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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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schon fort waren, um Hilfe zu holen, und ich und Stott als Wache bei der Leiche zurückblieben. Was die Untersuchung des Baumes betrifft, haben wir vielleicht ein wenig unüberlegt gehandelt, aber ich glaube nicht, daß wir sonderlich leichtsinnig waren. Sie dürfen nicht vergessen, daß inzwischen schon eine geraume Zeit vergangen war. Als die Kracher losgingen, haben wir genauso reagiert, wie die - eh - Täter es zweifellos erwartet haben, indem wir zuerst versuchten, uns vor den vermeintlichen Kugeln in Sicherheit zu bringen, und danach unsere Aufmerksamkeit auf Emmericks Leiche richteten. Wer auch immer oben im Baum war, hatte auf jeden Fall genug Zeit, herunterzusteigen und sich aus dem Staub zu machen, ohne von uns gesehen zu werden.« »Mit dem Fahrrad«, sagte Winifred Binks. »Mit welchem Fahrrad? Wie meinen Sie das, Professor Binks? Haben Sie etwas gesehen?«
    »Nein, das ist lediglich eine Annahme von mir. Ein Rad ist schnell, läßt sich leicht verstecken, macht keinen Lärm und wäre für einen Weg wie diesen einfach ideal. Ich hätte in so einem Fall ein Fahrrad benutzt. Aber das tue ich eigentlich immer.«
    »Tatsächlich?« Das entsprach offensichtlich nicht Haverfords Vorstellungen von einer Multimillionärin, doch er nickte trotzdem. »Da könnte was dran sein. Edwards, schauen Sie sich zusammen mit Andrews mal hier um. Vielleicht können Sie irgendwo Fahrradspuren entdecken.«
    Die beiden Männer machten sich mit ihren Handstrahlern auf Spurensuche. Sie fanden zwar keine Fahrradspuren, doch dafür ungefähr sechs Meter von der Eiche entfernt einen Riesenberg schwarzer Plastikfolie, die nagelneu aussah.
    »Sehr interessant«, sagte Peter. »Das war heute morgen noch nicht hier.«
    »Woher wissen Sie das?« wollte Haverford wissen.
    »Der Präsident hat mich gebeten, die ganze Strecke vorher abzugehen und nach etwaigen Hindernissen Ausschau zu halten. Wir mußten uns ja schließlich aus Rücksicht auf die Eulen im Dunkeln bewegen. Sie mögen kein Licht, es stört sie bei der Jagd.«
    »Verstehe. Und Sie sind sich ganz sicher, daß hier kein Plastik gelegen hat?«
    »Allerdings. Ich bin mehrfach um den Baum herumgegangen. Mächtige alte Eichen wie diese haben oft Löcher, in denen möglicherweise Eulen nisten. Außerdem habe ich den Boden nach Gewöllen abgesucht, diesen kleinen Klumpen aus Fell und Knochenstückchen, die sie herauswürgen, wenn sie eine Maus oder so etwas gefressen haben. Ich hätte so einen großen Plastikhaufen auf gar keinen Fall übersehen und ihn entweder selbst beseitigt oder einen der College-Wachmänner hergeschickt, um ihn wegzuschaffen. Was natürlich nicht heißen soll, daß dieses Zeug nicht doch irgendwo hier gelegen hat, denn ich hätte es natürlich nicht sehen können, wenn es noch aufgerollt unter dem Laub versteckt gewesen wäre.«
    »Was meinen Sie mit noch aufgerollt?«
    »Nun, es scheint nagelneu zu sein und sieht aus wie die Art Plastikfolie, die normalerweise in Rollen verkauft wird. Gärtner und Landschaftsarchitekten benutzen sie zum Abdecken, zum Schutz gegen Unkraut und als Wärmereflektor. Außerdem bewirkt sie, daß keine Feuchtigkeit in die Erde eindringt, was Ihren Garten unter Umständen in eine Wüste verwandeln kann, wenn Sie nicht aufpassen, aber diesen Vortrag erspare ich Ihnen lieber. Könnten wir das Zeug nicht einfach ausbreiten und uns näher ansehen?«
    »Ich denke schon, wenn wir vorsichtig sind.«
    Sie achteten sorgfältig darauf, die Folie nicht mit bloßen Händen zu berühren, sondern nur mit Hilfe der Papierservietten, die von Idunas Verpflegung übriggeblieben waren, einigen herausgerissenen Seiten aus Sergeant Haverfords Notizbuch, Präsident Svensons roter Mütze und allem, was sie sonst noch finden konnten, damit die Oberfläche vor neuen Fingerabdrücken geschützt und mögliche Spuren unversehrt blieben, und breiteten sie vorsichtig auf dem Weg aus. In voller Länge und von Peter abgeschritten, maß die Folie stolze dreißig Meter, was sie allerdings leider keinen Schritt weiterbrachte.
    »Vielleicht wurde sie nur benutzt, um das Fahrrad darin einzuwickeln«, mutmaßte einer der Polizisten.
    Haverford warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Mit Vermutungen ist niemandem gedient. Am besten, wir rollen die Folie wieder zusammen und bringen sie ins Polizeilabor. Vorsichtig, achten Sie darauf, daß Sie dabei keine Blätter oder Zweige aufheben!«
    »Was ist mit dem Seil, das an dem Netz befestigt gewesen sein muß?« erkundigte sich

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