Eine Andere Welt
gab Heather Hart nach und nach ihre Karriere als Sängerin auf und geriet aus dem Blickfeld. Nach einigen Versuchen, sie ausfindig zu machen, ließ Jason Taverner es sein und schrieb sein Verhältnis mit ihr als einen der größeren Erfolge seines Lebens ab, trotz des traurigen Endes.
Er hörte auch, daß Mary Ann Dominic einen bedeutenden internationalen Preis für Küchengeschirr aus feuerfester Keramikware gewonnen hae, doch machte er sich nie die Mühe, ihren Aufenthalt zu ermieln. Dagegen kreuzte Monica Buff Ende 1998 noch einmal seinen Weg, ungekämmt und ungewaschen wie eh und je, doch in ihrer schmuddeligen Art noch immer araktiv. Jason hae ein paar Verabredungen mit ihr, dann ließ er sie fallen. Noch Monate danach schrieb sie ihm seltsame lange Briefe mit geheimnisvollen Zeichen an den Rändern und über manchen Worten, aber auch das hörte schließlich auf, und er war froh darüber.
In den Stollensystemen unter den Ruinen der großen Universitäten gaben die Studentenbevölkerungen allmählich ihre vergeblichen Versuche auf, eine unabhängige Lebensweise aufrechtzuerhalten und gingen – größtenteils freiwillig – in die Zwangsarbeitslager. So verschwanden allmählich die letzten Überbleibsel des Zweiten Bürgerkriegs, und im Jahre 2004 wurde die Columbia-Universität als Modell für künige Neugründungen wieder aufgebaut und einer vernünigen Studentenscha von gesunder Einstellung erlaubt, ihren von der Polizei sanktionierten Studien nachzugehen.
Gegen Ende seines Lebens schrieb der auf Borneo von seiner Pension lebende Polizeigeneral a. D. Felix Buckman einen autobiographischen Bericht über den Polizeiapparat. Der Bericht, welcher bald in Buchform erschien, wurde von den Regierungen mehrerer Staaten als Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung verboten, aber illegal in Umlauf gebracht und überall gelesen. Dafür wurde General Buckman im Sommer 2017 von einem niemals identifizierten Täter auf offener Straße erschossen, und es gab keine Verhaungen. Sein Buch Die Ruhe-und-Ordnung-Mentalität zirkulierte noch Jahre nach seinem Tod im Untergrund, doch im Laufe der Zeit geriet es wie sein Autor in Vergessenheit. Die Zahl der Zwangsarbeitslager verringerte sich nach und nach, bis auch die letzten am Ende einer jahrzehntelangen Entwicklung aufgehoben wurden. Der Polizeiapparat war allmählich so schwerfällig und unbeweglich geworden, daß er kaum noch jemanden schreckte, und im Jahre 2136 wurde im Rahmen eines Versuchs, die versteinerten Strukturen zu erneuern, das Amt des Polizeimarschalls abgescha.
Einige der fetischistischen Zeichnungen aus Alys Buckmans Nachlaß fanden ihren Weg in Museen, die Artefakte untergegangener Subkulturen bewahrten. Die Eindollar schwarz von 1898, die Felix Buckman ihr geschenkt hae, wurde 1999 auf einer Auktion von einem Händler aus Warschau ersteigert und verschwand darauin in der dunstigen Welt der Philatelie, um nie wieder aufzutauchen.
Barney Buckman, der Sohn von Felix und Alys Buckman, trat als junger Mann in die Stadtpolizei von New York ein und stürzte in seinem zweiten Jahr als Streifenpolizist von einer schadhaen Feuerleiter, als er einer Einbruchsmeldung aus einem Mietshaus nachging, wo einst wohlhabende Schwarze gewohnt haen. Mit dreiundzwanzig Jahren querschnigelähmt, begann er sich für alte Fernseh-Werbespots zu interessieren und besaß schon einige Jahre später ein eindrucksvolles Archiv der ältesten und gesuchtesten Filme dieser Art, die er mit Gespür und schlauem Geschässinn kaue und verkaue. Er lebte ein langes Leben, in dem die Erinnerung an seinen Vater nur aus wenigen verblassenden Bildern bestand. An seine Muer Alys Buckman erinnerte er sich überhaupt nicht. Im großen und ganzen beklagte sich Barney Buckman wenig über sein Schicksal und verlor sich mehr und mehr in alten Werbefilmen für Alka-Seltzer, seiner Spezialität unter allen vergleichbaren Trivialproduktionen aus jener fernen Zeit.
Jemand von der Polizeiakademie Los Angeles stahl die 22er Derringer-Pistole, die Felix Buckman in seinem Schreibtisch verwahrt hae, und damit verschwand die Waffe für immer. Bleikugeln verschießende Feuerwaffen gab es zu der Zeit nur noch in privaten und öffentlichen Sammlungen, und als bei der Inventur das Fehlen der Pistole bemerkt wurde, nahm man an, daß sie als Schaustück im Wohnzimmer irgendeines mileren Beamten prangte, und sah weise von weiteren Nachforschungen ab.
Im Jahre 2047 starb Jason Taverner, seit langem im
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