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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Diensten, Sire.«
    »Holt mir Murie.«
    Zu Balans Erstaunen lief der Diener nicht gehorsam los, sondern zögerte, seine Miene wirkte bestürzt.
    »Habt Ihr mich nicht verstanden, Robert?«, knurrte Edward, ehe er wiederholte: »Holt mir Murie.«
    Der Bedienstete schluckte schwer. Dann nickte er widerstrebend und entfernte sich, um der Bitte nachzukommen.
    Balan und Osgoode tauschten kurze Blicke aus. Beide kannten die Geschichten, die sich um die reizende Murie rankten; sie war die Patentochter des Königs und sein kleiner Liebling. Es hieß, sie sei bezaubernd hübsch, mit strahlend blauen Augen, goldblonden Haaren und einem süßen Lächeln. Und dass der König vom Fleck weg fasziniert von ihr gewesen sei, als das Mädchen nach dem Tod ihrer Eltern, Lord und Lady Somerdale, an den Königshof gekommen war. Es wurde auch gemunkelt, der König verwöhne die Kleine nach Strich und Faden und das Mädchen sei inzwischen schrecklich anstrengend. Bei Hofe hatte sie demzufolge auch den Spottnamen »Teufelsbraten« bekommen. Nach der bestürzten Reaktion des Dieners zu urteilen, der das Mädchen holen sollte, schien der Hofklatsch zuzutreffen.
    »Becker«, sagte Edward gebieterisch, und sein engster Berater trat eilig an seine Seite.
    »Jawohl Sire«, murmelte der Mann ehrerbietig und fragte: »Liegt etwas im Argen, königliche Hoheit?«
    »Jawohl«, grummelte Edward und sagte: »Meine Frau ist der Auffassung, dass es die Zeit gebietet, Murie zu vermählen.«
    »Ah.« Der Berater war durch eine harte Schule gegangen und verzog keine Miene. Leise hauchte er: »Ach du große Güte.«
    »Ihr sagt es«, brummte Edward. »Die Kleine wird es bestimmt nicht gut aufnehmen.«
    »Mit Verlaub, aber … Nein, ich fürchte nicht, Sire«, räumte Becker ein.
    Niedergeschlagenheit verdüsterte die Züge des Monarchen.
    »Andererseits ist sie zweifellos in einem heiratsfähigen Alter, Sire«, fuhr Becker fort. »Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass sie einen Gemahl findet.«
    »Da sprecht Ihr ein wahres Wort«, grummelte Edward. »Ich habe es auch nicht vermocht, meine Gemahlin dahingehend umzustimmen, die Sache zu vertagen.«
    »Hmmm«, seufzte sein Berater. »Möglicherweise nimmt Murie es besser auf, als wir vermuten, Sire. Nach meinem Dafürhalten ist sie in dem Alter, in dem andere junge Damen ihre Vermählung bekanntgeben. Ihr leuchtet doch gewiss ein, dass sie deren Los früher oder später teilen wird, oder? Vielleicht glaubt sie ernsthaft, dass sie einen Mann ehelichen soll, den Seine Majestät für sie ausgesucht haben.«
    »Macht Euch nicht lächerlich«, versetzte der König unwirsch. »Wir haben ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie brauchte nie etwas gegen ihren Willen zu tun. Was sollte sie glauben lassen, daran habe sich etwas geändert?«
    »Ihr habt wie stets recht, Sire«, meinte Becker milde betreten. »Und ich befürchte, Lady Murie will gar nicht heiraten. Das hat sie bei mehreren Gelegenheiten beteuert.«
    Edward nickte unglücklich. »Ich bin weiß Gott nicht versessen auf das, was gleich kommen wird.«
    »Das glaube ich Euch aufs Wort, Sire«, meinte Becker mitfühlend.
    »Sie ist ein reizendes Mädchen, aber sie kann zuweilen … ungeheuer schwierig sein.«
    »In der Tat, Majestät.«
    Als die beiden Männer schwiegen, umklammerte Osgoode Balans Arm und flüsterte aufgeregt: »Hast du das eben gehört?«
    Balan nickte lahm. »Es klang, als wollte der König den Teufelsbraten unter die Haube bringen.«
    »Genau«, murmelte Osgoode. Er dachte kurz nach und sagte dann mit Nachdruck: »Sie ist äußerst wohlhabend.«
    Balan strafte ihn mit einem abfälligen Blick. »Du denkst doch nicht etwa, dass ich …?«
    »Cousin, sie ist ungemein wohlhabend«, unterbrach ihn Osgoode. »Und wir benötigen eine wohlhabende Braut, um Schloss Gaynor wieder zu seinem einstigen Glanz verhelfen zu können.«
    Um es vor dem Verfall zu bewahren, benötigte Gaynor Castle dringend einen ordentlichen Batzen Geld. Der Schwarze Tod hatte auch vor Gaynor Castle und der umliegenden Grafschaft nicht haltgemacht. Etwa die Hälfte des Gesindes und der Bewohner waren an dem Ausschlag, verbunden mit hohem Fieber, gestorben. Viele andere waren aus Furcht vor Ansteckung, oder weil sie woanders ihr Glück versuchen wollten, geflüchtet. Nachdem die Pest ihre Pächter und ihr Gesinde hinweggerafft hatte, boten die wohlhabenderen Lords aus dem Umland aus lauter Verzweiflung höheren Lohn und Sold für jeden, der bereit war, in ihre Dienste

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