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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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nach dem ersten Satz weiterspielen, wenn Sie möchten.“
    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden.“
    Sie war froh, dass sie fast automatisch und größtenteils aus dem Gedächtnis spielen konnte, denn sie konnte sich überhaupt nicht auf die Noten konzentrieren. Seine Fingerspitzen ruhten leicht auf der Ecke des Notenpapiers. Er hatte wunderschöne Hände, stark und elegant. Sie stellte sich vor, wie er eine seiner Hände um einen Kricketball schloss – es war beim Essen erwähnt worden, dass er in der Schulmannschaft spielte. Der Ball, den er warf, musste schnell wie ein Blitz sein. Er würde ein Krickettor sofort umwerfen und den Schlagmann ausscheiden lassen, und die Menge würde in Jubelrufe ausbrechen.
    „Ich habe eine Bitte, Miss Graves.“ Er senkte seine Stimme beinahe zu einem Flüstern.
    Während sie spielte, konnte ihn außer ihr niemand hören.
    „Ja, Mylord?“
    „Ich möchte, dass Sie weiterspielen, ganz gleich, was ich sage.“
    Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Jetzt ergab alles langsam Sinn. Er wollte neben ihr sitzen, damit sie sich in einem Raum voller Erwachsener privat unterhalten konnten.
    „Gut, ich spiele weiter“, entgegnete sie. „Was möchten Sie sagen, Sir?“
    „Ich möchte wissen, ob Sie zu dieser Ehe gezwungen werden?“
    Lediglich die unzähligen Stunden, die sie am Klavier verbracht hatte, hielten Millie davon ab, abrupt innezuhalten. Ihre Finger drückten weiterhin die richtigen Tasten. Noten verwandelten sich ohne ihr Zutun in Töne. Aber es war, als würde jemand im Nachbarhaus am Klavier sitzen. Sie nahm die Musik nur wie aus großer Ferne wahr.
    „Vermittle … vermittle ich den Eindruck, dass ich gezwungen würde, Sir?“ Selbst ihre Stimme klang ihr fremd.
    Er zögerte. „Ganz und gar nicht.“
    „Warum fragen Sie dann?“
    „Sie sind sechzehn.“
    „Es ist nicht besonders ungewöhnlich, mit sechzehn zu heiraten.“
    „Einen Mann, der mehr als doppelt so alt ist?“
    „Sie klingen so, als sei der Earl altersschwach gewesen. Er war ein Mann in den besten Jahren.“
    „Ich bin mir sicher, dass manche dreiunddreißigjährigen Männer Sechzehnjährige dahinschmelzen lassen, aber mein Cousin war kein solcher Mann.“
    Sie kamen ans Ende der Seite, und er blätterte gerade noch rechtzeitig um. Sie warf ihm einen raschen Blick zu, doch er sah sie nicht an.
    „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mylord?“, hörte sie sich selbst sagen.
    „Bitte.“
    „Werden Sie dazu gezwungen, mich zu heiraten?“
    Bei ihren Worten wurde ihr schwindlig, als wiche ihr alles Blut aus dem Körper. Sie hatte Angst vor seiner Antwort. Nur ein Mann, der selbst gezwungen wurde, würde sich die Frage stellen, ob nicht auch sie unter demselben Druck stand.
    Er schwieg eine Weile. „Finden Sie diese Art Absprachen nicht auch außerordentlich geschmacklos?“
    Freude und Elend – sie war zwischen diesen beiden völlig entgegengesetzten Gefühlen hin und her gerissen gewesen. Aber jetzt war ihr nur noch elend zumute. Seine Stimme klang höflich. Aber seine Frage klagte sie der Mittäterschaft an. Er wäre nicht hier, wenn sie nicht zugestimmt hätte.
    „Ich …“ Sie spielte das Adagio Sostenuto viel zu schnell – kein Mondlicht in ihrer Sonate, nur im Sturm gegen Fensterläden peitschende Äste. „Ich schätze, ich hatte Zeit, mich damit abzufinden. Ich wusste mein ganzes Leben lang, dass ich in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht haben würde.“
    „Mein Cousin hat jahrelang gewartet“, sagte der Earl. „Er hätte früher heiraten und einen Erben bekommen sollen, dem er alles hinterlassen konnte. Wir sind nur ganz entfernt verwandt.“
    Er will mich gar nicht heiraten, dachte sie benommen, nicht im Geringsten.
    Das war ihr nicht neu. Sein Vorgänger hatte sie auch nicht heiraten wollen. Sie hatte seine Abneigung als etwas, was zu erwarten gewesen war, akzeptiert. Hatte auch nie etwas anderes erhofft. Aber die Unwilligkeit des jungen Mannes auf der Klavierbank neben ihr … Es war, als hielte sie einen Eisklumpen in den bloßen Händen, dessen Kälte sich in schwarzen, brennenden Schmerz verwandelte.
    Es war demütigend, sich so nach jemandem zu verzehren, der ihre Gefühle nicht erwidern konnte, der den bloßen Gedanken, sie zur Frau nehmen zu müssen, so abstoßend fand.
    Er blätterte zur nächsten Seite. „Denken Sie nie bei sich: Nein, das werde ich nicht tun ?“
    „Natürlich habe ich daran gedacht “, sagte sie, nach all den Jahren des stillen Gehorsams plötzlich

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