Eine Braut von stuermischer Natur
hast mich geehelicht«, lautete Muries Antwort. Sie maß Balan mit leicht geneigtem Kopf. »Mein Gemahl, ich weiß sehr wohl, dass dir mein Hang zum Aberglauben ein Ärgernis ist.«
Als Balan Anstalten machte, sanft Protest einzulegen, brachte sie ihn mit einer beschwichtigenden Geste zum Schweigen. »Mein Hang zum Aberglauben ist dir ein Ärgernis«, wiederholte sie entschieden. »Überdies trachtete meine Zofe dir nach dem Leben, und der König und die Königin fassten den Entschluss, uns einen Besuch abzustatten – was sie künftig gewiss wieder tun werden.«
Balan seufzte. Anscheinend hatte das Leben mancherlei Überraschung für ihn parat.
»Bereust du inzwischen, mich geehelicht zu haben?«, fragte sie mit verhaltener Stimme.
»Was sagst du da?« Balan strafte sie mit einem entrüsteten Blick.
»Empfindest du …«, hob sie abermals an, doch Balan schnitt ihr das Wort ab, indem er ihr eine Hand auf den Mund presste.
»Murie«, sagte er ernst. »Es stimmt mich mit jedem Tag froher, dass ich dich geheiratet habe. Wahrlich, dein Aberglaube ist mir ein Ärgernis. Und wahrlich, deine Zofe wollte mir ans Leben. Und wahrhaftig, der König und die Königin stehen jetzt auf meiner Schwelle, aber ich bin willens, das und noch weit mehr für dich zu erdulden. Mir war nicht bewusst, wie viel Ruhe und Frieden mir vergönnt war, ehe du in mein Leben getreten bist. Es kommt mir so vor, als wären wir seit Ewigkeiten vermählt.«
Als Osgoode nach diesen Ausführungen in lautes Gelächter herausplatzte, schwante Balan, dass er sich einer falschen Wortwahl bedient hatte. Muries empörte Miene lieferte ihm den sichtbaren Beweis für seinen Fauxpas.
»Was ich damit zum Ausdruck bringen wollte: du hast soviel Chaos und Aufregung in mein Leben gebracht, sodass es mir vorkommt, als wären wir bereits einige Jahre vermählt.«
Osgoode bekam einen Lachkrampf.
»In einem guten Sinne«, schob Balan verzweifelt nach. »Ich meine …«
»Er meint, sein Leben war langweilig und trübselig ohne dich«, fiel Osgoode ihm ins Wort, der seinem Cousin aus der Patsche helfen wollte.
»Ganz recht, Mylady. Vor Eurer Ankunft waren wir ein Haufen trübsinniger Jammerlappen«, bekräftigte Thibault, der mit einem Fass Bier an Murie vorbeilief.
»Ohne Hoffnung, ohne einen Lichtstreif am Horizont, ohne Freude«, murmelte Gatty mit einem Kopfnicken. Sie folgte dem Verwalter, einen Stoffballen unter den Arm geklemmt. »Ihr habt die Hoffnung nach Gaynor zurückgebracht, Mylady. Ihr habt das Positive in den Dingen erkannt, wo wir nur Negatives sahen.«
»Ganz recht, und du hast mir das Haar geschnitten«, erklärte Juliana feierlich.
Balan holte tief Luft und wandte sich seiner Gattin zu. »Wie du weißt, bin ich bestenfalls ein mäßiger Unterhalter, was Frauen angeht. Dennoch, Murie, ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, nicht mit dir vermählt zu sein. Es scheint mir, als wärest du immer schon hier gewesen … weil du hierher gehörst …« Verdrießlich seufzend hielt er inne und setzte kurz darauf hinzu: »Verdammt, Frau, ich liebe dich. Ist das nicht genug?«
Unversehens spielte ein weiches Lächeln um Muries Lippen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, um ihren Gemahl zärtlich zu küssen. »Das ist mehr als genug, Mylord Gemahl. Mehr als genug.«
Erleichtert eroberte er ihre Lippen mit seinen und küsste sie innig. Dann hob er sie in seine Arme und schnellte zur Treppe herum.
»Um Himmels willen, wo wollt ihr denn hin?«, entfuhr es Osgoode in heller Aufregung. »Balan, du kannst mich doch jetzt nicht im Stich lassen! Soll ich den König und die Königin etwa allein empfangen? Offen gestanden weiß ich nicht, was ich ihnen zu berichten hätte.«
Balan löste sich von Muries Lippen und sagte: »Berichte ihnen, dass ich ihre Patentochter liebe und erst dann wieder aus unserem Schlafgemach zurückkehren werde, wenn ich mir sicher bin, Murie davon überzeugt zu haben.« Er fing Muries verzücktes Lächeln auf und setzte hinzu: »Erkläre ihnen, dass es vermutlich mehrere Tage dauern wird. Sorgt in der Zwischenzeit dafür, dass sie sich wohlfühlen.«
»Mehrere Tage?«, krächzte Osgoode.
»Eine Woche trifft es vermutlich eher«, murmelte Murie, und als Balan ihr einen verwunderten Blick zuwarf, zuckte sie gleichmütig mit den Schultern und verkündete herablassend: »Nun, Seine Majestät weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwierig ich bisweilen sein kann. Er rechnet gewiss damit, dass es erheblich länger währen
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