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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Granville Fitzhugh – der Familienname war auch zugleich der Titel. Aber offensichtlich nannten ihn die, die ihn kannten, Fitz.
    Fitz . Ihre Lippen und Zähne spielten mit der Silbe. Fitz.
    Beim Essen ließ der Earl Colonel Clements und Mrs Graves den größten Teil der Unterhaltung bestreiten. War er schüchtern? Beherzigte er noch immer der Vorstellung, dass man Kinder sehen, aber nicht hören sollte? Oder nutzte er die Gelegenheit, sich ein Bild von seinen zukünftigen Schwiegereltern zu machen – und somit auch von seiner zukünftigen Frau?
    Allerdings schien er ihr selbst keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Es wäre ihm auch nicht leicht gefallen: Ein dreistöckiger, silberner Tafelaufsatz mit Orchideen, Lilien und Tulpen an jedem seiner sieben Arme versperrte ihm die Sicht.
    Durch Blüten und Stängel konnte sie manchmal einen Blick auf sein Lächeln erhaschen – wobei ihr jedes Mal die Ohren glühten, auch wenn es Mrs Graves zu seiner Rechten galt und nicht ihr. Allerdings noch häufiger sah er zu ihrem Vater.
    Ihr Großvater und ihr Onkel hatten das Vermögen der Graves aufgebaut. Als sich die Geldsäcke der Familie füllten, war ihr Vater jung genug gewesen, um nach Harrow geschickt zu werden. Er hatte sich wie erwartet die Sprechweise der Oberschicht angeeignet, aber sein natürliches Temperament war zu blass, um seine Bildung in vollem Glanz aufstrahlen zu lassen, wie es die Familie eigentlich gehofft hatte.
    Dort saß er nun, am Kopf des Tisches, weder ein risikofreudiger Hasardeur wie sein verstorbener Vater, noch ein charismatischer, kühl kalkulierender Unternehmer wie sein verstorbener Bruder, sondern ein Bürokrat, ein Verwalter des Reichtums und Besitzes, der ihm anvertraut worden waren. Ganz sicher keiner der aufregendsten Männer.
    Und doch gehörte ihm an diesem Abend die ganze Aufmerksamkeit des jungen Earls.
    Hinter ihm hing ein riesiger Spiegel mit verziertem Rahmen an der Wand, der die Gesellschaft bei Tisch in allen Details wiedergab. Millie sah manchmal in den Spiegel und stellte sich vor, sie wäre eine unbeteiligte Beobachterin, die eine private Mahlzeit in all ihren Nuancen dokumentierte. Aber an diesem Abend hatte sie es noch nicht gewagt, in den Spiegel zu schauen, da der Earl am anderen Ende des Tisches neben ihrer Mutter saß.
    Sie fand ihn im Spiegel. Ihre Blicke trafen sich erneut.
    Er hatte nicht zu ihrem Vater gesehen. Im Spiegel hatte er sie angesehen.
    Mrs Graves hatte sie über die Geheimnisse der Ehe aufgeklärt – sie hatte nicht gewollt, dass Millie von den Tatsachen des Lebens regelrecht überfallen wurde. Die Wahrheit über das, was sich zwischen einem Mann und einer Frau hinter verschlossenen Schlafzimmertüren abspielte, hatte dafür gesorgt, dass Millie Vertretern des anderen Geschlechtes üblicherweise mit einer gewissen Vorsicht begegnete. Aber seine Aufmerksamkeit löste ein Feuerwerk in ihr aus – Wonneschauer explodierten in ihr, vollkommene Glücksgefühle brachen über sie herein.
    Wenn sie verheiratet wären und allein …
    Sie errötete.
    Aber sie wusste es schon: Es würde ihr nichts ausmachen.
    Nicht mit ihm.
    Die Herren hatten sich kaum wieder im Salon zu den Damen gesellt, als Mrs Graves verkündete, dass Millie der Gesellschaft etwas vorspielen werde.
    „Millicent beherrscht das Pianoforte wirklich hervorragend“, sagte sie.
    Dieses Mal freute sie sich darauf, ihre Fähigkeit zur Schau stellen zu können – ihr fehlte vielleicht wahres musikalisches Talent, aber ihre Technik war perfekt.
    Als sie sich an das Klavier setzte, wandte sich Mrs Graves an Lord Fitzhugh: „Mögen Sie Musik, Sir?“
    „Sehr sogar“, antwortete er. „Kann ich Miss Graves vielleicht behilflich sein? Ich könnte die Seiten für sie umblättern.“
    Millies Hand hielt über dem Notenhalter inne. Die Sitzbank war nicht besonders lang. Er würde dicht neben ihr sitzen.
    „Bitte“, sagte Mrs Graves.
    Tatsächlich setzte er sich so dicht neben sie, dass sein Hosenbein die Rüschen ihres Rockes berührte. Er duftete frisch und anregend, wie ein Nachmittag auf dem Land. Und das Lächeln auf seinem Gesicht, als er seinen Dank murmelte, ließ sie vergessen, dass eigentlich sie ihm hätte danken müssen.
    Er sah von ihr weg zum Notenblatt. „Die Mondscheinsonate . Haben Sie nicht etwas Längeres?“
    Die Frage verwirrte – und erfreute – sie. „Normalerweise hört man nur den ersten Satz der Sonate, das Adagio Sostenuto. Aber es gibt zwei zusätzliche Sätze. Ich kann

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