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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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„Wie sich herausgestellt hat, war er eigentlich gar nicht mein Mann, er war noch nicht einmal ein Colonel. Es kam heraus, dass dieser Schuft bereits eine Gattin in Yorkshire und eine weitere in Portugal hatte.“ Sie blinzelte und biss sich auf die Lippe. „Er war nur ein Sergeant, der wegen Feigheit und Diebstahl unehrenhaft aus der Armee entlassen worden war. Ich hatte es keinen Deut besser getroffen als du mit deinem Lieutenant Havering. Armeebastarde!“ Sie spuckte aus. Dann betrachtete sie Elizabeth neidisch von oben bis unten. „Aber so, wie du aussiehst, hast du den Skandal unbeschadet überstanden …“
    Elizabeth lächelte schwach. „Nicht ganz. Aber ich habe das Glück gehabt, dass meine Großmutter mütterlicherseits mich nicht verstoßen hat. Ohne sie hätte ich tatsächlich nicht gewusst, was aus mir werden soll, nachdem mein Vater vor ein paar Jahren verstorben ist …“
    „Das Gleiche wie aus mir, nehme ich an“, sagte Jane gehässig. „Ich hörte, die alte Dowager Marchioness hätte dir die kalte Schulter gezeigt.“
    Elizabeth fragte leise: „Was, in aller Welt, ist mit dir geschehen, Jane? Wie ist es so weit gekommen? Was ist mit deinen Eltern? Sie wissen bestimmt gar nicht, wie du hier lebst.“
    Jane bedeckte ihren zitternden Mund mit einer Hand. „Es wäre ihnen auch egal, wenn ich tot wäre. Es wäre ihnen sogar lieber. Und es ist so gekommen … weil ich ihn liebte. Als mein Vater mir erzählte, er hätte schmutzige Einzelheiten … über Franks Vergangenheit herausgefunden … da wollte ich ihm nicht glauben. Mein Vater sagte, ich hätte die Wahl … ich könnte mit ihm nach Hause zurückkehren … oder bei meinem Bigamisten bleiben … und in dem Fall hätte er keine Tochter mehr. Also entschied ich mich … weil ich mir sicher war, dass er mich liebte … aber er ging fort … verließ mich … und unseren Sohn.“
    „Du hast einen Sohn ?“, flüsterte Elizabeth entgeistert. „Der hier lebt?“ Sie warf Hugh einen besorgten Blick zu, der sie stirnrunzelnd ansah, während er aufmerksam den Wortwechsel verfolgte.
    Jane nickte. „Oben.“ Sie deutete mit dem Kopf zur Treppe. „Hab dem kleinen Jack heut Abend etwas Laudanum gegeben. Dann ist er wenigstens ruhig und kriegt nichts mit.“
    Elizabeth packte das Handgelenk ihrer früheren Freundin. „Um Himmels willen! Hol den Kleinen, und komm mit mir nach Marylebone. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
    Jane riss sich los und wich mit vor Schreck geweiteten Augen zurück. „Das kann ich nicht. Du hast ja keine Ahnung. Er wird mich nie gehen lassen … nicht solange ich ihn nicht auszahlen kann …“
    „Wer? Von wem redest du?“
    „Schätze, sie meint mich“, erklang eine schmierige, schleppende Stimme hinter ihnen.
    Elizabeth wirbelte herum und erblickte einen stämmigen Mann mit fahlem Gesicht und unnatürlich blauen Augen. Die fettigen dunklen Kringellocken fielen ihm in die Stirn, als er grinsend auf sie zukam. Besitzergreifend legte er einen Arm um Janes Schultern.
    „Willste mich nich deiner Freundin vorstell’n?“, fragte er aalglatt.
    Jane senkte den Kopf und schwieg, da schüttelte er sie grob. „Keine Maniern, Mädchen? Wer’s die schöne Lady beim Reverend?“
    Hugh legte eine Hand auf Elizabeths Arm und zog sie mit sich fort, während er kalt sagte: „Wie ich sehe, arbeiten Sie wieder mit den alten Kniffen, Leach.“
    „Ich nich, Reverend“, protestierte der Mann scheinheilig. „Diese durchtriebenen Frauenzimmer kennen alle Kniffe und bringen mich in Schwierigkeiten. Lieg’n mir dauernd inne Ohr’n, dass ich mich für sie umschau’n soll. Also mach ich das, weil ich mich doch um sie kümmer.“ Wieder schüttelte er Jane herrisch. „Sag dem Pastor, wie gut Leachie sich um dich kümmert.“
    Jane sah auf. „Das tut er“, flüsterte sie. „Geht weg. Es tut mir leid … ich hätte euch nicht belästigen sollen … ich bitte euch, nicht wieder herzukommen.“ Sie raffte ihre schmutzigen Röcke, riss sich von dem Mann los und verschwand in der Dunkelheit des feuchten Hauseingangs.
    „Kommen Sie, Elizabeth!“ Hughs drängende Stimme zitterte vor Zorn.
    „Nein!“ Elizabeth starrte den Mann an, der ihre sittsam gekleidete Gestalt anzüglich von oben bis unten betrachtete und sich dabei nachdenklich das unrasierte Kinn rieb. „Beachten Sie Jane nich’ weiter“, knurrte er. „Hat manchmal kein Benehmen. Ich musste schon öfter deswegen laut mit ihr wer’n. Besonders wenn sie sich den Gents

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