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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Vacchi nickte. »Das heißt ganz einfach, Sie sind der reichste Mann der Welt, sogar der reichste Mann aller Zeiten, und das mit Abstand. Eine Billion Dollar werden Ihnen dieses Jahr nicht weniger als vierzig Milliarden Dollar Zinsen einbringen. Es gibt etwa zwei-bis dreihundert Dollarmilliardäre, je nachdem, wie man rechnet, aber Sie werden schwerlich mehr als zehn finden, deren Vermögen größer ist als allein Ihr Zinsgewinn dieses Jahres. Niemand hat jemals annähernd so viel Geld besessen wie Sie besitzen werden.«
    »Eine Billion…?«
    »Wenn man die Zinsen herunterrechnet«, meldete sich Eduardo Vacchi zu Wort, »heißt das, dass Sie mit jedem Atemzug, den Sie tun, etwa viertausend Dollar reicher werden.«
    John befand sich immer noch in einem schockähnlichen Zustand. Zu sagen, dass er es nicht fassen konnte, wäre eine unzulässige Verharmlosung gewesen. Tatsächlich rotierten seine Gedanken wie eine Hochleistungszentrifuge, wirbelten Erinnerungen, Ängste und schmerzhafte Erfahrungen auf, die mit Geld – oder besser gesagt, fehlendem Geld – zu tun hatten, und das Ganze war eine solche Sturzflut an Emotionen, dass irgendetwas in ihm die Notbremse zog.
    »Eine Billion«, sagte er noch einmal. »Einfach durch Zins und Zinseszins.«
    »Und fünfhundert Jahre Zeit«, fügte Cristoforo Vacchi hinzu.
    »Das ist so einfach. Jeder hätte das machen können.«
    »Ja. Aber es hat keiner gemacht. Keiner außer Giacomo Fontanelli.« Der greise Anwalt wiegte das Haupt. »Ganz so einfach ist es übrigens auch nicht gewesen. Die Banken sind sich des Zinseszinseffekts natürlich bewusst – deshalb enthalten Vertragsbedingungen für Sparkonten die kleine, unauffällige, aber elementar wichtige Klausel, dass Zinszahlungen nach dreißig Jahren ohne Kontobewegungen eingestellt werden. Damit soll genau diesem Fall vorgebeugt werden – dass jemand einen kleinen Beitrag auf ein Sparbuch einzahlt, es vergisst, und hundert Jahre später findet es jemand und hat Anspruch auf ein riesiges Vermögen.« Er lächelte. »Und natürlich haben die Vacchis aus diesem Grund immer für Bewegung auf den Konten gesorgt. Hier abheben, dort einzahlen. Zehn Jahre später wieder umgekehrt. Im Grunde war das alles, was wir fünfhundert Jahre lang gemacht haben.«
    »Nur Bewegung auf den Konten?«
    »Genau. Und ich bin überzeugt, dass das der Grund dafür ist, dass dieses Vermögen gewachsen und gewachsen und immer noch vorhanden ist, während so viele andere Vermögen verschwunden sind. Ihre Besitzer hatten nicht so viel Zeit – nur ihr eigenes Leben lang. Sie mussten Risiken eingehen, sie wollten auch etwas von ihrem Geld haben… Nichts davon traf auf meine Familie zu. Wir mussten keine Risiken eingehen, im Gegenteil, wir mieden sie. Wir wollten nichts von dem Geld haben, denn es war nicht unser Geld. Und wir hatten Zeit, unermesslich viel Zeit und einen heiligen Auftrag.« Cristoforo Vacchi schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass das jeder hätte tun können. Ich glaube, es war einzigartig.«
    Ein langer Moment der Stille trat ein. John starrte vor sich hin, beinahe benommen von dem, was ihm widerfahren war. Die vier Anwälte betrachteten ihn aufmerksam, beobachteten, wie er in wenigen Minuten zu verstehen versuchte, wofür sie selber Jahre gebraucht hatten, jeder von ihnen. Sie betrachteten ihn mit einem Ausdruck, wie man ein lange gesuchtes Familienmitglied betrachtet, das verschollen war und nun wiedergefunden ist, heimgekehrt an den Ort, wo es hingehörte.
    »Und jetzt?«, fragte John Salvatore Fontanelli schließlich. Er wunderte sich, dass es jenseits der Fensterscheiben immer noch hell war. Er hatte das Gefühl, dass Stunden vergangen sein mussten, seit er den Raum betreten hatte.
    »Es sind Formalien zu erledigen«, sagte Alberto Vacchi und zupfte an seinem Einstecktuch. »Das Vermögen muss auf Sie überschrieben werden, und wir wollen verhindern, dass dabei Erbschaftssteuern fällig werden. Und eine Reihe ähnlicher Dinge.«
    »Ihr Lebensstil wird sich ändern«, ergänzte Gregorio Vacchi. »Natürlich können wir Ihnen keine Vorschriften machen, aber da wir als Familie uns auf diesen Moment seit Generationen vorbereitet haben, haben wir eine Reihe von Vorschlägen zu machen, die sicherlich hilfreich sein können. Sie werden beispielsweise ein Sekretariat brauchen, schon allein, um die Flut der Bittbriefe zu bewältigen, die sicher eintreffen werden. Und Sie werden Leibwächter brauchen, um nicht Gefahr zu laufen,

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