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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Nowosilzow erzählte mir ausufernd seine Anekdoten und Histörchen über die gute alte Zeit des Jahres 1812 68 , erdiente in seiner Jugend als Kavalleriegardist. Und der Sohn quälte mich dann damit, daß er mir das Gut zeigte. [...] Alles sehr erlesen und ehrgeizig: Parks, Teepavillons, Teiche, points de vue 69 , alles sehr schön. Aber Jasnaja ist schöner. Und stell Du Dir vor, der Anblick des Gutes weckte in mir den Wunsch danach, was Du schon lange wünschst und möchtest: den Park in Jasnaja in Ordnung zu bringen. [...] Es ist seltsam dies zu sagen, aber bereits auf dem Weg hierher fühlte ich, wie grauenvoll es ist, Dich allein zu lassen. – Lebe wohl, meine Liebste, sei ein gutes Mädchen und schreibe mir. Pjotr Petrowitsch läuft hier herum während ich schreibe, stört und sagt Dinge wie: » mettez moi aux pieds de la Comtesse « 70 .
    Lebe wohl.
    L. Tolstoj.
    27.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [27?. Juli 1865]
    [Orjol]
    Ich schreibe Dir noch ein paar Worte aus Orjol, von wo ich heute abreise. [...] Meine Gesundheit ist einigermaßen, obwohl eines der Ohren überaus unangenehm verstopft ist. Die Fahrt ist ermüdend, doch die Zeit, die ich bei den Nowosilzows verbrachte, war sehr angenehm und interessant.
    Ich gehe nun die Stiefel kaufen, doch schaffe ich es wohl nicht mehr, sie Dir zu schicken. Und falls ich es schaffte, so kämen sie kaum vor mir an . [...]
    Noch nie waren wir beim Lebewohl derart gleichgültig wie bei diesem Mal, und daher ist mir Deinetwegen sehr traurig zumute. Lebe wohl, meine Liebste. Notiere alles ausführlich in Deinem Tagebuch, dann werde ich es nach meiner Rückkehr lesen 71 .
    L. Tolstoj.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    31. Juli 1865
    [Pokrowskoje]
    Heute empfand ich den ganzen Tag eine solche Wehmut, einfach grauenvoll. Ganz deutlich sah ich alle möglichen Unglücke vor mir, die Dir, mein lieber Ljowotschka, widerfahren sein könnten. Bei Gott, gib auf Dich acht, denke daran, wie ich mich erschrecken und quälen werde, sollte Dir etwas zustoßen.
    Heute habe ich ins reine geschrieben und gelesen, was ich noch nicht kannte, nämlich jene Stelle, wie der bemitleidenswerte alte Mack 72 mit einer Binde um den Kopf zurückkehrte und eingestand, daß seine Truppen geschlagen wurden und dabei fast in Tränen ausbricht, und wie die neugierigen Adjutanten um ihn herumstehen, sowie seine Zusammenkunft mit Kutusow. Es hat mir ganz schrecklich gefallen, deshalb schreibe ich Dir dies. Heute sind fast alle Barone zum Essen gekommen, ich habe mich aber erst gezeigt, als es zu Tisch ging, vor dem Essen saß ich im Wannenbad, umgeben von all jenem, was Du hervorgebracht hast, d.h. von Deinen Kindern und Deinen Schriften, die ich ins reine schreibe. Nur so ist mir das Leben ohne Dich möglich. Ich fühle mich dann ruhig und gut. [...] Die Kinder habe ich mitgenommen ins Haus, wo man sie ein wenig zügelte, doch sie sind ja, Gott sei es gedankt, wohl erzogen und waren lieb. Ich selbst habe wenig am Gespräch und am allgemeinen Vergnügen teilgehabt. Habe allein dagesessen und ins reine geschrieben. So ging es heute den ganzen Tag, und nun ist mir traurig und schwer zumute. Ich habe schon überlegt, ob ich Dir nicht schreiben solle, ich sei krank, damit Du zurückkommst. Dann habe ich mich aber sogleich für meine Gemeinheit geschämt. Dies täte ich selbstverständlich niemals, im Gegenteil, ich verheimlichte Dir sogar, sollte ich krank werden. [...] Ich bin gerade in einer Stimmung, in der ich alle liebhabe und mit allen mitfühle, und ich selbst fühle mich ganz elend, und alles Mögliche geht mir über Dichdurch den Kopf. Ich liebe Dich schrecklich und möchte Deine Hand und Dich küssen und Dir sagen, wie lieb und wunderbar Du bist. Ich weiß nicht, ob ich Dir nach diesem Brief noch einmal schreiben soll, vielleicht wird es ja nicht mehr notwendig sein, da Du schon zurück bist. Wann wird dieses Glück sein? Vielleicht ist es notwendig, sich zu trennen, um es zu empfinden? Aber das Glück des Wiedersehens ist kleiner als die Trauer über die Trennung. Ich würde Dir ja gern etwas von uns berichten, aber es gibt absolut nicht Interessantes. Wir haben gar nichts unternommen, sitzen immer nur herum. [...] Lebe wohl, mein Liebster, warum nur schreibst Du nicht?
    Deine Sonja.

1867
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    Samstag, den 17. Juni 1867. Am Abend.
    [Jasnaja Poljana]
    Mein lieber Ljowotschka, einen ganzen Tag

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