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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sehen. Und er, John Salvatore Fontanelli, bildete da keine Ausnahme. Eher im Gegenteil: Während seine Altersgenossen es immerhin schafften, zumindest für sich selbst und ihre unmittelbare Zukunft zu sorgen, sich Haus und Familie und stabiles Einkommen zu sichern, hatte er dumpf in den Tag hineingelebt und es sogar fertig gebracht, verhältnismäßig nah in der Zukunft liegende Ereignisse wie fällige Mieten zu verdrängen. Wirklich, wenn es jemanden gab, der weniger prädestiniert für die Suche nach der verloren gegangenen Zukunft der Menschheit war als er, dann war er dringend daran interessiert, diesen Typen kennen zu lernen. Der alte Mann sah wieder in seine Aktenmappe. »Im Jahre 1525, – wie gesagt, kehrte Giacomo Fontanelli in das Kloster zurück, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, und berichtete dem Abt von seiner Vision. Sie gelangten zu der Überzeugung, dass dieser Traum von Gott gesandt war, ein Traum vergleichbar dem biblischen Traum des Pharaos, aus dem Joseph die sieben fetten und die sieben mageren Jahre vorhersagte, und sie beschlossen, entsprechend zu handeln. Das gesamte Vermögen Giacomo Fontanellis wurde bei einer Institution deponiert, die man heutzutage eine Bank nennen würde, und ein mit dem Abt befreundeter Rechtsgelehrter wurde mit seiner Betreuung beauftragt – ein Mann namens Michelangelo Vacchi…«
    »Ach«, sagte John.
    »Ja. Mein Vorfahr.«
    »Sie wollen sagen, Ihre Familie hat das Vermögen meiner Familie gehütet, um es mir heute zu übergeben?«
    »Genau so ist es.«
    »Fünfhundert Jahre lang?«
    »Ja. Seit fünfhundert Jahren sind die Vacchis Rechtsgelehrte. Das Haus, in dem unsere Kanzlei heute ihren Sitz hat, ist noch dasselbe wie damals.«
    John schüttelte den Kopf. Fassungslos. Fassungslos vor allem angesichts der ruhigen Selbstverständlichkeit, mit der der alte Mann ihm diese Ungeheuerlichkeiten schilderte. Ein paar Daten aus längst verschüttet geglaubten Geschichtsstunden erwachten wieder und jagten ihm Schauder über den Rücken: Fünfhundert Jahre, das hieß, die Entdeckung des amerikanischen Kontinents durch Christoph Kolumbus hatte noch gar nicht stattgefunden, als sein Urahn geboren worden war. Was dieser alte Mann ihm sagen wollte, war nicht mehr und nicht weniger, dass seine Familie in der Zeit zwischen der Entdeckung Amerikas und der ersten Mondlandung nichts anderes getan hatte, als ein aufgrund eines Traumes gestiftetes Vermögen zu hüten – und dass sie sogar die ganze Zeit in demselben Haus gelebt hatten!
    »Fünfhundert Jahre?«, wiederholte John. »Das sind… ich weiß nicht, wie viele Generationen. Ist nie jemand auf die Idee gekommen, die zwei Milliarden selber zu behalten?«
    »Nie«, sagte Cristoforo Vacchi gelassen.
    »Kein Mensch hätte es je erfahren«, gab John zu bedenken. »Sogar jetzt, wo Sie es mir erzählen, fällt es mir schwer, es zu glauben.«
    »Kein Mensch, das mag sein«, gab der alte Mann zu. »Aber Gott hätte es erfahren.«
    »Ah«, machte John nur. Ach so war das.
    Der Padrone breitete die gespreizten Hände aus. »Vielleicht muss ich noch einiges hierzu klarstellen. Selbstverständlich gab es genaue, von Ihrem Urahn aufgesetzte Regelungen, wie unsere Tätigkeit als Vermögensverwalter zu honorieren war, und wir haben uns exakt daran gehalten – und nicht schlecht gelebt dabei, wie ich hinzufügen möchte. Selbstverständlich besitzen wir noch alle buchhalterischen Unterlagen und können sämtliche Kontobewegungen und alle Honorarentnahmen belegen.«
    Ja, dachte John. Ich wette , dass ihr das könnt.
    »Und selbstverständlich betrug das ursprüngliche Vermögen«, fügte der alte Vacchi hinzu, »nicht zwei Milliarden Dollar. So viel Geld gab es zu dieser Zeit wahrscheinlich überhaupt nicht. Das Vermögen, das Giacomo Fontanelli im Jahre 1525 stiftete, betrug, gemessen am heutigen Goldwert, umgerechnet etwa zehntausend Dollar.«
    »Was?«, entfuhr es John.
    Der Alte nickte, was an seinem Hals jedes Mal dinosaurierhaft anmutende Falten verursachte. »Man muss hier Umrechnungswert und Kaufkraft auseinander halten. Wir haben umfassende Unterlagen über die Währungen der damaligen Zeit und können wahrscheinlich genauer als jeder Historiker über den damaligen Geldwert Auskunft geben. Dreihundert Florin war ein nicht geringes Vermögen, wenn man die damalige Kaufkraft bedenkt. Heute wäre dieses Geld, umgerechnet und umgetauscht, nicht der Rede wert – unsere Reise und der Aufenthalt hier würden bereits den Großteil

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