Eine begehrenswerte Lady
Pferd neben dem Gig zum Stehen und saß ab.
Ein Gefühl, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung war, erfasste ihn, und er starrte nach vorn. Der Anblick einer hochgewachsenen Gestalt, die ihn zu sich winkte, ließ ihn jäh stehen bleiben. Durch den Regen und die tiefer werdenden Schatten betrachtete Luc den anderen Mann misstrauisch. Sacrebleu! Was zum Teufel tat Gillian hier?
Seine Hand schloss sich um die Pistole in der Tasche seines Umhanges, dann machte Luc einen Schritt nach vorn auf die Gestalt zu. Als er näher kam, erkannte er St. John und öffnete den Mund, wollte fragen, was, verdammt noch einmal, hier vor sich ging. Aber der Finger, den sich St. John an die Lippen hielt, ließ ihn innehalten.
St. John schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, sich ein kleines Stück von der Hütte zu entfernen. Nach ein paar Schritten blieb St. John stehen und sagte mit gedämpfter Stimme:
»Ich bitte um Nachsicht. Ihrer Frau geschieht nichts, aber sie trifft sich mit Stanton.«
Als Luc ihn mit einer Mischung aus Ärger und Erstaunen anschaute, fügte St. John, der wusste, dass Zeit kostbar war, eilig hinzu:
»Es ist kein Stelldichein. Wenigstens nicht so eines, wie man es vielleicht vermuten könnte. Auf irgendeine Weise, die ich nur erraten kann, ist es Stanton gelungen, in den Besitz von Schuldscheinen des ersten Mannes Ihrer Gattin zu gelangen. Er hat Mrs. Joslyn hergelockt, indem er ihr diese Scheine im Austausch für eine Brosche angeboten hat, die Dashwood ihr kurz vor seiner Ermordung geschenkt hatte.«
Lucs Augen wurden schmal.
»Warum will Stanton eine Brosche, die meine Frau von ihrem ersten Ehemann erhalten hat?«
»Weil sie der Beweis ist, dass er ein Mörder ist«, erklärte St. John mit harter Stimme. Als Luc ihn ungläubig anschaute, beeilte er sich zu sagen: »Ich bin nicht verrückt! An dem Tag, an dem wir Sie mit den anderen vor dem Dorf getroffen haben, habe ich die Brosche wiedererkannt, die Ihre Gattin getragen hat. Es handelt sich um ein Schmuckstück, das ich eigens für meine Verlobte Elizabeth Soule habe anfertigen lassen. Es gibt sie nur ein einziges Mal, und sie wurde aus ihrem Haus gestohlen in der Nacht, in der sie ermordet wurde. Ich hatte immer schon den Verdacht, dass Stanton dahintersteckt – nach ihrem Tod schien er auf einmal in Geld zu schwimmen. Aber es ist mir nie gelungen, einen Beweis für meinen Verdacht zu finden. Bis jetzt.«
Luc starrte von St. John zu der Hütte.
»Stanton hat die Frau ermordet, die Sie geliebt haben«, wollte er mit wütender Stimme wissen, »aber Sie halten mich auf, während meine Frau mit ihm allein da drin ist?« Er fuhr herum, um zur Hütte zu stürmen, aber St. John fasste ihn am Arm und hielt ihn auf.
Luc fuhr wie ein gereizter Tiger zu ihm herum, und seine blauen Augen sprühten Blitze.
»Lassen Sie mich los, oder ich bringe Sie um«, verlangte er.
»Und wenn Sie sie unterbrechen, zerstören Sie die einzige Chance darauf, den Namen Ihrer Frau von allem Verdacht reinzuwaschen«, fuhr St. John ihn an.
»Was meinen Sie?«
»Nur, dass wenn wir sie noch einen kurzen Augenblick belauschen, Stanton sich vermutlich weiter belastet.« Als Luc sich heftig dagegen verwahrte, indem er sich losriss, flüsterte St. John drängend: »Es ist eine Chance, vielleicht die einzige Chance, ihre Unschuld zu beweisen. Ich schwöre Ihnen, ihr ist kein Leid geschehen, und wenn es sich anhört, als sei sie in Gefahr, werden wir sofort einschreiten.«
Luc hielt inne. Jeder Instinkt in ihm verlangte, dass er Gillian unverzüglich aus Stantons Gewalt befreite, aber er musste seine Wünsche abwägen gegen die Möglichkeit, dass St. John recht hatte und ihre Unschuld bewiesen werden könnte. Wenn man St. John Glauben schenkte, war sie mit einem Mörder in dieser Hütte, einem Mann, der bereits zweimal getötet hatte. War ihren Namen reinzuwaschen es wert, ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Er schüttelte den Kopf. Nein!
St. John fasste ihn erneut am Arm.
»Bitte«, sagte er mit flehenden Augen. »Ich habe über zwei Jahre auf diesen Augenblick gewartet. Alles, worum ich bitte, ist, unser Eingreifen noch einen kleinen Moment aufzuschieben.«
Etwas in den Augen des anderen Mannes rührte ihn, und Luc antwortete mit belegter Stimme:
»Aber nur einen Moment. Das ist alles, was ich Ihnen versprechen kann … und wenn ihr etwas passiert, dann werde ich Sie töten, so wahr mir Gott helfe.«
Ihr hastiger Austausch hatte nur Sekunden gedauert, und als sie wieder zur Hütte
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