Eine Braut fuer den italienischen Grafen
prächtig. Seine Frau! „Du …“ begann er.
Doch sie ließ bereits den Kopf hängen – wenn auch nur eine Spur – traurig und enttäuscht über seine verhaltene Reaktion. Also streckte er die Hand nach ihr aus und berührte ihre Schulter. Ihre Haut schimmerte golden. Das Kleid betonte ihre Figur. Nie zuvor war ihm aufgefallen, welch perfekte Proportionen ihr Körper hatte. Bisher hatte er gedacht, sie habe einen knochigen Körperbau. Einfach lächerlich! Sie war so weiblich wie keine andere. „Du siehst atemberaubend aus“, sagte er zwar leise, doch mit so viel Nachdruck, dass Ana erleichtert lächelte.
Auch ihr Lächeln war entzückend. Ihre schönen Zähne, gerade und weiß, waren ihm bereits früher aufgefallen, aber nun entdeckte er, dass es ihr ganzes Gesicht veränderte, es sanft und weich erscheinen ließ und goldene Lichter in ihre Augen zauberte.
Seine Frau war wunderschön.
„Danke.“
Überglücklich tat Vittorio das Erstbeste, was ihm einfiel. Er küsste sie. Als er sie an sich zog, bemerkte er, wie angenehm sich ihre Kurven an seinen Körper schmiegten, wie schön es war, eine hochgewachsene Frau in den Armen zu halten. Wie hatte er je kleinere Frauen küssen können? Schon bei dem Gedanken schmerzte ihn der Rücken.
Und ihre Lippen … Sie waren herrlich weich und warm, verlockend süß und so einladend wie die ganze Frau. Ursprünglich hatte er ihr nur einen flüchtigen Kuss geben wollen, doch nachdem er ihren Mund gekostet hatte, konnte er nicht genug von ihr bekommen. Der Kuss zog sich in die Länge, und Ana schlang ihm die Arme um den Nacken und presste sich fest an ihn. Schüchtern war sie ihm gegenüber noch nie gewesen.
In diesem Moment räusperte sich jemand hinter ihnen.
„Verzeiht, wenn ich diese rührende Szene störe. Die ersten Gäste kommen bereits an.“ Bernardo hatte sich zu ihnen gesellt.
„Gut.“ Vittorio trat einen Schritt zurück, hielt den Arm jedoch weiterhin um ihre Taille geschlungen. Ana lehnte sich an ihn, als hätte sie nie etwas anderes getan. Ihre Körper passten perfekt zueinander.
Inzwischen hatte Bernardo die Gelegenheit genutzt, seine Schwägerin zu betrachten. „Du hast dich aber fein herausgeputzt!“
Sofort wies Vittorio ihn scharf zurecht: „So sprichst du nicht mit meiner Frau!“
„Hast du nicht dasselbe gedacht?“, fragte Bernardo.
Vittorio verkniff sich eine Antwort. Er beabsichtigte nicht, mit seinem Bruder zu streiten und Ana so den Abend zu verderben.
Das war auch nicht nötig, denn im selben Moment verneigte sich Bernardo vor ihr.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken. Du bist wunderschön.“
Er ändert sich nie, mit der einen Hand nimmt er, was er mit der anderen gibt! dachte Vittorio ärgerlich. Das machte es so schwierig, ihm beizukommen.
„Schon gut, deine erste Bemerkung war überaus treffend“, nahm Ana die Entschuldigung freundlich an.
Bernardo lächelte und verneigte sich erneut. Erleichtert zog Vittorio seine Frau fester an sich, doch ehe er ihr für die seinem Bruder entgegengebrachte Nachsicht danken konnte, trafen die ersten Gäste ein.
Den ganzen Abend über schwebte Ana förmlich auf Wolken. Nie würde sie den Ausdruck auf Vittorios Gesicht vergessen, als er sie in ihrem eleganten Kleid gesehen hatte. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass er über ihren Anblick staunen würde, doch die überwältigende Freude, die er gezeigt hatte, hatte sie nicht erwartet. Er hatte sie an sich gezogen und geküsst, und all ihre geheimen Hoffnungen und Sehnsüchte waren neu erwacht. Jahrelang hatte sie sich aus Furcht vor Enttäuschung nicht gestattet, ihre Weiblichkeit zu zeigen. Doch als er sie eben so bewundernd betrachtet hatte, hatte sie sich ganz als die Frau gefühlt, die sie immer gern hatte sein wollen. Eine wunderbare Erfahrung!
Den Abend über wich er ihr kaum von der Seite. Meist hielt er den Arm fest um ihre Taille geschlungen, und ihre Hüften berührten sich. Sie lachte mit den Gästen, plauderte und hörte ihnen zu, doch nichts davon drang wirklich zu ihr durch. Sie war von einem anderen Gedanken vollkommen durchdrungen: Diese Nacht wird er mit mir verbringen! Im Lauf des Abends wuchsen ihre Zuversicht und ihr Hochgefühl.
Vittorio war so stolz, so glücklich, Ana an seiner Seite zu wissen, und er konnte es nicht abwarten, bis sie endlich allein waren, er sie berühren konnte …
Als sie ihn kurz verließ, um sich von ihrem Vater zu verabschieden, erschien die Welt ihm auf einmal seltsam
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