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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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persönlich dafür.«
    »Hm.« Ihr Mund signalisierte deutlich,
was diese Garantie im Moment wert war.
    Renshaw lehnte sich scheinbar ungerührt
in seinem Sessel zurück. »Sie haben mit den Beamten der Sonderkommission
gesprochen?« fragte er.
    »Ja. Mit einer Beamtin namens Joslyn
und einem gewissen Morland.«
    »Haben Sie ihnen von den Drohbriefen
erzählt, die Sie erhalten haben?«
    »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Haben Sie vor, es zu tun?«
    »Nein.«
    »Vielleicht«, sagte Renshaw nach kurzem
Überlegen, »wäre es ja an der Zeit, sich ihnen anzuvertrauen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dieses Thema
haben wir schon erörtert, Mr. Renshaw. Niemand wird von diesen Schreiben
erfahren.«
    »Haben Sie schon mit Botschafter Jalil
darüber gesprochen?«
    »Der Botschafter — mein Cousin — ist
ganz meiner Meinung.«
    »Ach?«
    Das Wörtchen schien zwischen ihnen in
der Luft zu hängen. Malika Hamid neigte wachsam den Kopf.
    Renshaw fuhr fort: »Ich habe heute
morgen mit Botschafter Jalil gesprochen. Er findet es bedenklich,
Beweismaterial zurückzuhalten, und er sagt, er versteht nicht, wieso Sie so
hartnäckig darauf bestehen.«
    »Mein guter Cousin hat noch nie viel
kapiert.«
    Renshaw zog fragend die Augenbrauen
hoch. Mrs. Hamid führte ihre Bemerkung nicht näher aus.
    Ich sagte: »Und wenn nun die
Möglichkeit bestünde, die Drohbriefe einem zuverlässigen Mitglied der
Sonderkommission zugänglich zu machen, das diese Information so lange für sich
behalten würde, bis eine vertrauliche Behandlung gesichert wäre...«
    »Wie das?«
    »Wie Mr. Renshaw bereits erwähnte, hat
er mich hinzugezogen, weil ich enge Kontakte zu einem Mitglied der Kommission
habe, dem man vertrauen kann...«
    Sie schnitt mir mit einer Handbewegung
das Wort ab. »In dieser Sache kann man niemandem vertrauen.«
    Ihr Geheimhaltungstick grenzte ans
Pathologische, dachte ich. Es sei denn, sie hätte etwas Wichtiges zu
verbergen...
    »Mrs. Hamid«, setzte ich wieder an,
»vielleicht könnten Sie mir... uns erklären, weshalb Sie so darauf bedacht
sind, die Sache mit den Drohbriefen für sich zu behalten...«
    »Das habe ich Mr. Renshaw bereits
erklärt. Wir sind ein konservatives Land; wir legen keinen Wert auf
aufsehenerregende Publicity irgendwelcher Art. Außerdem ist unsere größte
Ölgesellschaft gerade im Begriff, einen Kontrakt mit Ihrer Chevron-Gesellschaft
auszuhandeln. Jedes Anzeichen politischer Instabilität würde diese
Verhandlungen gefährden.«
    »Sind diese Schreiben und der heutige
Anschlag denn Anzeichen politischer Instabilität? Vermuten Sie dahinter eine
extremistische Gruppierung?«
    »Ich will mit dieser Formulierung nur
illustrieren, was die Öffentlichkeit daraus machen würde.« Mrs. Hamid wandte
sich wieder Renshaw zu. »Es ist mir gar nicht recht, daß Sie Außenstehende in
die Sache hineinziehen.«
    Er lümmelte immer noch in seinem Sessel
und wirkte, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders, aber ich wußte, er
hatte jedes Wort mitbekommen, jede Nuance registriert. »Ms. McCone ist eine
hervorragende Ermittlerin.«
    »Ich will keine Ermittlerin. Ich will
lediglich effiziente und effektive Sicherheitsvorkehrungen.«
    »Die werden Sie auch bekommen.« Er
erhob sich abrupt und machte mir ein Zeichen, es ihm gleichzutun. »Ich werde
prüfen, ob meine Ersatzleute da sind, und dann müssen wir los.«
    Ich reagierte prompt, verabschiedete
mich von Mrs. Hamid und folgte ihm in die geflieste Empfangsdiele. Als ich mich
noch einmal kurz umdrehte, sah ich, daß die Generalkonsulin sich nicht gerührt
hatte, nur daß sich ihre Hände jetzt auf ihrem Schoß ineinanderkrallten. Noch
aus der Entfernung konnte ich erkennen, daß die Fingerknöchel weiß waren.
    Renshaw durchquerte die Diele und
sprach mit einem Wachmann im braungrauen RKI-Blazer. Ich wollte ihm folgen,
drehte mich aber um, als ich hinter mir ein Geräusch hörte. In der hinteren
Dielenecke stand eine riesige Bodenvase aus rosa Marmor, und über ihren Rand
ragte eine Stirn mit weichen schwarzen Ponyfransen, unter denen ein großes
dunkles Augenpaar ernst hervorguckte.
    Wie in aller Welt hatte es das Kind
geschafft, sich in diese Vase zu zwängen?
    Die Augen zwinkerten und verschwanden;
jetzt war nur noch ein Haarwirbel sichtbar. Ich wartete. Kurz darauf tauchten
die Augen wieder auf.
    Ich lächelte.
    Die Augen musterten mich.
    Ich zwinkerte.
    Gleich darauf zwinkerte das rechte Auge
zurück.
    Das war meine erste Begegnung mit
Habiba Hamid.
     
    Ich

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