Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
Sie sich auch darum kümmern ...«
»... nicht selbst einen Dachdecker holen?« Die Stimme war immer schwerer zu verstehen.
Hannah verdrehte die Augen. »Natürlich kann ich auch selbst einen Dachdecker holen, aber dann muss die Rechnung...«
»... habe jetzt wirklich keine Zeit dafür ... Sturmschäden ...«
»Was?« Hannah bemühte sich, aus den Sprachfetzen schlau zu werden, die an ihr Ohr drangen. Doch so langsam trieb sie das ständige Knistern und Rauschen in der Leitung zur Weißglut. »Hören Sie, Herr Marbach. Entweder Sie schicken mir einen Dachdecker, oder ich rufe selbst einen. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich ein besseres Handy zulegen würden. Ich verstehe kein Wort!«
»... nicht mein Handy ... schlechter Empfang ...«
»Lieber Himmel, dann gehen Sie irgendwohin, wo der Empfang besser ist!«
»... jetzt nicht... Ruhe geben ... schicke ich Ihnen ...«
»Damit ich Ruhe gebe? Was denken Sie sich eigentlich? Hallo?«
»... jetzt an die Arbeit.«
Es knackte in der Leitung, und die Verbindung war unterbrochen. Hannah starrte ihr Telefon fuchsteufelswild an. »Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Mir regnet es ins Haus, und dieser Blödmann will, dass ich Ruhe gebe!« Erregt ging sie in der Küche auf und ab und wäre fast über Billa gestolpert, die sich ihr mit einem leisen Winseln in den Weg stellte.
Überrascht blickte sie auf die Hündin hinab. »Was ist denn los?«
Billa legte den Kopf auf die Seite und wedelte leicht mit dem Schwanz.
»Du meinst, ich soll mich nicht so aufregen, was?« Mit einem resignierten Seufzen ließ sich Hannah auf einen Stuhl sinken. Billa kam zu ihr und legte ihr den Kopf aufs Knie.
Hannah schmunzelte. »Du hast ja recht, Billa. Er hat es gar nicht verdient, dass man sich über ihn aufregt. Als ob ich ihn mit meinen Anrufen ärgern wolle!« Sie schüttelte den Kopf. »Hätte ich gewusst, wie er ist, hätte ich mir zweimal überlegt, ob ich das Haus miete.«
Billa gab ein zustimmendes Schnaufen von sich und stupste sie mit der Nase an. »Okay, ich lasse dich kurz in den Garten, aber dann muss ich wieder an die Arbeit.«
Missmutig steckte er sein Handy weg und trat mit einem leisen Fluch gegen den Reifen seines Wagens. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Diese Nervensäge von einer Mieterin hatte wohl beschlossen, ihm ständig auf den Keks zu gehen. Er hätte das Haus besser leerstehen lassen. Jetzt hatte er dauernd Beschwerden und Reparaturen am Hals.
Er atmete tief durch und lehnte sich gegen den Kotflügel. Onkel Richard hatte ihn schon gewarnt, dass das Dach des alten Gebäudes nicht mehr das beste war. Jetzt hatte er den Salat. Aber konnte diese blöde Ziege nicht selbst einen Dachdecker holen? Ihm reichte es schon, wenn er die Rechnung bekam. Andererseits würde sie ihm womöglich den Mieterbund auf den Hals hetzen, wenn er sich nicht um sein Haus kümmerte. Seufzend klappte er sein Handy auf und wählte die Nummer eines Onkels. Ausgerechnet heute hatte er aber auch wirklich keine Zeit. Der Sturm hatte einiges an Schaden angerichtet. Das Ausmaß an Zerstörung, das sich seinem Blick bot, wenn er den Kopf hob, überwog ein paar herabgewehte Dachpfannen bei weitem.
Erst als er das Gespräch mit seinem Onkel beendete, fiel ihm ein, dass er schon wieder vergessen hatte zu fragen, wie seine Mieterin überhaupt hieß. Den Mietvertrag hatte er seiner Tante mitgegeben und sich später nicht mehr darum gekümmert.
»Das sieht nicht gut aus.« Richard Bogner strich sich ein ums andere Mal durch seinen dichten, gepflegten Vollbart. »Da müssen wir mehr machen, als nur die Dachschindeln zu ersetzen.«
»Ich habe es befürchtet.« Hannah stand neben dem älteren Herrn und blickte ebenfalls zum Dach hinauf.
Er nickte vor sich hin. »Das wird teuer. Aber ich kann das erst mal provisorisch abdichten, bis ein Dachdecker verständigt ist.«
»Das wäre sehr nett. Leider war Herr Marbach wohl nicht sehr begeistert, als ich ihn schon wieder wegen einer Reparatur angerufen habe«, formulierte sie vorsichtig.
Bogner nickte lächelnd. »Ja, ja, der Junior ist da ein bisschen empfindlich, und auf Frauen reagiert er zuweilen etwas biestig. Nehmen Sie es ihm nicht übel, er hat schon genug hinter sich.«
»Kein Grund, unhöflich zu werden.« Hannah spürte noch immer einen Funken Arger in sich.
»Das ist natürlich richtig. Ich werde ihm nahelegen, sich an seine gute Erziehung zu erinnern.« Bogner zwinkerte ihr zu, und sie war für einen
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