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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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drückte ihn Mary auf Nase und Mund. Ein unbekannter, süßlicher Geruch und Kälte stiegen dem Mädchen in die Nase. Sie wehrte sich einen Moment und hatte noch kurz Zeit, sich über den Ausdruck im Blick der Frau zu wundern.
    Dann wurde es schwarz um sie.
    ***
    War das der Tod? Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an, ihr Kopf zum Bersten. Ihre Fingerspitzen waren taub. Sie bewegte sie versuchsweise und stellte erstaunt fest, dass ihre Handgelenke nicht mehr gefesselt waren. Im Gegenteil, sie war in Leinentücher gehüllt und auf weiche Decken gebettet. Sie drehte den Kopf und rieb die Wange am Kopfkissen, wie es Katzen tun. Der Duft war angenehm und ganz unvertraut. Bisher noch kein Fegefeuer. Und auch noch keine himmlischen Chöre. Es schien keinen Grund zu geben, warum sie sich nicht bewegen oder die Augen öffnen sollte.
    »Mary?«
    Dass Gott weiblich sein könnte   – damit hatte sie nicht gerechnet. Langsam und nur zögernd schlug sie die schweren Lider auf und sah die Person an, die da gesprochen hatte. Die Frau hatte das lavendelfarbene Trauerkleid gegen etwas Dunkleres getauscht, aber sie war es: die Dame, die ihr von der Tribüne zugezwinkert hatte. Das bedeutete, dass sie weder in der Hölle noch im Himmel war.
    »Wie fühlst du dich?«
    Die Frage schien wohl eher unwichtig. Mary ließ den Blick durch das Zimmer gleiten   – geräumig, einfach möbliert, von Kerzen erleuchtet   –, dann sah sie zurück zu der zwinkernden Dame. »Ich weiß nicht.«
    »Wahrscheinlich hast du Kopfschmerzen; das bekommt man manchmal von Chloroform, auch wenn wir so wenig wie möglich genommen haben.«
    Chloroform: irgend so ein Fremdwort für eine gefährliche Substanz. Sie hatte zwar schon mal von einer Flüssigkeit gehört, von der man ohnmächtig werden sollte, aber so etwas hatte sie immer als erlogene Wunschvorstellung abgetan.
    »Bestimmt hast du Durst.« Die zwinkernde Dame reichte ihr ein Glas mit einer hellen, trüben Flüssigkeit. Als Mary zögerte, lächelte sie. »Das kannst du ganz beruhigt trinken.« Wie um es zu beweisen, nahm sie einen Schluck davon.
    Mary kostete vorsichtig. Aber als ihr die kühle Flüssigkeit durch die Kehle rann, trank sie gierig. Limonade. Einmal, vor ein paar Jahren, hatte sie so etwasschon getrunken. Zu ihrem Leidwesen war das Glas rasch geleert. Sie wischte sich den Mund und sah die Dame an. Mary war immer noch etwas benommen, doch gleichzeitig konnte sie sich nicht beherrschen. »Warum?«
    »Lass mich lieber mit Wer und Wo anfangen. Dann kommen wir schon noch zum Warum und Wie.«
    Mary nickte. Sie hatte das Gefühl, dass sie auf den Arm genommen werden sollte.
    Die Dame setzte sich neben das Bett. »Mein Name ist Anne Treleaven«, begann sie, »und ich bin die Direktorin hier in Miss Scrimshaws Mädcheninstitut. Unsere Gründerin war eine exzentrische und begüterte Dame, deren Bestreben es war, Frauen zu einem gewissen Maß an Unabhängigkeit zu verhelfen. In unserem Land erhalten Mädchen im Allgemeinen nur eine sehr mangelhafte Bildung, selbst diejenigen aus begüterten Verhältnissen, und unzählige Mädchen gehen ganz leer aus. Daher hat Miss Scrimshaw eine Schule gegründet.«
    Sie redete fast unbeteiligt, doch ihr Blick war aufmerksam und ließ Mary kaum aus den Augen. »Wir sind ein bisschen so etwas wie eine Wohltätigkeitseinrichtung, da es sich die meisten unserer Schülerinnen normalerweise nicht leisten könnten, das Schulgeld aufzubringen. Dennoch sind wir ein ganz besonderes Institut. Oft suchen wir unsere Schülerinnen nämlich selbst aus, statt darauf zu warten, dass sie auf uns zukommen. Wir halten Ausschau nach Mädchen, die von der speziellen Ausbildung, die wiranbieten, am meisten profitieren.« Sie legte eine Pause ein. »Und wir haben dich ausgewählt.«
    Marys Gesicht verfinsterte sich. »Ich nehme mal an, Sie halten das für eine großzügige Geste. Warum glauben Sie eigentlich, dass ich ausgewählt werden will? Wenn ich nun lieber
gehenkt
werden wollte?«
    Statt geschockt und entrüstet auszusehen, verriet Anne Treleavens Gesicht eher Belustigung. »Nun werde doch nicht gleich widerborstig. Wir haben nicht vor, dich zum Bleiben zu zwingen. Du kannst jederzeit verschwinden und dich hängen lassen, wenn du das willst. Aber ich hoffe doch, dass du mir wenigstens ein paar Minuten zuhörst, ehe du dich entscheidest.«
    Mary merkte, dass sie nicht nur ungezogen, sondern auch kindisch reagiert hatte. Sie zuckte die Schultern.
    »Meine Kolleginnen haben dich

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