Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition)

Titel: Ein Wispern unter Baker Street: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
Mitglieder des »Little Crocodiles«-Club. Mindestens zwei von ihnen waren zu ausgewachsenen Magier-Scheißkerlen der schlimmsten Sorte herangereift: Der eine hatte seine aktive Zeit in den sechziger Jahren gehabt, der andere war quicklebendig und auf der Höhe seiner Kunst und hatte im Sommer versucht, mich von einem Dach zu pusten. Da das Haus fünfstöckig gewesen war, hatte ich das persönlich genommen.
    »Ich glaube, Postmartin hat sich immer darin gefallen, den Amateurdetektiv zu geben«, sagte Nightingale. »Zumal wenn es hauptsächlich darum geht, sich mit Universitätsklatsch zu befassen. Außer dem Kandidaten in Henley glaubt er, einen weiteren hier in unserer schönen Stadt gefunden zu haben – und zwar im Barbican. Ich möchte, dass Sie sich morgen in Henley umschauen, nach Anzeichen suchen, dass der Mann ein Praktizierender ist, Sie wissen schon. Lesley und ich werden uns den anderen vornehmen.«
    Ich wischte den Rest der Pflaumensoße mit meinemletzten Stück Yorkshirepudding auf. »Henley ist aber ganz schön weitab vom Schuss.«
    »Umso mehr Grund für Sie, Ihren Horizont zu erweitern. Ich dachte mir, vielleicht würden Sie das gern mit einem seelsorgerischen Besuch bei Beverley Brook verbinden. Soweit ich weiß, lebt sie derzeit an diesem Abschnitt der Themse.«
    An oder in der Themse?, fragte ich mich flüchtig. »Hört sich gut an.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Nightingale.
    Erstaunlicherweise besitzt die Metropolitan Police kein Standardformular für Geistererscheinungen, also musste ich mir in Excel selber eines basteln. In alten Zeiten gab es auf jeder Polizeistation einen Katalogisierer – einen Beamten, dessen Aufgabe es war, eine Kartei mit Informationen über die örtlichen Ganoven, alten Fälle, Gerüchte und alles andere zu führen, was die blau uniformierten Streiter für Recht und Ordnung in die Lage versetzen mochte, im entscheidenden Moment die richtige Tür einzutreten. Oder wenigstens eine Tür im richtigen Viertel. In Hendon hat man einen solchen Katalogisierungsraum original belassen – ein staubiges Kämmerchen, dessen vier Wände bis unter die Decke mit Karteikästen ausgekleidet sind. Dieses Kämmerchen zeigt man den Auszubildenden und erzählt ihnen in gedämpftem Ton von den fernen Tagen im letzten Jahrhundert, als man Informationen noch auf Blätter aus Papier niederschrieb. In der heutigen Zeit loggt man sich – so man Zugangsberechtigung hat – in sein AWARE-Terminal ein und ruft CRIS auf, wo Straftaten registriert sind, Crimint + für Verbrechensanalysen, NCALT für Trainingsprogrammeoder MERLIN, wo Straftaten an Kindern vermerkt werden, und bekommt innerhalb weniger Sekunden seine Informationen.
    Das Folly als offizielle Lagerstätte aller Dinge, über die der rechtschaffene Polizeibeamte nicht gern redet und die er schon gleich gar nicht im elektronischen Datensystem herumschwirren haben will, wo Hinz, Kunz und jeder aufgeweckte Daily-Mail -Reporter sie in die Finger bekommen könnte, erhält seine Informationen auf die altmodische Art – mündlich. Empfänger ist in der Regel Nightingale, der die Meldung (ausnehmend leserlich, sollte ich hinzufügen) auf Papier festhält, welches ich abhefte, nachdem ich die wichtigsten Stichworte auf eine Karteikarte übertragen habe, die in die entsprechende Abteilung des Karteikataloges der Allgemeinen Bibliothek wandert.
    Ich meinerseits tippe meine Berichte auf dem Laptop in mein Standardformular ein, drucke sie aus und hefte sie dann in der Bibliothek ab. Nach meiner Schätzung beherbergt die Allgemeine Bibliothek über dreitausend Akten, nicht eingerechnet die unkatalogisiert gebliebenen Ghostspotting-Kladden aus den dreißiger Jahren. Irgendwann würde ich sie alle in eine Datenbank eingeben – vielleicht, indem ich Molly das Tippen beibrachte.
    Nachdem der Papierkram erledigt war, widmete ich mich eine halbe Stunde lang (mehr war wirklich nicht zu ertragen) Plinius dem Älteren, dessen Ruhm darauf gründet, dass er die erste Enzyklopädie der Welt schrieb und später etwas zu nahe am Vesuv vorbeischipperte, als der gerade seinen großen Tag hatte. Dann machte ich mit Toby eine Runde um den Russell Square, schaute noch auf ein Pint ins Marquis rein und verzog mich wieder ins Folly und ins Bett.
    In einer Einheit, die aus einem Chief Inspector und einem Constable besteht, ist es nicht der Chief Inspector, der nachts Bereitschaftsdienst hat. Nachdem drei meiner Handys aus Versehen magisch durchgeschmort worden waren,

Weitere Kostenlose Bücher