Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
sind die Bremsen manipuliert worden.“
„Dann hatte jemand vor, deine Mutter zu töten?“, fragte ich.
Johannes antwortete mir nicht, aber Asmodeo stellte betont sachlich fest: „Entweder sollte seine Mutter oder sein Vater sterben. …Oder aber beide.“
Asmodeos Aussage bestätigte meine eigenen Rückschlüsse. Dennoch erschienen sie mir noch immer sehr unwahrscheinlich. Asmodeo, Johannes und ich hatten in letzter Zeit viel Gewalt erlebt, sie war fast schon Bestandteil unseres Lebens. Sie hatte auch vor meiner Oma nicht Halt gemacht und ich konnte – oder besser gesagt – wollte nicht glauben, dass auch Johannes Eltern von wem auch immer bedroht wurden. Es kam mir vor, als würde sich langsam aber unabwendbar eine Schlinge immer fester um uns zusammenziehen.
„Aber wer könnte denn ein Motiv haben, deine Eltern umzubringen?“, fasste ich nach, in der Hoffnung, dass Johannes meine Befürchtungen zerstreuen würde.
Johannes zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Als Konzernchef hat sich mein Vater sicher nicht nur Freunde geschaffen. Aber meine Mutter? Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand etwas gegen sie hatte.“
4
Wir schwiegen und ließen unsere Blicke über die kleine Schar der Trauernden schweifen. Dabei fiel mir ein Mann auf, der leicht abseits der anderen stand. Er war nicht viel älter als Asmodeo, aber einen guten Kopf kleiner. Allerdings brachte er sicherlich das Doppelte an Gewicht auf die Waage, wobei seine Leibesfülle nicht aus Muskeln bestand. Er schien zu schwitzen, denn er wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
Neben ihm saß eine junge gertenschlanke Frau mit dichten, haselnussbraunen Haaren, die ihr glatt wie fließende Seide bis tief in den Rücken fielen und im Licht wie frischer Lack glänzten. Ich hatte solches Haar noch nie gesehen. Es war einfach beneidenswert.
Sie hatte ihre langen Beine übereinandergeschlagen, rauchte und betrachtete mit ihren stark geschminkten Augen geistesabwesend die anderen Gäste, während sie an einem Cocktail nippte. Nach dem vollen Aschenbecher und den leeren Gläsern vor ihr zu urteilen, war dies weder ihre erste Zigarette noch ihr erster Schluck Alkohol.
Sie schien auf etwas zu warten und sprach keine Silbe mit dem Dicken. Er hätte genauso gut unsichtbar sein können. Wie geparkt – schoss es mir durch den Kopf, während ich die gelangweilte Schönheit betrachtete.
Anmutig hob sie ihre rechte Hand und führte sie zu ihren Lippen, um an der Zigarette zu ziehen. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und richtete ihr Gesicht zur Tür des Kaminzimmers. Ihr Ausdruck veränderte sich. Ich weiß nicht, wie sie es machte und was genau sie tat, doch ihre gesamte Ausstrahlung war mit einem Mal ungemein anziehend und weiblich. Ihre Lippen wirkten voller, ihre Augen vergrößerten sich. Alles an ihr vermittelte plötzlich pure Erotik. Ihre Gleichgültigkeit war verschwunden, als ob in ihr ein Schalter umgelegt worden war.
Gleichzeitig betrat ein großer, hellblonder Mann den Raum. Selbst aus der Ferne war seine Ähnlichkeit mit Johannes frappierend - doch nur auf den ersten Blick. Als ich ihn näher musterte, erkannte ich umgehend die Unterschiede. Wie auch Johannes bewegte er sich entschlossen, mit der Geschmeidigkeit eines Tänzers. Doch während die Körperhaltung von Johannes entspannt, zentriert und selbstvergessen wirkte, war seine arrogant.
Er hielt seinen Kopf leicht erhoben und taxierte seine Umgebung mit halb gesenkten Lidern. Nur gelegentlich sah er auf und seine hellgrünen Augen wirkten kalt und zynisch, mit einer Spur von Aggressivität. Seine Miene drückte eine Art von Hochmut und Überheblichkeit aus – als würde er auf seine Mitmenschen herabsehen. Ich wusste sofort, dass dieser Mann Clement, der Bruder von Johannes, war.
Clement klappte ein Handy zu, mit dem er offensichtlich im Nachbarraum telefoniert hatte. Er steckte es lässig in seine Jackentasche und ging zuerst zu der jungen Frau, die neben dem Dicken saß. Er wechselte drei, vier Worte mit ihr und ihre gesamte Haltung versprach ihm eindeutige Dinge, die er mit einem leisen und kurzen Aufflackern in seiner Mimik wohlwollend registrierte.
Die Frau fuhr ihm mit dem rechten Zeigefinger über den Ärmel. Sichtlich genoss er diese bedingungslose Bewunderung. Seine Zufriedenheit mit sich selbst war ihm deutlich anzusehen. Er lächelte die Frau an. Ich hatte noch nie ein derartig berechnendes Lächeln gesehen.
Anschließend widmete
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