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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hatten, aber wir haben die Stelle gefunden, wo das Netz durch die Äste gefallen ist, auch wenn uns dies herzlich wenig weiterhilft. Falls Sie selbst hinaufsteigen möchten oder einen Ihrer Männer hochzuschicken gedenken, sind wir gern bereit, Ihnen die Stelle zu zeigen.«
    »Vielen Dank, Professor.« Haverford war das Grinsen inzwischen gründlich vergangen. »Ich denke, es wäre am besten, wenn wir zunächst nur eine Wache am Baum zurücklassen und morgen früh mit unseren Spürhunden und ein paar Leitern zurückkommen. Können Sie Ihre Kollegin ohne Hilfe wieder nach unten holen?«
    »Kein Problem.« Peter erhob seine Stimme ein wenig. »Sie können wieder runterkommen, Miss Binks. Der Sergeant hat beschlossen, daß er warten will, bis es hell wird.«
    Nach weniger als einer Minute stand Winifred Binks wieder vor ihnen. »Damit haben Sie wahrscheinlich eine weise Entscheidung getroffen, Sergeant Haverford, obwohl ich sicher bin, daß Professor Shandy und ich es mit Ihren hervorragenden Strahlern ganz gut geschafft hätten. Ich habe eben ein kleines Stückchen transparenter Angelschnur entdeckt, die an einem der Äste befestigt war.«
    Haverford gab einen merkwürdigen Gurgellaut von sich, Professor Stott nickte.
    »Das würde Ihre Theorie erhärten, Peter. Professor Shandy«, erklärte er dem Sergeant, »hat nämlich die Hypothese aufgestellt, daß jenes Wesen, von dem wir zunächst hofften, es sei eine Schnee-Eule, in Wirklichkeit nichts weiter war als ein weißes Federbündel, das mit Hilfe eines Mechanismus, der in etwa nach dem Prinzip einer Oberleitung funktionierte, vor uns herbewegt wurde. Eine interessante Theorie, finden Sie nicht, Professor Binks?«
    »O ja, höchst interessant. Eine andere Möglichkeit wäre, daß jemand mit einem Köder an einem Stock neben uns her gelaufen sein könnte. Doch es ist sehr schwierig, sich nachts im Wald zu bewegen, ohne ein verräterisches Geräusch zu verursachen, es sei denn, man befindet sich auf einem gut markierten Weg, wie in unserem Fall. Und selbst dort wäre dies so gut wie unmöglich, wenn man in Eile ist. Wir gingen relativ schnell, weil wir uns die vermeintliche Eule natürlich auf keinen Fall entgehen lassen wollten.
    Eine Schnee-Eule wäre der absolute Höhepunkt unserer Exkursion gewesen. Wirklich schade, aber es läßt sich nun einmal nicht ändern. Sie haben doch hoffentlich nicht vor, den armen Mr. Emmerick hier bis zum Morgengrauen liegen zu lassen ?«
    »Nein, nein«, versicherte der Sergeant. »Wir nehmen ihn mit, wenn wir gehen. Erklären Sie mir doch bitte noch einmal die Sache mit dem Netz. Wer von Ihnen war Mr. Emmerick am nächsten, als er sich darin verfing?«
    Thorkjeld Svenson, der eine Handvoll Studentenfutter kaute, schluckte und brummte: »Das war ich.«
    »Können die anderen das bestätigen?«
    »Selbstverständlich können wir das.« Winifred Binks klang, als fände sie Sergeant Haverford ein wenig schwer von Begriff. »Dr. Svenson ist unser Exkursionsleiter, sein Platz ist also immer an der Spitze der Gruppe. Emmerick war darüber unterrichtet worden, bevor wie losgingen, aber entweder hat er diese Regel vergessen oder absichtlich mißachtet. Wenn er nicht plötzlich vorgeprescht wäre - gar nicht auszudenken!«
    Haverford stürzte sich auf diese Information wie ein Habichtkauz auf eine Maus. »Einen Moment, Professor Binks. Sie sagten gerade, Dr. Svenson wäre normalerweise ganz vorn gewesen. Wollen Sie damit andeuten, daß er derjenige war, den man in das Netz locken wollte?«
    Peter unterdrückte ein Schnauben. Wenn jemand beabsichtigt hätte, Svenson zu fangen, hätte er besser eine Tigergrube ausgehoben.
    Winifred Binks hegte anscheinend ganz ähnliche Gedanken, denn sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich wollte damit gar nichts andeuten, Sergeant, ich versuche lediglich, die Fakten klarzustellen. Das Netz war groß genug für eine Person. Die Frage ist, ob die Täter - ich gebrauche den Plural, obwohl es natürlich genausogut nur ein Mann oder eine Frau hätte sein können - es auf ein bestimmtes Mitglied unserer Gruppe abgesehen hatten oder einfach nur auf den erstbesten, der sich darin verfing. Sie sehen ja, wieviel abgefallenes Laub sich in dem Netz befindet. Ich kann mich zwar irren, aber dies läßt meiner Meinung nach darauf schließen, daß jemand das Netz auf den Weg gelegt und getarnt hat, damit es keiner von uns entdecken konnte, bevor er darauf trat. Wie allerdings jemand Mr. Emmerick mit Dr. Svenson verwechseln

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