Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Vater mit den Augen. „Bitte verzeiht, aber der Tod meiner Mutter hat ihn sehr mitgenommen.“
„Dafür musst du dich nicht entschuldigen“, meinte ich und war verwundert, dass ich für den alten Mann tatsächlich eine Art Mitleid empfand.
„Wie geht es dir?“, erkundigte ich mich bei Johannes.
Johannes neigte kurz seinen Kopf und atmete einmal tief durch. „Es ist schon in Ordnung. Ich stand meiner Mutter nie sehr nahe. Aber meine körperliche Kondition ist noch nicht vollkommen wiederhergestellt. Manchmal fühle ich mich schwach. Und ich kann dieses Gefühl nicht leiden.“
Ich antwortete nicht, nahm mir aber fest vor, Johannes erneut im Traum zu besuchen. Er benötigte sein Training. Dringend. – Auch wenn das nicht die ganze Wahrheit war. Gleichermaßen benötigte ich seine Gegenwart.
Ich spürte Asmodeos Blick auf mir ruhen. Er kannte meine Gedanken. Seine Miene war undurchdringlich.
Eine schmalschulterige Frau mit flachsblonden, fast weißen Haaren schob sich neben Johannes. Sie musterte mich mit türkisfarbenen Augen. Asmodeo gegenüber verhielt sie sich völlig anders. Sie ignorierte ihn.
Ihr schwarzer Hosenanzug ließ ihre nahezu durchsichtige Haut noch heller erscheinen. Sie strahlte eine ungewöhnliche Aura aus. Es war schwer in Worte zu fassen, was ich in ihr spürte. Sie erschien mir… wissend – das traf es vielleicht am ehesten.
„Meine Schwester Klara“, erklärte uns Johannes. Er machte uns miteinander bekannt. Klara hatte einen kräftigen, fast männlichen Händedruck, den ich bei ihr aufgrund ihrer zerbrechlich wirkenden Statur nicht vermutet hätte.
Erneut war da dieses Zögern, bevor sie Asmodeo die Hand reichte. Sie gab sich nicht einmal viel Mühe, das Innehalten zu verbergen. Nur kurz erlaubte sie Asmodeo die Berührung, dann zog sie ihren Arm zurück.
Asmodeo sowie Johannes nahmen vom sonderbaren Verhalten Klaras sehr wohl Notiz, gaben aber vor, es nicht zu bemerken. Wir wechselten einige höfliche Worte des Beileids. Klara bedankte sich distanziert. Dann ließ sie uns drei alleine, nachdem sie Asmodeo einen beunruhigten Blick zugeworfen hatte.
„Deine Schwester ist eine höchst sensible Frau“, bemerkte Asmodeo.
„Sie beschäftigt sich seitdem ich zurückdenken kann mit Esoterik“, sagte Johannes.
„Aha“, antwortete Asmodeo und es klang als würde ihn das keineswegs überraschen.
„Für wann ist die Beerdigung angesetzt?“, fragte ich.
„Morgen Nachmittag um zwei“, antwortete Johannes.
„Wenn du danach Zeit hast, werde ich deine Hilfe brauchen“, sagte Asmodeo.
„Selbstverständlich. Worum geht es?“
„Lilith hatte eine erneute Vision. Außerdem hat ein Mitglied der Studentenverbindung versucht, an Lilith heranzukommen. Der Mann hat mit einer ihrer besten Freundinnen eine Beziehung angefangen und hat darüber hinaus die Oma von Lilith zuhause unter einem Vorwand besucht.“
„Die Studentenverbindung sagst du?“
„Exakt.“
„Dann ist es jetzt an der Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sehe ich das richtig?“
„Korrekt“, mischte ich mich in den Wortwechsel der beiden ein.
„Das können Asmodeo und ich alleine übernehmen“, versuchte Johannes, mich von meiner Idee abzubringen.
„Asmodeo hat wie du argumentiert, aber mein Entschluss steht fest.“
„Natürlich“, sagte Johannes. „Wie habe ich je etwas anderes denken können.“
Wir hingen unseren Gedanken nach und ließen uns von Frau Lange mit Kaffee versorgen. Schließlich unterbrach Asmodeo die Stille. „Lilith und ich, wir werden morgen zum Begräbnis deiner Mutter kommen.“
Johannes wirkte erleichtert. „Danke. Das bedeutet mir viel. Es wird nicht einfach werden. Wir erwarten eine große Menge von Trauernden. Die Aussegnungshalle wird vermutlich nicht ausreichen, um allen Platz zu bieten. Ich muss euch ehrlich sagen, ich bin froh, wenn das endlich hinter mir liegt.“
Während Johannes sprach, grübelte ich über den Autounfall seiner Eltern nach. „Hat die Untersuchung der Bremsanlage durch die Polizei etwas ergeben?“
Johannes Mund verhärtete sich. „Der Sachverständige hat sein Gutachten noch nicht schriftlich fixiert. Aber die Polizei hat angekündigt, die Ermittlungen weiterzuführen.“
„Das bedeutet im Klartext, dass der Unfall vielleicht gar kein Unfall war“, konkretisierte Asmodeo Johannes Andeutung.
„So könnte man das ausdrücken“ Johannes blickte zuerst Asmodeo und dann mir ins Gesicht. „Nach dem mündlichen Vorbericht des Gutachters
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