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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Einladung«, sagte Clemance. »Das Schicksal meint es gut mit Ihnen; Sie gehen vom Glück der Erinnerung in zukünftiges Glück. Sind Sie einverstanden, wenn ich die Einladung annehme?« fragte er Reed.
    »Vollkommen«, sagte Reed. »Nehmen wir ein Taxi.«
    Als sie jedoch in Kates Wohnzimmer mit geistigen Getränken versorgt Platz genommen hatten, war Clemance merkwürdig schweigsam. Kate sprach über Auden und über ihre Gedanken zu Audens Bemerkung über die sekundären Welten, die Regeln brauchen.
    »Mir ging etwas Ähnliches durch den Kopf«, sagte Clemance.
    »Ich glaube, ich habe mich deswegen von Anfang an zur Literatur hingezogen gefühlt, weil nur in ihr der Mensch sich neue Welten schaffen kann: eine sonst den Göttern vorbehaltene Fähigkeit. Der einzige Fehler wäre, den Unterschied zwischen der primären und der 146

    sekundären Welt nicht zu verstehen – die primäre Welt ist natürlich die reale, die, in der wir leben.«
    »Sicher können wir manches von dem, was wir aus der Literatur lernen, auf unser Leben anwenden«, sagte Kate. »Unser gewachsenes Bewußtsein auf alle Fälle.«
    Wieder Schweigen. Dann sagte Clemance: »Es sieht ganz so aus, als bekäme Ihr University College eine neue Chance. Ich bin sicher, daß der Verwaltungsrat ihm sein Vertrauen aussprechen wird, vielleicht als seine letzte Handlung, bevor der Senat ihn ablöst. Eine höchst bedeutsame Handlung, würde ich sagen. Sie müssen froh darüber sein.«
    »Das bin ich in der Tat«, sagte Kate. »Aber Sie wissen bestimmt, daß ich bis zum Beginn dieses Semesters dem University College keinen einzigen Gedanken gewidmet habe, noch nicht einmal nebenbei. Ich kann mir nicht erklären, wieso ich mich auf einen derartigen Kreuzzug begeben habe, auch wenn ich ausdrücklich um Hilfe gebeten worden bin. Ich glaube, ich war so aufgebracht über die Leute, die bloß ihre Statussymbole gefährdet sahen. Ich meine, es war ja ganz klar, daß es bei der Auseinandersetzung nicht um wissenschaft-lichen Glanz ging, sondern um Snobismus und bösartige Vorurteile.«
    »Mir gefällt das Wort ›bösartig‹«, sagte Clemance. »Zweifellos wissen zumindest Sie, Kate, und ich bin mir sicher, das gleiche gilt auch für Reed Amhearst, daß ich heute abend zu Ihnen gekommen bin, um über Cudlipp zu reden, über das College und die ganze Geschichte. Sie wissen es, nicht wahr?« sagte er zu Reed gewandt.
    »Ja«, sagte Reed. Kate starrte die beiden an.
    »Wie sind Sie darauf gekommen?« fragte Clemance. »Reine Neugier meinerseits, da ich ohnehin vorhatte, es Ihnen zu sagen.
    Haben Sie nacheinander alle anderen Möglichkeiten ausgeschlos-sen?«
    »Ich konnte gar nicht anders, nicht wahr?« sagte Reed. »Alles, was Sie danach unternommen haben, hat mich darin bestätigt. Es war leicht zu raten, daß Sie es getan haben, aber wie sollte ich das bewei-sen? Am Ende war es eine Kleinigkeit, die mir die Sicherheit gab.
    An dem Tag, als wir uns auf dem Campus trafen, wußte ich, daß ich die Wahrheit herausgefunden hatte, und wurde so nervös, daß ich irgendeine idiotische Bemerkung über Ihre Tochter machte.«
    Clemance hörte ihm mit dem Interesse zu, das ahnungslose Menschen gern ein akademisches nennen.
    »Wenn über das Aspirin gesprochen wurde«, fuhr Reed fort, 147

    »meinten alle, daß es irgendwie in das Röhrchen mit den englischen Tabletten praktiziert worden sein mußte, das Cudlipp immer bei sich trug. Jeder meinte, man hätte die Tabletten ausgetauscht. Aber als Sie mit Kate und mir sprachen, erwähnten Sie die Person, die Cudlipp die Aspirintabletten ›gegeben‹ habe. Natürlich wußte ich, daß jemand sie ihm direkt in die Hand gegeben haben mußte; eine andere Methode hätte gar nicht funktioniert. Und Sie haben sie ihm gegeben, direkt vor Kates Augen. Ich glaube nicht, daß Cudlipp Sie in Verdacht hatte, nicht einmal, als es zu Ende ging. Ich bin sicher, daß auch er es für einen Unfall gehalten hat; irgend etwas mußte beim Umfüllen schiefgegangen sein.«
    »Ich hatte nie vor, ihn zu töten. Muß ich das betonen?«
    »Ich habe keine Sekunde lang geglaubt, daß Sie das wollten«, sagte Reed.
    »Wir können die Konsequenzen unseres Handelns nicht voraus-sehen – wie oft habe ich das in Diskussionen mit Studenten gesagt.
    Deshalb müssen unsere Handlungen als solche immer akzeptabel sein und nicht nur als Strategien. Kant hat das anders und besser ausgedrückt.«
    »Daß Aspirin tödlich wirkt, ist höchst ungewöhnlich. Und dazu kam noch das

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