Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
seines Vaters und ich wusste nicht, wie ich sie ihm hätte beibringen sollen. Also schwieg ich.
Jetzt würde ich Paul Hohenberg begegnen. Ich hatte einen anderen Familiennamen als meine Tante - Johannes Vater würde kaum die Verbindung erkennen.
„Sie werden dich mögen, mach dir keine Gedanken.“ Ihm war meine Nervosität nicht entgangen, auch wenn er die eigentliche Ursache hierfür nicht erahnen konnte.
Obwohl mir der Eingangscode bestens bekannt war, zögerte ich und verzichtete schließlich darauf, uns selbst ins Haus zu lassen. Stattdessen drückte ich auf die Klingel.
Die Tür wurde geöffnet und eine patent aussehende Frau um die Mitte Dreißig stand vor uns. Sie hatte langes braunes Haar, ihr Gesichtsausdruck war ernst.
Hinter ihr nahm ich eine Bewegung wahr. Ich blickte nach unten und entdeckte einen kleinen Jungen von ungefähr fünf Jahren. Er lugte vorsichtig hinter der Frau hervor, wobei er Asmodeo und mich mit großen hellgrünen Augen beäugte.
„Guten Tag“, begrüßte ich die Frau. „Mein Name ist Lilith Stolzen und mein Begleiter ist Graf di Borgese. Wir möchten zu Herrn Hohenberg.“
„Selbstverständlich. Bitte kommen Sie doch herein. Ich bin Frau Lange, die Haushälterin. Herr Hohenberg erwartet Sie bereits.“
„Sie hat Feuerhaare, Mama“, flüsterte der Junge und deutete auf mich.
Ich beugte mich zu ihm herab. „Hallo junger Mann, wer bist denn du?“
Der Junge versteckte sich noch ein wenig mehr hinter seiner Mutter und schwieg.
Frau Lange lächelte und antwortete für ihren Sohn. „Er heißt Florian und ist anfangs schüchtern. Aber täuschen Sie sich nicht, das gibt sich schnell.“ Und zu Florian sagte sie. „Willst du Frau Stolzen und Graf di Borgese nicht die Hand schütteln?“
„Nein“, folgte die Antwort, wie aus der Pistole geschossen.
Asmodeo schmunzelte. „Ein Mann mit Prinzipien, das gefällt mir.“
Florian kam unerwartet hinter seiner Mutter hervor, packte mich und Asmodeo bei der Hand und führte uns in Richtung des großen Empfangszimmers.
Im Gegensatz zu sonst waren die breiten Flügeltüren heute geöffnet. Rund zehn Personen hielten sich in dem Raum auf. Es wurde mit gedämpfter Stimme geredet, es wurde Kaffee und auch Alkohol getrunken, aber niemand genoss, was er zu sich nahm.
Als wir eintraten drehten sich alle Gesichter in unsere Richtung. Die Gespräche verstummten.
„Das ist ein Graf und Frau Feuerhaar“, kündigte uns Florian unter den entsetzten Blicken seiner Mutter an, die ihn nicht mehr hatte aufhalten können. Sie versuchte, den Jungen wegzuziehen, doch Asmodeo hielt sie auf und strich dem Kleinen behutsam über den Kopf.
„Vielen Dank, junger Herr. Das hast du gut gemacht.“ Dann gab er Florian einen kleinen Schubs und der Junge ging stolz zu seiner Mutter zurück, die mit ihm Richtung Küche verschwand.
Asmodeo wandte sich den Anwesenden zu: „Guten Tag, ich darf Ihnen Frau Stolzen vorstellen und ich bin Graf di Borgese. Wir sind sehr gute Freunde von Herrn Johannes Hohenberg und wir bedauern es beide außerordentlich, dass wir Sie unter derartig tragischen Umständen kennenlernen.“
In diesem Moment kam Johannes mit einem grauhaarigen Mann aus einem Nebenzimmer herein. Johannes erblickte uns, wechselte mit seinem Gesprächspartner einige Worte und kam unverzüglich zu uns herüber. Der ältere Mann begleitete ihn. Er war groß und schlank, wenn auch kleiner als Johannes. Seine graublauen Augen verliehen ihm einen überaus intelligenten Ausdruck, doch wirkten sie bei näherem Hinsehen matt und müde. Harte Linien der Erschöpfung zeichneten seine Mundpartie. Dennoch bemühte er sich, zu lächeln.
Johannes wies auf mich und dann auf Asmodeo. „Vater, darf ich dir Frau Stolzen und Graf di Borgese vorstellen? Sie sind meine besten Freunde.“ Und an unsere Adresse gerichtet: „Lilith, Asmodeo, das ist mein Vater.“
Das ist also die Jugendliebe meiner Tante Karin – dachte ich und versuchte, mir über meine Gefühle für den Vater von Johannes klar zu werden.
„Herr Dr. Hohenberg, Frau Stolzen und ich möchten Ihnen unser tiefstes Mitgefühl über ihren schmerzlichen Verlust ausdrücken“, sagte Asmodeo mit gesenkter Stimme.
„Haben Sie vielen Dank.“ Der Vater von Johannes drehte sich abrupt um und steuerte scheinbar zielstrebig auf das Buffet zu, das im hinteren Teil des Raumes aufgebaut war. Bevor er uns verließ, konnte ich deutlich erkennen, dass er mühsam um seine Fassung rang.
Johannes folgte seinem
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