestellt, dass eine Frau zu suchen, etwas sein würde, das ihn nicht sonderlich in Anspruch nehmen würde - wenn er heiraten musste, würde die richtige Dame irgendwie einfach da sein, wundersamerweise auf ihn warten.
    Er hatte da noch nicht begriffen, wie wichtig, von wie weitreichender Bedeutung sie in seinem Leben sein würde.
    Jetzt war er mit der Notwendigkeit einer Ehefrau konfrontiert - und noch notwendiger war es, auch die Richtige zu finden - aber die hatte bislang keinerlei Hang verraten, sich blicken zu lassen. Er hatte keine Ahnung, wie sie aussah, wie sie war oder welcher Aspekt ihres Wesens der entscheidende Hinweis sein würde - genau das entscheidende Element, das er brauchte, auf das er wartete.
    Er wollte eine Ehefrau. Die Rastlosigkeit, die seine Seele auszufüllen schien, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, aber was genau er sich wünschte, ganz zu schweigen davon, weshalb … das war der Punkt, an dem er auf Grund gelaufen war.
    Das Ziel identifizieren - die erste Regel für einen erfolgreichen Ausfall.
    Bis er damit Erfolg hatte, konnte er mit seiner Kampagne nicht beginnen; und das ärgerte ihn, nährte seine andauernde Ungeduld. Eine Frau zu finden war zehnmal schlimmer, als Spione zu jagen je gewesen war.
    Seine Schritte hallten auf dem Pflaster. Andere waren in einiger Entfernung zu hören. Seine Zeit als Agent der Krone lag noch nicht so lange zurück - er blickte unwillkürlich auf.
    Durch die Nebelschwaden, die über der Straße waberten, sah er einen Mann, gehüllt in Umhang und Hut, einen Stock in der Hand, aus dem Gartentor von … Amery House kommen. Der Mann war zu weit entfernt, um ihn erkennen zu können, und er ging rasch in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Das Haus von Tonys Patentante stand an der Ecke von Park Street und Green Street, mit dem Eingang zur Green Street. Das Gartentörchen führte auf einen Weg zu der Terrasse am Empfangssalon.
    Inzwischen war die Soirée bestimmt in vollem Schwunge. Der Gedanke an die hellen Frauenstimmen, das schrille Lachen und das Kichern, die abwägenden Blicke der Matronen, die Berechnung in so vielen Blicken, hatte eine niederdrückende Wirkung auf ihn.
    Zu seiner Linken kam das Gartentörchen näher. Die Versuchung, diesen Weg zu nehmen, in den Salon zu schlüpfen, ohne sich formal ankündigen zu lassen, sich unter die Leute zu mischen und sich rasch einen Überblick über die anwesenden

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