Eine besondere Behandlung (German Edition)
Kümmerte es ihn wirklich, wie es ihr ging? Allein die Illusion beruhigte ihre Nerven. Der erste Schluck tat sein Übriges. Mmh, es war der göttliche Chardonnay, den sie so liebte. Durstig leerte sie das Glas Weißwein. Ben füllte ohne Kommentar nach und reichte ihr dazu ein Glas mit Wasser.
»Und nun iss etwas, Lara! Es schmeckt wirklich gut, al Tonno, von meiner Mutter selbstgemacht.«
»Deine Mama ist nett. Deine ganze Familie.« Wie eine Verhungernde stürzte sie sich auf die Nudeln.
»Sie fanden dich auch ganz reizend. Vor allem mein Bruder. Er ist Arzt.« Sein Tonfall wirkte beiläufig, doch täuschte Lara nicht. Ben achtete genau auf jede ihrer Reaktionen.
»Stimmt, er hat so was in der Richtung erwähnt.« Sie aß schnell weiter, dann müsste sie dazu nicht allzu viel sagen.
»Er würde dich gerne daten.«
»Das kann er mir bitte persönlich sagen! Er weiß ja, wo ich wohne.« Das kam pampiger über ihre Lippen, als gewollt. Doch Ben grinste neben ihr.
»Bevor ich es übrigens vergesse: Danke für deine Geschenke, wirklich sehr passend.«
Lara schlang gerade das Essen herunter und konnte nichts sagen. Sie kleckerte und Ben tupfte ihr mit der Serviette die Mundwinkel ab. Wie stellte er das nur an, dass selbst einfache Gesten, sofort einen erotischen Beigeschmack erhielten und sie seine Hände überall spüren wollte?
»Ich dachte, in die Apothekenzeitung können wir beide gemeinsam schauen.«
Lara schluckte immer noch am Essen. Was hatte Ben im Kopf? Er sah nicht so aus, als wollte er mit ihr die zehn Tipps gegen Sommerallergien analysieren und bewerten.
»Oder vielleicht teile ich doch nicht mit dir.« Ben grinste breit. »Sondern lese das Heft heimlich unter meiner Bettdecke.«
Gott stünde ihr bei! Das hatte Lara nun davon, sich einen Spaß erlaubt zu haben. Die Vorstellung von Ben erregt unter einer Bettdecke hatte etwas für sich. Mit schon wieder vollem Mund schaute sie ihn schräg von der Seite an. »Was?«, nuschelte sie.
»Du siehst besser aus als heute früh, Prinzessin. Immer noch müde, aber besser.«
Also hatte er sie tatsächlich gesehen! Erwischt! Im Umkehrschluss wusste er dann, dass sie beim Frühstück gelauscht hatte. Lara hätte schwören können, dass Ben mit aller Kraft versuchte, ihr nicht eine Haarsträhne zurecht zu zupfen und seine Hände so weit wie möglich bei sich zu lassen.
»Willst du noch was?«, fragte Ben, sobald ihr Teller leer war.
Lara schüttelte satt den Kopf und konnte sich ein Bäuerchen nicht verkneifen.»Es sei denn, du möchtest, dass ich fett werde.«
»Ich möchte zumindest, dass du nicht verhungerst.« Nun ordnete Ben doch ihre Haarsträhne und räumte wortlos das Geschirr ab, bevor sie etwas dazu sagen konnte. Alles wirkte so normal und fühlte sich dennoch so sonderbar an. Sie schloss kurz die Augen und im nächsten Moment sah sie mit gemischten Gefühlen, wie sich Ben das iPad schnappte.
»Das ist meins!«, protestierte sie schwach.
»Das ist mir durchaus klar, Prinzessin. Ich hab es nämlich nicht nötig, meine sexuellen Vorlieben zu googeln. Hast du was Spannendes entdeckt?«
»Du findest das wohl lustig?« Wütend schnappte Lara nach Luft und verfolgte hilflos, wie Ben einfach wieder die Seiten öffnete, die noch im Browserverlauf gespeichert waren, und sie scannte. Manchmal wiegte er bedächtig den Kopf. Manchmal verzog er die Miene. Prinzipiell grinste er jedoch.
»Ich versuch es nur etwas lockerer zu sehen. Nur weil jemand sagt, er mag Schokolade, liebt er doch längst nicht alle Sorten. Oder, wie siehst du das als die größere Naschkatze von uns beiden? Ich bin kein Monster, Lara.«
Sie musste aufschnauben. Na toll, hatte er also ihren geheimen Schokoladenvorrat doch entdeckt. Dabei war ihr klar, was er meinte: Zwischen Zartbitter und weißer Schokolade lagen Welten.
»Du denkst, das sagen alle, oder?«
Lara drehte sich zu ihm und knirschte mit den Zähnen.
»Oh ja, genau das denkst du. Ich bin wohl selbst Schuld, ich hätte es besser wissen müssen und nicht damit beginnen sollen. Gestern … du hast mich einfach überrascht, Lara. Deinem Gesicht war jegliche Farbe entwichen und du hast noch das Messer in der Hand gehalten und auf dem Boden war Blut zu sehen. Ich habe mich in meinem Leben noch nicht so sehr erschrocken. Was hätte ich also deiner Meinung nach tun sollen? Natürlich musste ich dir helfen. Und es fühlte sich gut an. Du hast dich gut in meinen Armen und meinem Mund angefühlt. Warum schneidest du dir auch in
Weitere Kostenlose Bücher