Ein wunderbarer Liebhaber
kehrte ihm den Rücken zu.
Der Mond stand noch hoch am Himmel, und sein Licht schlug eine helle Schneise durchs schwarze Wasser. Von der Reling aus konnte Serena die weißen Kronen der Wellen sehen, die am Schiff vorbeiglitten. Es war nach zwei Uhr morgens, und außer ihr kein Mensch an Deck. Sie mochte diese Zeit. Die Passagiere schliefen, die Frühschicht hatte noch nicht begonnen. Sie war allein mit der See und dem Wind.
Sie atmete die salzige Nacht ein. Im Morgengrauen würden sie Nassau erreichen, und im Hafen blieb das Casino geschlossen. Sie hatte den Vormittag frei. Der Abend wäre ihr lieber gewesen.
„Die Nacht passt zu Ihnen.“
Serenas Hände legten sich fester um die Reling. Obwohl sie seine Stimme nicht kannte und seine Schritte nicht gehört hatte, wusste sie, wer hinter ihr stand. So langsam wie möglich drehte sie sich zu ihm um.
„Ist Ihnen das Glück treu geblieben?“ fragte sie.
Justin sah ihr ins Gesicht. „Offensichtlich.“
Sie versuchte, von seinem Akzent auf seine Herkunft zu schließen. Es ging nicht. Seine Stimme war tief und melodisch und ohne jede Färbung. „Sie sind sehr gut“, sagte sie. „Einen Profi haben wir nur selten im Casino.“ In seinen Augen schien Belustigung aufzublitzen, bevor er ein Zigarillo hervorholte und es ansteckte. „Genießen Sie die Reise?“
„Mehr, als ich erwartet habe.“ Nachdenklich zog er am Zigarillo. „Und Sie?“
Serena lächelte. „Es ist mein Job.“
Justin lehnte sich neben ihr an die Reling und legte die Hand neben ihre. „Das ist keine Antwort, Serena.“
Da sie ein Namensschild trug, zog sie lediglich eine Augenbraue hoch, als er ihren Namen nannte. „Er macht mir Spaß, Mr. …?“
„Blade“, erwiderte er leise und strich mit der Fingerspitze an ihrem Kinn entlang. „Justin Blade. Merken Sie ihn sich.“
Serena zuckte nicht zurück, sondern musterte ihn ernst. „Ich habe ein gutes Gedächtnis.“
Er nickte. „Deshalb sind Sie auch eine gute Geberin. Seit wann machen Sie das?“
„Seit einem Jahr.“ Obwohl er sie nicht mehr berührte, kühlte ihr Blut nicht ab.
Überrascht nahm Justin einen letzten Zug und trat das Zigarillo aus. Er nahm ihre Hand von der Reling, drehte sie um und betrachtete die Handfläche. „Was haben Sie vorher gemacht?“
Obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass ein Rückzug jetzt ein weiser Zug wäre, ließ Serena ihre Hand in seiner. „Ich habe studiert.“
„Was?“
„Was immer mich interessiert hat. Was tun Sie?“
„Was immer mich interessiert.“
Sie lachte, ein leiser, verführerischer Laut, der an seiner Haut entlang wisperte. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie das ziemlich konkret meinen, Mr. Blade.“ Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, aber seine Finger schlössen sich darum.
„Das tue ich“, murmelte er. „Mein Name ist Justin, Serena.“ Sein Blick wanderte über das verlassene Deck, dann auf die dunkle, endlose See hinaus. „Dies ist nicht der Ort für Förmlichkeit.“
„Für die Mannschaft gelten beim Umgang mit Passagieren bestimmte Regeln“, sagte sie scharf. „Ich brauche meine Hand.“
Er lächelte. „Ich auch.“ Er hob sie an den Mund und presste die Lippen in die Mitte der Handfläche. Serena spürte die Nachwirkung des Kusses in jeder Pore. „Und ich nehme mir, was ich brauche“, murmelte er an ihrer Haut.
Sie atmete schneller, ohne dass es ihr bewusst wurde. Auf dem dunklen leeren Deck war er kaum mehr als ein Schatten mit einer Stimme, bei deren Klang es sie heiß überlief, und gefährlichen Augen. Serena registrierte ihr heftiges Verlangen, und ihr Unmut darüber schlug in Verärgerung um.
„Diesmal nicht. Ich gehe hinein. Es ist spät.“
Justin hielt ihre Hand fest und zog die Nadeln aus ihrem Haar. Seine Kühnheit verblüffte Serena. Sie funkelte ihn an.
„Spät“, wiederholte er und strich mit den Fingern durch die blonde Mähne. „Aber Sie sind eine Frau für die dunklen Stunden. Das habe ich gleich gedacht, als ich Sie sah.“ Er drehte sich, bis Serena zwischen seinem Körper und der Reling gefangen war. Ihr Haar flatterte über dem Wasser, vom Wind erfasst, und ihre Haut schimmerte im Mondlicht wie Marmor.
„Wissen Sie, was ich dachte?“ fragte Serena. „Ich fand Sie unhöflich und provozierend.“
Er lachte. „Wie’s aussieht, hatten wir beide Recht. Sollte ich Ihnen sagen, dass ich mich kaum aufs Spiel konzentrieren konnte, weil ich mich immerzu gefragt habe, wie Ihre Lippen wohl schmecken?“
Serena stand
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