Ein Weihnachtsengel auf vier Pfoten
kurz über Billas Ohren.
Leon war mit ihrer Reaktion auf seine kurze Berührung mehr als zufrieden und trat einen Schritt zurück. »Nun, auch wenn es Sie als Architektin vielleicht enttäuscht, aber der Entwurf stammt zu meiner Schande aus dem Prospekt eines Baumarktes.« Als sie ihn wieder anblickte, blitzte es amüsiert in seinen Augen.
Hannah lächelte zurück. »Enttäuscht nicht, eher erleichtert. Ich hatte schon befürchtet, Sie würden mir womöglich demnächst Konkurrenz machen.«
»Auf gar keinen Fall!« Er zwinkerte ihr zu und senkte verschwörerisch die Stimme. »So gerne ich das Ding für Mario gebaut habe, war ich doch froh, als es endlich fertig war. Als Vater hat man immer so etwas wie Heldenstatus, aber Sie glauben gar nicht, wie viele Splitter man sich an diesem Holz holen kann.«
»Dann sind Sie also nicht der geborene Baumeister?«
»Ich habe die Hütte unter Aufbietung meiner letzten Kräfte gebaut. Und ich hoffe sehr, dass Sie nicht auf die Idee kommen, mich zu bitten, eine weitere für Paula zusammenzubasteln.« Er setzte eine gespielt gequälte Miene auf, die Hannah zum Lachen reizte.
»Keine Angst, das lag nicht in meiner Absicht. Außerdem gibt es bei uns wirklich keine Bäume, die ein solches Ungetüm tragen würden.«
»Papa, dürfen wir hier noch weiter spielen?« Mario kam wie ein Wiesel die Leiter heruntergeklettert und griff nach seinem bunten Rucksack, der vollgepackt mit Süßigkeiten und Getränken am Baumstamm lehnte.
Leon hob die Schultern und sah Hannah fragend an. Sie nickte leicht. »Also gut.« Er gab Mario einen Klaps auf die Schulter. »Aber nicht zu lange. Es ist schon ziemlich kalt heute. Eine halbe Stunde dürft ihr oben bleiben.«
»Au ja!« Mario schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und war in Windeseile wieder oben im Baumhaus.
»Gehen wir ein paar Schritte?«, fragte Leon und wies mit dem Kinn auf den schmalen Weg, der weiter in den Wald hinein führte. »Wir bleiben auch in Hörweite.«
»Also gut – warum nicht?« Hannah folgte ihm den Weg entlang; Billa ging ruhig neben ihr her.
Die Bäume hatten ihr Blätterkleid schon fast vollständig abgeworfen, so dass die Novembersonne ihren Weg bis zum Waldboden fand, auf den sie unruhige Muster aus Licht und Schatten warf. Die Luft war erfüllt von würzigen Herbstdüften, die Hannah tief einsog.
»Das ist ein Grund, weshalb ich Förster geworden bin«, sagte Leon und sah sie von der Seite an. »Ich liebe diese Luft und wie sie sich im Laufe der Jahreszeiten verändert.«
Hannah nickte verständnisvoll und schaute sich um. Als sie die riesige Tanne erblickte, die am Rande einer Schonung am Boden lag, blieb sie überrascht stehen. Der Stamm war im unteren Viertel wie ein Streichholz abgeknickt. »Was ist denn da passiert?«
Leon ging zu dem gefällten Baum hin und stützte sich gegen den Baumstumpf. »Das war der Sturm von neulich«, erklärte er. »Wir hatten nicht erwartet, dass er in diesem Gebiet so stark wüten würde, und hatten eine ziemliche Menge Arbeit, die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Auf der anderen Seite des Waldes haben wir noch gar nicht damit angefangen. Da werden wir noch ein, zwei Wochen brauchen, bis wir die gestürzten Bäume alle herausgeholt haben.«
»Eine gefährliche Arbeit«, befand Hannah. »Wenn so ein Stamm nur noch von den danebenstehenden Bäumen gestützt wird, kann beim Fällen doch allerhand schiefgehen, oder?«
Leon schüttelte den Kopf, nickte dann aber. »Sicher, ganz ungefährlich ist es nicht, aber ich habe einen Trupp gut ausgebildeter Waldarbeiter, die das erledigen. Und mit den entsprechenden Maschinen geht es meist reibungslos.«
»Aber wenn hier mal ein Unfall passiert ...« Hannah ließ den Satz unvollendet, schauderte jedoch.
»Machen Sie sich Sorgen um mich?«
Hannah blieb stehen und blickte angestrengt geradeaus. »Um Ihr Ego mache ich mir jedenfalls keine Sorgen.«
»Autsch.« Leon grinste. »Das hat gesessen.«
»Vielleicht sollten wir umkehren.« Hannah drehte sich um und ging mit Billa langsam den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Leon war mit wenigen Schritten wieder an ihrer Seite. »Im Ernst, ein Förster hat keinen sonderlich gefährlichen Beruf. Die halbe Zeit verbringe ich mit Papierkram. Da könnte ich mir vorstellen, dass eine Baustellenbegehung für Sie wesentlich riskanter ist.«
Hannah antwortete nicht darauf, und so schwiegen sie, bis sie wieder beim Baumhaus angekommen waren. Von oben hörten sie nur leises Gemurmel und
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