Das Jesus Sakrileg 2
Kapitel 1
Durch einen kaum hörbaren Laut schreckte Andreas hoch. In Gedanken war er noch bei dem zuletzt gelesenen Absatz. Die Tochter des Tiberius, Claudia, war wahrscheinlich eine Anhängerin Jesus. Dieses Gerücht gab es unter Experten schon lange. Aber dass Maria und sie sich kannten, war neu. Sollte gar am Ende Jesus gar nicht am Kreuz sterben, weil Claudia eine Begnadigung für ihn erstritten hatte? Bei diesem Gedanken nahm wieder die Neugierde Besitz von ihm. Er nahm das Buch in die Hand und wollte weiterlesen, als er wieder diesen kaum hörbaren Laut vernahm. Die Angst kam zurück.
Er blickte zur Zimmertür. Nun gab es für ihn keinen Zweifel. Das Geräusch kam von der Tür.
Angstschweiß und Übelkeit bemächtigte sich seiner.
Machte sich jemand an der Tür zu schaffen? Wenn dem so war, wer konnte es sein? Ein Einbrecher, der Hotelgäste ausraubte? Wohl kaum, da es sich um ein Luxushotel handelte, in dem die Sicherheitsmaßnahmen sehr hoch waren. Wer dann? Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Ali.
„Scheiße“, gab er ängstlich von sich und umklammerte mit beiden Händen instinktiv das Buch.
Hätte er es nicht gelesen, so hätte Ali ihn wahrscheinlich im Schlaf umgebracht ...
Welch tragisches Ende, so kurz vor dem großen Ziel, dachte Andreas.
Aber was sollte er machen?
Er saß wie die Maus in der Falle. Ohne Aussicht auf Flucht. Aus dem Fenster konnte er nicht raus. Er befand sich im sechsten Stock und die Fenster ließen sich nicht komplett öffnen, aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen.
Je mehr sich Andreas den Kopf darüber zerbrach, was er tun sollte, desto bewusster wurde ihm, dass er verloren war.
Aber wie war Ali in das Hotel gelangt? Das Haus wurde vor allem nachts sehr streng bewacht, damit Attentäter den Hotelgästen nicht zu nahe kamen. Schließlich sollten die Gäste auch in Israel das Gefühl haben, dass sie geborgen waren. Luxushotels schienen eine der wenigen komplementären Dienstleistungen weltweit zu sein. Ob sich der Gast auf Hawaii, Mauritius, Damaskus, Moskau oder Jerusalem aufhielt, spielte keine Rolle. Denn überall war der Servicegrad ähnlich hoch. Schließlich bezahlte der Kunde dies mit seiner goldenen Amex und hatte somit Anspruch auf die allerbeste Behandlung. Und aus diesem Grund hatte Andreas sich auch in Israel immer in das gleiche Luxushotel einquartiert. Denn das Letzte, was er wollte, war, irrtümlich einem Selbstmordattentäter zum Opfer zu fallen. Dass die Kreditkarte seiner Mutter gehörte, erschien ihm nicht weiter erwähnenswert.
Nur, wo war das Sicherheitspersonal? Normalerweise würden sie einen Gast, der abends Zugang zu den Zimmern suchte, bei diesem melden, erst recht, wenn es sich um einen Araber wie Ali handelte, der allein schon vom Äußerlichen her nicht vertrauenswürdig wirkte. Aber Andreas hatte man nicht angerufen. Andreas fand keine Antwort auf seine ihn quälenden Gedanken.
Dann dämmerte es ihm: Was, wenn sie Ali erkannt hatten, schließlich war er vor einigen Stunden bei ihm gewesen? Sie hatten ihn wiedererkannt und einfach durchgelassen. So musste es gewesen sein, dachte Andreas. Was aber, wenn nicht? Hatte Ali vielleicht das Sicherheitspersonal erschossen? Daran wollte Andreas nicht glauben. Dann wären Schüsse gefallen und sicherlich wären andere Angestellte alarmiert worden.
Für Andreas stand fest, dass es Ali sein musste, der versuchte , das Schloss möglichst ohne Lärm zu knacken, um das Buch wieder an sich zu nehmen. Sicherlich hatte Ali einen anderen Interessenten, der noch mehr dafür bezahlen würde. Wie auch immer, wenn Ali das Zimmer betrat, so war sich Andreas sicher, würde er sterben.
Könnte er Ali überwältigen? Andreas war ihm körperlich überlegen. Aber leider war er kein mutiger Mann.
Welche Möglichkeiten gab es noch?
Sich verstecken? Nein, das kam für ihn auch nicht in Frage.
Sollte er mit einem Feuerzeug einen Feueralarm auslösen? Er hatte es oft im Fernsehen gesehen, wie die es machten. Einfach ein Feuerzeug im Bad an die Decke halten und warten, bis der Alarm ertönte. Was aber, wenn es nicht klappte und er somit kostbare Zeit verschwendete?
Vielleicht irrte er sich und es war niemand an der Tür, sondern es handelte sich um ganz normalen, banalen Lärm, verursacht durch Wind oder andere Geräusche. Nur Andreas wollte das nicht glauben.
Dann schoss es ihm durch die Adern, wie eine Kugel aus der Pistole.
Er lief zum Telefon und nahm den Apparat mit ins Bad.
„Rezeption, Sie wünschen,
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