Ein Versprechen aus Afrika
Industriellen in Maastricht, die alles in allem gar nicht so unangenehm und auch nicht so einfältig war, wie er vermutet hatte...
Sie liefen einen Hafen nach dem anderen an. Langsam fuhr das Schiff die Küsten Frankreichs entlang. Adrian de Wit war ein perfekter Gastgeber. Er kümmerte sich unermüdlich um das Wohl seiner Passagiere. Und Cornelius Wouters, der Notar, der seine zweite Jugend zu erleben schien, erfüllte seine Rolle als Zeremonienmeister auf das Vorbildlichste.
In jedem Hafen eilten die Passagiere natürlich an Land, um Neuigkeiten zu erfahren, und jedes Mal waren sie etwas erstaunt. Niemand schien auch nur im Geringsten Angst vor dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs zu haben. Doch lag das vermutlich daran, dass er ganz plötzlich ausbrechen und deshalb umso schrecklicher und endgültig sein würde.
Das Klima wurde allmählich wärmer. Nach der französischen Küste kam die von Spanien, dann jene von Nordafrika und schließlich die von Schwarzafrika. Das Schiff war jetzt bereits vierzehn Tage auf See. Vermutlich hatte man jetzt den halben Weg zurückgelegt. Nach weiteren vierzehn Tagen würden sie die Insel des Paradieses anlaufen.
Plötzlich wurde jedoch der Kurs geändert, das Schiff bewegte sich jetzt nur noch auf hoher See. Gewiss, die Passagiere vermissten die Landgänge. Doch der Präsident hatte ihnen eine eindrucksvolle Rede gehalten, um ihnen zu erklären, dass es, da nun der Krieg kurz bevorstand, zu gefährlich sei, sich in Landnähe aufzuhalten. Die Abende waren nach wie vor sehr unterhaltsam und die Tage vergingen wie im Flug. Kurzum, alle waren begeistert und wurden immer aufgeregter, je näher das vorgesehene Datum rückte.
Seit einiger Zeit war die Temperatur wieder etwas abgekühlt, was Franz Deker nicht überraschte. Nachdem sie den Äquator überquert hatten, befanden sie sich sehr weit unten in der südlichen Hemisphäre. Was ihn jedoch wunderte, war, dass immer mehr Schiffe aller Arten und Nationalitäten auftauchten, je mehr sie sich der abgelegenen Insel näherten. Er äußerte dies gegenüber dem Präsidenten, der ihm in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, erklärte:
»Wissen Sie nicht, was eine Seestraße ist? Wir befinden uns gerade auf einer solchen und werden im richtigen Augenblick davon abbiegen.«
Endlich, nach einem Monat auf See, erblickten sie am 17. März 1951 die Insel. Wegen des Nebels konnte man sie schlecht sehen. Doch waren Franz Deker und die anderen Passagiere im Stande, die hohen Kreidefelsen zu erkennen. Vermutlich hatten sie sich ihr Paradies nicht ganz so vorgestellt. Da dies jedoch der einzige Punkt der Erde war, der vom Krieg verschont werden würde, durfte man nicht allzu anspruchsvoll sein. Einige Stunden später machten die glücklichen Auserwählten auf der Präsident Adrian nacheinander zwei Entdeckungen. Erstens waren der Präsident und der Notar und Zeremonienmeister Cornelius Wouters wie vom Erdboden verschwunden. Zweitens landeten sie zwar auf einer Insel, doch konnte man diese nicht unbedingt als abgelegen bezeichnen. Denn sie befanden sich in... England! Die Präsident Adrian war am Ziel angelangt und fuhr gerade majestätisch in den Hafen von Southampton ein...
Es dauerte schließlich einige Monate, bis man auf britischem Boden Spuren von Adrian de Wit und seinem Komplizen, dem ehrenwerten Notar Cornelius Wouters, gefunden hatte. Letzterer hatte zwar auch an dieser ungewöhnlichen Kreuzfahrt teilgenommen, allerdings nicht ganz so, wie die anderen, denn er hatte das gesamte Geld seiner Kanzlei auf diese Weise außer Landes gebracht.
Die beiden, de Wit und Wouters, wurden nach Holland ausgeliefert und vom Gericht in Maastricht zu jeweils zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Opfer traten nur ungern als Zeugen auf, insbesondere der unglückliche einstige Philologieprofessor Franz Deker. Man wird auch nie erfahren, ob es aus Angst vor der Lächerlichkeit geschah oder ob die Zeugen trotz allem den beiden Betrügern dankbar waren, dass sie ihnen einen traumhaften Monat beschert hatten. Selbst wenn es die teuerste Kreuzfahrt aller Zeiten gewesen war.
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Frankreich, 1993. Jacques Manfreron, siebenundvierzig Jahre alt, wurde im Lauf von fünfundzwanzig Jahren mehrmals verurteilt und verbrachte fünfzehn Jahre hinter Gittern. Er wurde immer wegen des gleichen Delikts verurteilt: Betrügereien in allen Variationen. Er war der typische Wiederholungstäter.
Er war, wie übrigens die meisten Betrüger, sehr
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