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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Wein.
    „Also“, sprudelte Elizabeth irritiert hervor. „ich entschuldige mich, dass ich dich angeschrien habe, und ich halte dir zugute, dass du zu viel in der Gesellschaft dieses Wilden gewesen bist.“
    Wieder hatte Edwina nichts dazu zu sagen, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Elizabeth beobachtete ihre Großmutter besorgt, während diese an ihrem Madeira nippte. Zögernd fragte sie: „Hat der raffinierte Schurke dich etwa eingeschüchtert? Du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten! Ich habe die Absicht, ihm noch heute Nachmittag zu schreiben und ihn genau wissen zu lassen, was ich von diesem lächerlichen Betrugsversuch halte. Als ob du ihn bitten würdest, dir auch nur einen Penny zu leihen! Du besitzt Geld genug, um den halben ton zu kaufen. Hat er dich gedrängt, etwas zu unterschreiben? Hat er dich gezwungen? Sei versichert, dass ich ihm meine Meinung kundtun werde und …“
    „Dazu besteht kein Grund, Lizzie“, unterbrach Edwina sie und stellte ihr leeres Glas ab. „Du kannst dem Viscount persönlich Vorwürfe machen. Er ist nebenan im Empfangszimmer.“
    „Ich hoffe, das ist ein Scherz!“, flüsterte Elizabeth. Ihre veilchenblauen Augen waren weit aufgerissenen.
    „Er sagte vor wenigen Minuten genau dasselbe“, meinte Edwina zufrieden. „Vielleicht willst du ihm gar nicht mehr die Leviten lesen, wenn du ihn gleich kennenlernst.“
    Elizabeth starrte sie an. „Er ist hier? Jetzt? “
    „Ja. Und er hat mir tatsächlich eine Summe geborgt, deren Rückzahlung überfällig ist.“
    „Ich werde mir deine Märchen nicht länger anhören! Ich weiß genau, dass du es nicht nötig hast, dir von irgendjemandem etwas zu leihen. Du hast Wertpapiere und Anlagen im Überfluss. Wie kannst du nur glauben, ich würde mich mit dieser Geschichte hereinlegen lassen.“ Elizabeth warf verzweifelt die Arme hoch. „Eine Ehe mit einem Gentleman auszuhandeln ist ja schon schlimm genug. Einen Schurken zu bestechen, mich zu nehmen …“
    „Einen Gentleman-Schurken“, warf Edwina ein und nickte mit dem Kopf. „Und einen gut aussehenden noch dazu … Komm schon, Lizzie“, schmeichelte sie. „Der Viscount ist hier … im Empfangszimmer … und er ist bereit, seine Reise zu verschieben, um dir eine kurze Audienz zu gewähren.“
    Lady Elizabeth Rowe begegnete dem unschuldigen Blick ihrer Großmutter. „Er ist bereit, mir eine Audienz zu gewähren“, wiederholte sie leise mit vor Wut bebender Stimme. Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder den spöttischen Ausdruck in seinem Gesicht, als er sie vor zehn Jahren dabei ertappt hatte, wie sie ihm heimlich beobachtete.
    Edwina registrierte, wie ihre Enkelin stolz das Kinn hob, und entspannte sich. Auf einmal war sie zuversichtlicher als den ganzen Tag vorher. „Er ist ein viel beschäftigter Mann, Lizzie“, seufzte sie. „Er bat mich, dich darauf aufmerksam zu machen, dass er nicht lange Zeit hat. Aber er hat sich einverstanden erklärt, dir ein paar Minuten zu gewähren, bevor er zu seinem Gut in Kent aufbricht.“
    Lady Elizabeth Rowe kniff die vollen, weichen Lippen zusammen. „Hat er das? Wie außerordentlich zuvorkommend von ihm“, murmelte sie mühsam beherrscht.
    „Dein Kleid ist ein bisschen zerknittert und dein Haar ein wenig unordentlich …“ Edwina erhob sich und ging geschäftig um Elizabeth herum, während sie mit einer Hand seidige blonde Locken wieder feststeckte und mit der anderen den rosaroten Crêpe ihres Kleides glatt strich. Inzwischen zierten zwei zornrote Flecken Elizabeths makellosen elfenbeinfarbenen Teint.
    „Ross ist die Gesellschaft schöner, eleganter Frauen gewöhnt. Normalerweise könntest du es leicht mit ihnen aufnehmen, aber heute erblickt er dich nicht im besten Licht … doch genug davon. Man sieht dir dein Alter kaum an …“
    Elizabeth entfernte sich rasch von ihrer Großmutter. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal von einer derartigen Weißglut übermannt worden war. Und dieser Schurke durfte nicht gehen, bevor sie die Gelegenheit gehabt hatte, ihn einige Dinge wissen zu lassen. Sie riss die Tür mit einer solchen Wucht auf, dass Edwina, die ihr auf dem Fuße folgte, sie abfangen musste, damit ihre cremefarbene Seidentapete nicht zu Schaden kam.
    Während Elizabeth die wenigen Schritte zum Salon zurücklegte, riss sie sich mit zitternden Fingern ein paar Haarnadeln heraus. So, er war an die Gesellschaft schöner, eleganter Frauen gewöhnt? Sie ließ die Nadeln achtlos fallen und zerwühlte dann die

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