Eine Eule kommt selten allein

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Autoren: Charlotte MacLeod

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versucht hat, mich mit sich zu reißen, als er so plötzlich nach vorne gestürmt ist.«
    »Wie hat sich das abgespielt?«
    »Zuerst ist er die ganze Zeit hinter mir hergegangen. Als er neben mir war, hat er meinen Arm gepackt und versucht, mich nach vorn zu drängen.«
    »Hat er dabei etwas gesagt?«
    »Ich glaube, er hat so etwas wie >Kommen Sie mit< gesagt. Ich nahm an, er habe sich die kindische Idee in den Kopf gesetzt, die Schnee-Eule als erster zu melden und mich als Zeugin dabei zu haben. Eine Eule muß immer von mindestens zwei Personen iden-tifiziert werden, wissen Sie, das ist bei Eulenzählungen unbedingt zu beachten. Da Mr. Emmerick wußte, daß es auch meine erste Eulenzählung war, hat er offenbar angenommen, daß ich gewillt war, gemeinsam mit ihm die Experten zu übertrumpfen.«
    »Haben Sie etwas zu ihm gesagt?«
    »Nein. Ich habe ein paar Schritte vorwärts gemacht, um mein Gleichgewicht wieder zurückzugewinnen. Er hätte mich fast umgerissen , als er versuchte, mich nach vorne zu drängen. Ich brauche ja wohl nicht zu sagen, daß ich mit diesem Unsinn nicht das geringste zu tun haben wollte, daher habe ich mich losgerissen und bin wieder an meinen Platz hinter Professor Stott zurückgekehrt. Es ging alles sehr schnell, wissen Sie. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Mr. Emmerick überhaupt gemerkt hat, daß ich nicht mehr bei ihm war. Als er an Dr. Svenson vorbeistürmte, sah ich noch, wie er suchend den Kopf bewegte, als wolle er sich vergewissern, wo ich war. Doch dann wurde er bereits hochgerissen.«
    »Einfach so?«
    »O ja. Einen Augenblick lang war ich völlig verdattert. Doch dann war mir klar, daß er in eine Falle geraten sein mußte, weil dies die einzige Erklärung war. Ich hörte ihn schreien - wir alle haben ihn gehört -«
    »Was hat er gerufen, Professor Binks?« Haverford legte ihr gegenüber inzwischen ein beinahe ehrfürchtiges Verhalten an den Tag. »Können Sie sich daran vielleicht noch erinnern?«
    »Nein. Man konnte sein eigenes Wort nicht verstehen, weil die Knallfrösche in dem Moment losgingen. Sie machten einen Höllenlärm, und wir dachten, es würde auf uns geschossen, daher warfen wir uns alle zu Boden, um den Kugeln auszuweichen. Kurze Zeit später - es schien mir wie eine Ewigkeit, doch es waren wahrscheinlich nur ein paar Sekunden - begriff Peter - Professor Shandy -, daß es gar keine Schüsse waren. Inzwischen waren bereits die ersten Raketen abgeschossen worden, daher wußten wir, daß es nur ein Streich sein konnte. Wir nahmen an, daß Mr. Emmerick an allem schuld war, weil er sich die ganze Zeit so albern benommen hatte, was ich, glaube ich, bereits erwähnt habe.«
    »Ja, Sie sagten, er habe Sie alle dauernd gestört.«
    »Er war eine ausgesprochene Nervensäge. Wir waren sehr verärgert, aber nicht etwa, weil man uns zum Narren gehalten hatte, obwohl sich wohl niemand gern nur so zum Spaß zu Tode erschrecken läßt, sondern vor allem deshalb, weil der Lärm die Eulen vertrieben und unsere Zählung ruiniert hatte. Es war wirklich eine bodenlose Unverschämtheit, egal wer es auch getan hat.«
    »Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung, Professor Binks. Und was ist dann passiert?«
    »Gute Frage. Peter, was ist dann passiert?«
    »Nun ja - eh - ein paar von uns begannen, mit Emmerick zu schimpfen, wir nahmen schließlich an, er sei immer noch oben im Baum. Dann schwante mir allmählich, daß der vermeintliche Findling auf dem Weg in Wirklichkeit Emmerick war, der sich in einem Netz verfangen hatte, genau wie Sie ihn vorhin vorgefunden haben. Das wiederum erinnerte mich an den dumpfen Aufprall, den ich in dem Augenblick hörte, als der Höllenlärm losbrach, und ich schloß daraus, daß es Emmerick gewesen sein mußte, der entweder vom Baum gefallen oder heruntergeworfen worden war. Zuerst dachte ich, er bekäme keine Luft mehr, doch dann begriff ich, daß er tot war. Also sind Miss Binks und ich den Baum hochgeklettert, um nach Spuren zu suchen.«

Kapitel 3

    Den Baum hochgeklettert?« Haverfords Stimme war ebenfalls einige Tonlagen höher geklettert. »Der Mann verfängt sich in einem Netz, wird in den Baum gezogen und erstochen. Und Sie klettern so einfach da rauf?« Am Ende überschlug sich seine Stimme.
    »Zu diesem Zeitpunkt wußten wir ja noch nicht, daß man ihn erstochen hatte«, sagte Peter. »Der dicke Kragen von Emmericks Pullover scheint das meiste Blut aufgesogen zu haben. Ich habe die Stichwunde erst entdeckt, als Miss Binks und der Präsident