Eine feine Gesellschaft
Amanda Cross:
Eine feine Gesellschaft
Kriminalroman
Deutsch von Monika Blaich und Klaus Kamberger Das Buch
Die traditionsreiche New Yorker Hochschule, an der Kate Fansler unterrichtet, wird seit geraumer Zeit von heftigen Auseinanderset-zungen heimgesucht. Die Studenten demonstrieren, der Lehrkörper ist in völlig verfeindete Lager gespalten, man befehdet sich und intrigiert, so geschickt es nur geht. Ausgerechnet auf Kates Verlo-bungsparty, zu der alle ihre Kollegen geladen sind, nimmt Jeremiah Cudlipp, das Oberhaupt der konservativen Fraktion, zwei Aspirintabletten und bricht zum Entsetzen seiner Gegner und Freunde zusammen. Ist es etwa Sabotage, daß in dieser kritischen Situation wieder einmal der Aufzug versagt und für den alten Cudlipp jede Rettung zu spät kommt? Kate ist sehr daran gelegen, den mysteriösen Todesfall aufzuklären. »Ein intelligenter Kriminalroman um eine Literaturprofessorin mit einer ganzen Palette von amüsanten Seitenhieben bester Schlagkraft gegen das angelsächsische Literaturwesen«, schreibt die Zeitschrift ›Sortiment‹. »Ein starkes Stück gut amerikanischer Best-seller-Produktion. «-Amanda Cross verfaßt »perfekte Mischungen aus Krimi, Gesellschaftskritik und Frauenliteratur« (Miss Vogue).
Die Autorin
Amanda Cross (eigentlich Carolyn G. Heilbrun), geboren 1926 in New Jersey, lebt in New York, lehrt an der Columbia University und gilt heute als eine der anerkannten feministischen Literaturwissen-schaftlerinnen. In den sechziger Jahren schuf sie die Figur der Kate Fansler, Literaturprofessorin und Amateurdetektivin, und gehörte damit zu den ersten der »neuen Thrillerfrauen«.
2
Ungekürzte Ausgabe
März 1992
3. Auflage Februar 1994
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München © 1979 Carolyn Heilbrun
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
›Poetic Justice‹ © 1989 der deutschsprachigen Ausgabe: Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag KG, Frankfurt am Main • ISBN 3-8218-0193-x
Umschlaggestaltung: Celestino Piatti
Umschlagbild: Rotraut Susanne Berner
Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin Druck und Bindung: C. H. Beck’sche Buchdruckerei, Nördlingen
Printed in Germany • ISBN 3-423-11513-0
3
ERSTER TEIL
Vor dem Tod
Und wo fänden wir Zuflucht
Zum Genuß von Freud und Frieden
Wenn gar so wenig blieb
Nur Alltagsstreit?
4
Prolog
Wiewohl man sich nicht immer
Genau erinnern kann, weshalb man wohl glücklich gewesen,
Man kann nicht vergessen, daß man es war.
Professor Kate Fansler stieg die Stufen zum oberen Campus-Gelände hinauf, wo die Azaleenbüsche gerade zu blühen begannen.
Noch wußte sie nicht, daß die Studenten an diesem schönen Morgen im Mai das Verwaltungsgebäude der Universität besetzt hatten.
Kaum jemand wußte das; morgen würde es auf der ganzen Welt Schlagzeilen machen. Sie wanderte an Wiesen vorbei, die saftig grün zu werden begannen. Die Studenten, verdammt noch mal, trampelten einfach gedankenlos über das junge Gras, allen Schildern und Zäunen zum Trotz, die die unermüdlichen Universitätsgärtner aufgestellt hatten. Ihr Ärger über eine derartige Schändung der Natur war im Lauf der Jahre noch gewachsen. Doch gleich tadelte sie sich ob solcher Schrulligkeit, »…noch nicht bereit zu sterben«, ging es Kate durch den Kopf, »und dennoch in dem Alter, in dem man anfängt, die Jungen zu verabscheuen.« Die Zeilen stammten von Auden und bereiteten Kate, wie immer, besonderes Vergnügen. Heute nachmittag würde sie miterleben, wie ihm eine Goldene Medaille für seine Dichtkunst verliehen wurde.
Kate hatte Auden nie kennengelernt und würde das wahrscheinlich auch niemals tun. Dennoch existierte zwischen ihnen seit über zehn Jahren etwas, was sie als perfekte Beziehung empfand. Auden war zufrieden damit, das ergab sich aus der Tatsache, daß er von dieser Beziehung keine Ahnung hatte. Kates Zufriedenheit beruhte auf dem sicheren Wissen, daß das so bleiben würde. Auden als Pri-vatperson interessierte sie nicht. Doch im Laufe der Jahre hatten ihr seine Gedichte und die wunderbaren Dinge, die sie aus den Büchern seiner Freunde über ihn erfahren hatte, ein neues Lebensgefühl ver-mittelt. Sie hatte weder literaturkritische noch wissenschaftliche Abhandlungen über ihn gelesen, und da sie beruflich mit der Viktorianischen Epoche befaßt war, hatte sie fest vor, das auch in Zukunft nicht zu tun. Was nur beweist – wie alles, was an diesem Tag passierte –, daß der Blick in die Zukunft nicht
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