Eine dunkle Geschichte (German Edition)
auf etwa zehntausend Franken Vermögen geschätzt wurde, heiratete unter dem Schutz seines Rufes als Patriot die Tochter eines Gerbers aus Troyes, des Apostels der Revolution in dieser Stadt und Vorsitzenden des Revolutionstribunals. Der Gerber, ein Mann von Überzeugung, der im Charakter dem Saint-Just glich, wurde später in die Verschwörung Babeufs verwickelt und beging Selbstmord, um sich der Verurteilung zu entziehen. Martha war das schönste Mädchen in Troyes, und so war sie trotz ihrer rührenden Bescheidenheit von ihrem furchtbaren Vater gezwungen worden, bei einer republikanischen Feier die Freiheitsgöttin darzustellen.
Der Käufer kam in sieben Jahren nicht dreimal nach Gondreville. Sein Großvater war Verwalter der Simeuses gewesen; ganz Arcis glaubte damals, daß der Bürger Marion nur der Platzhalter der Herren von Simeuse sei. Während der Schreckenszeit erfreute sich der Verwalter von Gondreville als treuer Patriot, als Schwiegersohn des Vorsitzenden des Revolutionstribunals in Troyes und als Liebling Malins, eines Abgeordneten des Departements Aube, eines gewissen Ansehens. Als aber die Bergpartei fiel und sein Schwiegervater Selbstmord beging, wurde Michu zum Sündenbock. Jedermann beeilte sich, ihm wie seinem Schwiegervater Handlungen zuzuschreiben, an denen wenigstens er ganz unschuldig war. Der Verwalter bäumte sich gegen die Ungerechtigkeit der Masse auf; er wurde schroff und nahm eine feindselige Haltung an. Seine Worte wurden verwegen. Aber seit dem 18. Brumaire hüllte er sich in das tiefe Schweigen, das die Philosophie der Starken ist. Er kämpfte nicht mehr gegen die allgemeine Meinung an und begnügte sich, zu handeln. Dies kluge Benehmen brachte ihn in den Ruf der Heimtücke, denn der Wert seines Landbesitzes betrug gegen hunderttausend Franken. Zunächst gab er nichts aus; dann hatte er dies Vermögen rechtmäßig erworben, sowohl durch die Erbschaft seines Schwiegervaters, wie durch die sechstausend Franken, die er jährlich für seine Stellung an Gehalt und Gewinnanteil bezog. Obwohl er seit zwölf Jahren Verwalter war und jeder ihm seine Ersparnisse nachrechnen konnte, erhoben sich Anklagen gegen den früheren Anhänger der Bergpartei, als er zu Beginn des Konsulats ein Pachtgut für fünfzigtausend Franken erstand. Die Leute in Arcis schoben ihm die Absicht unter, sich durch ein großes Vermögen die Achtung wieder zu gewinnen. Unglückerlicherweise wurde in dein Augenblick, da jedermann ihn vergaß, der allgemeine Glaube an die Wildheit seines Charakters von neuem belebt, und zwar durch eine dumme Geschichte, die durch den Landklatsch noch schlimmer gemacht wurde.
Eines Abends, bei der Rückkehr aus Troyes, ließ er in Gesellschaft einiger Bauern, darunter des Pächters von Cinq-Cygne, ein Papier auf die Straße fallen, und der Pächter, der hinterdrein ging, hob es auf. Michu dreht sich um, sieht das Papier in den Händen des Mannes, zieht sofort eine Pistole aus seinem Gürtel, lädt sie und droht dem Pächter, der lesen konnte, ihn niederzuschießen, wenn er das Blatt öffnete. Michus Bewegung war so rasch und so heftig, der Ton seiner Stimme so drohend, und seine Augen flammten so auf, daß alle vor Angst erstarrten. Der Pächter von Cinq-Cygne war natürlich Michus Feind. Fräulein von Cinq-Cygne, die Kusine der Simeuses, besaß von ihrem ganzen Vermögen nur noch einen Pachthof und wohnte in ihrem Schloß Cinq-Cygne. Sie lebte nur noch für ihre Vettern, ein paar Zwillinge, mit denen sie in ihrer Kindheit in Troyes und in Gondreville gespielt hatte. Ihr einziger Bruder, Julius von Cinq-Cygne, war schon vor den Simeuses ausgewandert und vor Mainz gefallen. Aber dank einem ziemlich seltenen Vorrecht, von dem noch die Rede sein wird, erlosch der Name Cinq-Cygne nicht, auch wenn keine männlichen Erben mehr am Leben waren.
Der Vorfall zwischen Michu und dem Pächter von Cinq-Cygne machte viel böses Blut im Kreise und hüllte Michu in ein noch geheimnisvolleres Dunkel. Aber dieser Umstand war nicht der einzige, der Furcht vor ihm einflößte. Ein paar Monate nach jenem Auftritt kam der Bürger Marion mit dem Bürger Malin nach Gondreville. Es ging das Gerücht, Marion wollte das Gut an diesen Mann verkaufen, der durch die politischen Ereignisse vorwärts gekommen war; denn der Erste Konsul hatte ihn soeben zum Lohn für seine Dienste am 18. Brumaire in den Staatsrat berufen. Die politischen Köpfe des Städtchens Arcis errieten nun, daß Marion nur der Strohmann des Bürgers
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