Ein Zirkus für die Sterne
»Eifersüchtig, das ist alles. Die Zuschauer lachen über mich, über meinen geistreichen Kram – aber das Lachen aus dem Bauch, was du kriegtest, Cholly … Junge, hab’ ich dich beneidet!« Der alte Clown bekam einen Hustenanfall und beruhigte sich wieder, doch wurden ihm die Augenlider schwer. »Deine Nummer hat mir immer gefallen, Cholly – ich möchte sie gern noch einmal sehen.«
Cholly schüttelte den Kopf. »Mir ist nicht sehr spaßig zumute.«
Peru Abner streckte eine Hand aus und umklammerte Chollys Arm. »Was wir machen ist Kunst! Zum Spaß spielen wir Karten oder betrinken uns. Wenn wir spielen, dann … dann ist das für die Seele. Spiel für mich, Cholly!« Er hob die Augen zu den anderen Clowns, die um sein Bett herumstanden. »Ihr alle, ich will euch alle sehen. Fangt an. Macht euch zum Narren!«
Cholly hielt einen Moment lang inne, dann, schwerelos und ungeschminkt, stieß er sich von der Koje ab, fand zwischen den zwei oberen Kojen mitten in der Luft sein Gleichgewicht und begann seine Nummer, in der er den Vagabunden darstellte, der niemals Erfolg hat, jedoch die immerwährende Flamme der Hoffnung in seiner geschundenen Seele nährt. Die anderen Clowns begannen durcheinanderzupurzeln und ihre komischen Dramen vorzuführen, und in Windeseile war aus der ganzen Vorstellung ein einziges Chaos aus unfreiwilligen Zusammenstößen und Gelächter geworden. Cholly versuchte, den unbewegten Gesichtsausdruck beizubehalten, der sein Markenzeichen geworden war, es gelang ihm aber nicht. Er lachte, bis das Lachen ihm Tränen in die Augen trieb, dann hielt er inne und zog sich auf Perus Koje zu. Er hielt sich am Geländer fest und schüttelte den Kopf. »Verflixt, Peru, ob wir wohl auf dem Planeten freien Fall kriegen könnten? Es ist fabelhaft! Wenn es eine künstliche Schwerkraft gibt, können wir vielleicht auch künstliche Schwerelosigkeit fabrizieren für die …« Cholly blickte Peru ins Gesicht. Seine Augen waren geöffnet, das Gesicht war entspannt, und er lächelte. »Peru?« Er schüttelte Perus Arm. Der große Clown war tot.
Bordbuch, O’Hara’s GreaterShows 3. Mai 2148
Unterwegs zum vierten Planeten von 9-1134. Zweiter Versuch einer Kurskorrektur erfolgreich, doch wenig Treibstoff für die Fähren übriggeblieben. Wir müßten am 8. auf den namenlosen Planeten stoßen. Ein Tauft-den-Planeten-Wettbewerb läuft, um die Stimmung zu heben. Der Direktor hat »Momus« vorgeschlagen, nach dem alten Erdgott des Spottes. Einer der Bullen, Lolita, ist unter Beruhigungsmitteln gestorben. Auch die Gesundheit des Direktors läßt nach …
Warz Tho hob die Augen von seiner Arbeit am Bordbuch und ließ den Blick über die Brücke und die Besatzungsmitglieder gleiten, die an ihren jeweiligen Stationen saßen. Pirat Jon schlief mit zurückgelegtem Kopf, fest angeschnallt an seinen Sitz. Kahler Willy hing über seinem Mischtisch, und seine einzige Bewegung bestand im Heben und Senken der Brust beim Atmen. Da die Funkverbindungen tot waren, blieb der Stuhl des Funkers leer. Der Pendiier schüttelte den Kopf und studierte den Bildschirm über Pirat Jons Platz. Der winzige Planet war merklich größer geworden. Der blauweiße Himmelskörper hatte kleine polare Eiskappen, ausgedehnte Landmassen und kleine Ozeane. Nur fünfzig Prozent seiner Oberfläche waren von Wasser bedeckt. Es mußte ein trockener, aber bewohnbarer Ort sein. Der Planet besaß keine Monde – nicht mal einen.
Warz schlug das Bordbuch zu und steckte den Stift in seine Jackentasche, während ihm der dumme Seemann einfiel, der mitsamt seinem Schiff unterging, weil er noch die letzte Eintragung ins Logbuch beenden wollte. Er schnallte sich von seinem Stuhl los, klemmte das Bordbuch unter den Arm und schob sich auf die Tür zu. Er warf einen letzten Blick auf den Bildschirm und entdeckte zu seiner Verblüffung, daß ein verbeulter Schrotthaufen in den Weg der Baraboo geriet. »Pirat!« Warz stieß sich auf die Station des Ersten Ingenieurs zu und schlug Pirat auf den Rücken. »Pirat! Wach auf!« Er schrie dem Piloten zu: »Kahler Willy, siehst du das dort vor uns?«
Kahler Willy sah sich nach Warz um, dann warf er einen Blick auf den Bildschirm. Er drehte sich wieder um und gab einen Code ein, um seinen eigenen Schirm zu aktivieren. Pirat blickte auf, rieb sich die Augen und sah noch einmal genau hin. »Ich freß einen Besen, wenn das nicht der Blitz ist!« Funken sprühten aus einem Teil des Wracks. »Willy, er steht unter Dampf!
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