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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Problem mit dem Aufzug.«
    »Ich habe auch nicht daran gedacht«, fuhr Clemance fort, als ha-be er den Einwurf gar nicht gehört, »daß das Verbrechen sozusagen dem University College zur Last gelegt werden würde. Es ist wirklich merkwürdig, wie logisch das allen vorkam, und doch hatte das eine mit dem anderen nichts zu tun.«
    »Nicht aus Ihrer Sicht. Aber an Cudlipps Aktivitäten gegen das University College muß Ihnen aufgefallen sein, wie eigenartig er sich verhielt. Er war wahnsinnig, nicht wahr? Oder dabei, den Verstand zu verlieren?«
    »Oh, ja«, sagte Clemance. »Ich glaube, zum Schluß war er regel-recht geisteskrank. Aber wer würde das offiziell bestätigen oder auch nur bemerken, bevor er großen Schaden angerichtet und sein Werk vollendet hätte? Mehrere Mitglieder unserer Fakultät sind unter den Strapazen der Frühjahrsereignisse zusammengebrochen, wie Sie wissen; jeder hat auf seine Weise reagiert. Ein besonders prominenter Professor, bei dem Kate wahrscheinlich noch gehört hat, hat sich eines Abends seinen Kollegen gegenüber wie ein Tobsüchtiger aufgeführt, absolut abscheulich benommen und unzusammenhängende Dinge erzählt. Die meisten nahmen an, er sei betrunken. Aber er war 148

    nicht betrunken. Er litt nicht unter Alkohol, sondern Erschöpfung und psychischem Streß.«
    Kate stand auf und holte neue Drinks für alle.
    »Auch Cudlipp ist durchgedreht«, fuhr Clemance fort. »Dieser wahnhafte Haß auf das University College – er hat tatsächlich ein paar Studenten angestiftet, die Fahrstühle aufzuhalten – war in Wirklichkeit nur ein untergeordnetes Symptom. Er wurde paranoid und absolut machtbesessen. Er überredete Robert O’Toole, sich zum Dekan machen zu lassen. Oh, ich weiß, was Sie sich jetzt denken müssen – daß ich eifersüchtig war, weil Robert mir seine Zuneigung entzogen und sie Cudlipp geschenkt hat-, aber falls ich eifersüchtig war, hat das nur eine geringere Rolle gespielt. Cudlipp hat O’Toole korrumpiert, wie er auch andere korrumpiert hat. Nicht, daß es eine Rolle spielen würde, wenn O’Toole jetzt eine Zeitlang Dekan ist. Ich könnte mir vorstellen, daß er Gutes leistet.
    Bitte versuchen Sie zu verstehen, daß ich große Zuneigung für Cudlipp empfand -Jahre der Zuneigung und Bewunderung, bevor er sich so verändert hat. Ich habe lange gebraucht, bis ich der Wahrheit über ihn ins Gesicht schauen mochte. Und dann mußte ich entscheiden, was zu tun war. Es mußte etwas geschehen. Man konnte ihn nicht einfach weitermachen lassen. Er wollte nie in Urlaub gehen, hat nie gefehlt. Aber ich hoffte, wenn er krank wäre und gezwunge-nermaßen zu Hause bliebe, würde er vielleicht zur Besinnung kommen, sich erholen und wieder zu seinem alten Ich finden oder zu einem neu entstandenen. Wie Sie wissen, war außerdem noch seine Ehe in die Brüche gegangen. Ich habe versucht, mit seiner Frau zu sprechen, aber sie hat mir versichert, daß er krank war, unerreichbar für alle, und daß sie auch kein Mittel dagegen wußte.«
    Clemance sah Kate und Reed an. »Ich wußte seit Jahren von dem Aspirin. Weder Cudlipp noch sonst jemand ist je auf den Gedanken gekommen, daß es tödlich sein könnte. Ich habe nicht einmal an die Möglichkeit gedacht. Aber wir sind keine Götter, und die Gesetze unserer primären Welt vollziehen sich auf ihre unvermeidliche Weise. Ich hatte gehofft, Cudlipp würde für eine Zeit ausfallen und, krank geworden, ein wenig Zeit zum Nachdenken finden, vielleicht durch den Schreck zur Vernunft kommen. Ich will nicht so tun, als sei ich mir der Bedeutung dessen, was ich da tat, nicht bewußt gewesen, aber ich mußte etwas unternehmen. Ich wartete bis zu dem Tag, als er eine neue Tablettenlieferung bekam, damit niemand in Verdacht geraten konnte: So sagte es mir jedenfalls mein im Grunde 149

    nicht krimineller Verstand. Komisch, nicht?«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich zugesehen habe, wie Sie Cudlipp das Aspirin gegeben haben?« fragte Kate.
    »Ja, genau. Ihre Party war die perfekte Gelegenheit, die sich vorher nicht geboten hatte. Es tut mir wirklich schrecklich leid, daß ich nicht weiter darüber nachgedacht habe, wie sehr ich damit…«
    »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken«, sagte Kate. »Wie Ihnen aufgefallen sein wird, war diese Party weder eine Idee von Reed noch von mir, sondern so etwas wie ein stammesgeschichtlich bedingtes Hochzeitsritual. Aber ich versuche, mich an den Augenblick zu erinnern, als Sie ihm das Mineralwasser

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