Eine begehrenswerte Lady
draußen.
»Nein. Kaltblütiges Töten überlasse ich lieber Ihnen«, antwortete er, legte seine eigene Pistole auf den Tisch und entfernte sich so weit davon wie Stanton.
»Ich gebe Ihnen eine bessere Chance, als Sie Elizabeth eingeräumt haben«, erklärte er mit mühsam beherrschter Wildheit in seinen grünen Augen. »Wenn Sie vor mir meine Pistole erreichen, könnten Sie am Leben bleiben.« Seine Zähne blitzten in der Dunkelheit weiß und gefährlich. »Ich verspreche Ihnen eines – nur einer von uns beiden wird diese elende Hütte lebend verlassen.«
In dem Gig fragte Gillian, den Blick furchtsam auf den Eingang der Hütte gerichtet:
»Was wird passieren?«
»St. John wird ihn töten.«
Gillian schnappte erschrocken nach Luft, und Luc schaute sie eindringlich an.
»Wie ich es an seiner Stelle auch tun würde. Stanton hat die Frau umgebracht, die St. John geliebt hat und heiraten wollte.«
»Woher weißt du das?«
»Die Brosche. St. John hat sie eigens für sie anfertigen lassen. Sie ist ein Unikat. Er hat sie wiedererkannt, als wir ihnen neulich im Dorf begegnet sind, als ich dich und die anderen nach High Tower zurückbringen wollte.« Er wandte den Blick nicht von der Türöffnung der Hütte, wo der unstete Lichtschein der Laterne zu sehen war, und fügte hinzu: »Es war keine Zeit für lange Erklärungen, aber St. John hat ihn schon länger im Verdacht, ihr Mörder zu sein. Er brauchte jedoch noch Beweise. Heute Abend hat er sie bekommen.« Sein Blick richtete sich auf sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich lieber küssen oder dir den Hals umdrehen soll«, bemerkte er trocken.
Gillian schaute ihn an.
»Mir wäre es lieber, du küsst mich.« Als er sie nur fest anblickte, sprach sie weiter: »Luc, ich musste die Schuldscheine an mich bringen. Ich kann es nicht erklären, aber es war falsch, von dir zu erwarten, dass du etwas entwirrst, wofür Charles verantwortlich war.« Er schnaubte, und sie ergänzte indigniert: »Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen. Zusammen mit dem Brief, den Stanton mir geschickt hatte. Nan sollte es dir geben, falls ich bis sieben Uhr nicht zurück bin.«
Luc packte sie an den Schultern und zog sie zu sich.
»Du kleine Närrin! Bis dahin wärst du längst tot gewesen.«
Sie lächelte mit Augen, die in Tränen schwammen.
»Aber das bin ich nicht … würdest du mich nicht lieber küssen, statt mich zu schelten?«
Er lachte zögernd.
»Ja, mon coeur . Da hast du allerdings recht, mein Herz .« Er senkte seinen Mund auf ihren, und er küsste sie und spürte, wie all die Wut und das Entsetzen, die ihn fest im Griff gehalten hatten, solange er sie in Lebensgefahr wusste, von ihm abfielen. Sie war sicher. Und in seinen Armen, wo er sie auf ewig halten wollte. Nach einer Weile hob er den Kopf und murmelte:
»Wenn du jemals wieder so etwas tust, werde ich dich schlagen.«
An ihn geschmiegt, lächelte Gillian, sie glaubte ihm kein Wort.
»Niemals.« Ihr Blick glitt zur Hütte, und sie erschauerte, weil sie wusste, dass an diesem Abend ein Mann sterben würde. Der Wind heulte, und der Regen peitschte auf das Verdeck des Gig. Das Tosen der Elemente übertönte alle Geräusche, die aus der Hütte drangen, aber sie konnte nicht anders, als sich vorzustellen, was darin vor sich ging, und erschauerte neuerlich.
Luc spürte das und zog sie noch näher. Er hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe und sagte:
»Es wird nicht lange dauern.«
»Was, wenn …« Sie schluckte. »Was, wenn St. John scheitert?«
»Darum sind wir ja noch hier«, antwortete er schlicht und zog seine Pistole hervor. »Wenn St. John nicht aus dieser Hütte kommt, aber dafür Stanton … dann erschieße ich ihn. Wie auch immer, St. John wird seine Rache bekommen.«
Noch nicht einmal der Sturm konnte den Pistolenschuss im Innern der Hütte übertönen. Gillian zuckte zusammen, und ihre Augen richteten sich in quälender Anspannung auf die Türöffnung.
Luc versteifte sich und entspannte sich erst wieder, als er die hochgewachsene Gestalt erkannte, die in dem schwachen Lichtschein aus der Hütte im Eingang erschien.
Mit ein paar raschen Schritten kam St. John zu ihnen. Es war kaum hell genug, um die Schramme über seinem rechten Auge und den hässlichen Schnitt auf seiner einen Wange zu erkennen.
»Der arme Kerl«, stellte St. John fest. »Er hat sich selbst gerichtet.« Er blickte Luc erwartungsvoll an. »Seien Sie bitte so freundlich und geben Sie mir das Geständnis, damit ich dafür sorgen
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