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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Reithose fiel er nicht weiter auf. Die Wachen trugen prachtvolle scharlachrote Uniformjacken mit goldenen Epauletten. Keiner der Männer, die einen Blick in seine Richtung warfen, hätte in dem schäbig gekleideten Mann – er hatte noch jene Kleidungsstücke an, in denen er bereits als Geheimagent aufgetreten war – einen Offizier des Zehnten Husarenregiments vermutet.
    Einen ehemaligen Offizier, verbesserte Sandiford im Geiste. Ein leises Bedauern regte sich in ihm, wie es ihn auch am Tag zuvor erfüllt hatte, als er zum letzten Mal seinen blauen Waffenrock und den Offiziersmantel mit dem Pelzbesatz ausgezogen und endgültig weggesperrt hatte. Von nun an war er nicht mehr ein Angehöriger der Armee, wie er das für die letzten sechs Jahre gewesen war.
    Dass ihm der Krieg gefehlt hätte, konnte er allerdings nicht behaupten.
    Gedankenverloren ließ Sandiford sein Pferd gemächlich weitertrotten. Seine Vorstellungen vom glorreichen Heldentum waren schon vor langer Zeit in ihm dahingeschwunden, genau genommen an jenem Tag, als er den ersten Mann auf dem Schlachtfeld hatte sterben sehen. Während der letzten fünf Jahre war es ein besonders blutiges und grausames Geschäft gewesen. Die Kameradschaft allerdings, die zwischen den Männern entstanden war, die gemeinsam so viel Not und Gefahren durchstehen mussten, und das Gefühl, dass er eine schwierige Aufgabe gut gelöst hatte – all das würde er bestimmt vermissen.
    Du sentimentaler Narr, dachte er verärgert. Den unerfreulichen Neuigkeiten nach zu urteilen, die ihm sein Advokat vor einer Stunde eröffnet hatte, war es das einzig Richtige, alles zu verkaufen; selbst die unbeträchtliche Summe, die er dadurch erhielte, würde ihm nützlich sein. Jeffers' lakonische Briefe hatten seine ausweglose finanzielle Situation keineswegs übertrieben ausgemalt. Die Dinge standen anscheinend sogar noch schlechter, als sein ehemaliger Offiziersbursche angenommen hatte.
    Mit Ausnahme von Valiant, dem treuen Begleiter vieler harter Märsche, hatte Sandiford seine restlichen Pferde bereits den Angestellten von "Tattersall" für die nächste Versteigerung übergeben, auch wenn ihn das Herz dabei fast wie bei dem Verlust enger Freunde schmerzte. Auch Valiant konnte er nur behalten, wenn er sich an die strengen Richtlinien hielt, die ihm sein Advokat vorgeschlagen hatte.
    Der letzte Rat, den ihm der Anwalt mit auf den Weg gegeben hatte, war nicht sehr überraschend gekommen: Er solle sich eine reiche Frau suchen. Mr. Walters hatte mit einem schmalen Lächeln sogar das gleiche Kompliment hinzugefügt, das Alexander bereits auf dem Schiff ausgesprochen hatte – dass es für einen Mann seines Standes keine Schwierigkeit darstellen sollte, eine geeignete Braut zu finden.
    Der Advokat hatte sich die schäbige Kleidung seines Klienten angesehen und mit gequälter Miene erklärt, dass Seine Lordschaft für diesen Zweck eine kleine Summe aus dem verschuldeten Besitz abzweigen sollte, um sich für die kommende Saison angemessen einzukleiden.
    Herausgeputzt wie ein Hahn, dachte Sandiford grimmig. Ihm wurde klar, dass er trotz all seiner Überlegungen erst jetzt wirklich verstand, was der Bankrott seines Besitztums bedeutete. Er musste eine reiche Erbin heiraten – und zwar rasch.
    Daran hatte er während der letzten sechs Jahre – seit dem Tod seines Vaters – zwar gelegentlich gedacht, wenn ihm die katastrophale Verschuldung, die der verstorbene Lord Sandiford hinterlassen hatte, in den Sinn gekommen war. Doch jedes Mal hatte er angewidert gehofft, dass er eines Tages eine angenehmere Lösung für sein Problem finden würde.
    Doch die Zeit für eine solche Alternative war verstrichen; das hatte ihm Mr. Walters gerade mit eisiger Klarheit dargelegt. Wenn Michael Peter Sandiford, der Viscount St. John nicht das verbliebene Land und die Besitztümer seiner Vorfahren versteigert sehen wollte, musste er sich überwinden und die unsäglichen gesellschaftlichen Veranstaltungen besuchen, die man so treffend als "Heiratsmarkt" bezeichnete. Dort hatte er sein Aussehen und seinen hohen Stand so schamlos wie eine Hure vor dem "Haymarket-Theater" feilzubieten.
    Sandiford holte tief Luft und schluckte; ein bitterer Geschmack nach Galle hatte sich in seinem Mund angesammelt. Angesichts seiner Lage war es nur zu verständlich, dass er so unwillig nach England zurückgekehrt war.
    Das reicht, schalt er sich in Gedanken. Es war an der Zeit, sich nicht mehr wie ein Jammerlappen zu benehmen, der zum ersten

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