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Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten

Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten

Titel: Eine Frau besorgen - Kriegsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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Schuft gehalten habe, spüre ich stärker das Unwiederbringliche. Ich verstehe das nicht. Eine Frau …« Sie schüttelte den Kopf, ihre Hand glitt auf ihren Bauch. »Die Männer haben sich der Todesangst bemächtigt. Denken Sie nicht auch?«
    Ich nahm meine Hand von ihrer Brust.
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, daß Jesus Partisan zu mir sprach.
    15.
    Ich folgte Bekičev. Er blieb lange vor Rajnaks Haus stehen, dann verließ er hinkend, das schmerzende Bein nachziehend, die Siedlung. Unweit zeichnete sich die weiße Gebäudereihe der Mästerei ab. Bekičev ging darauf zu. Neben der Mästerei erhob sich ein gewaltiger Misthaufen, ein Hügel von der Höhe mehrerer Menschen. Er betrachtete ihn eine Zeitlang, dann steckte er seinen Arm bis zur Schulter in den noch warmen, dampfenden Mist.
    Manchmal ging Baum auch zu dem Hügel hinaus, blieb davor stehen und glotzte ihn an. Auch Siedlungsbewohner kamen. Sie standen vor dem Berg aus Scheiße, und ihre Lippen bewegten sich. Wenn sie zurückkehrten, wirkten sie verlegen.
    Eines Abends faßte Rajnak Baum am Arm.
    »Sie ahnen doch was, oder?«
    Baum lachte gezwungen.
    »Geben Sie mir einen Schnaps.«
    »In einem dunkleren Moment haben Sie einmal gesagt, daß in Jakulevo ein Hügel nach ihm benannt worden ist. Wissen Sie, was das bedeutet?«
    »Ja«, sagte ich. In Jakulevo waren Ausgrabungen im Gange, seit Jahren durchwühlten sie die Erde nach Toten. In Jakulevo gab es Massengräber. Baum trank und sah dabei das Mädchen an, das in der Ecke stand.
    »Einmal habe ich ihn gebeten, mich zu schlagen«, sagte Rajnak.
    »Sie wollten, daß er Ihnen Schmerzen zufügt?«
    Der Wirt dachte nach.
    »Wissen Sie, was interessant ist? Wenn er schlug, tat es nicht weh. Einmal legte ich mich vor ihm auf die Erde. Ich bat ihn, mich gegen den Kopf zu treten. Es tat nicht weh. Ich gab ihm einen Knüppel. Ich sagte ihm, er solle mich schlagen. Auch das tat nicht weh. Und während wir so spielten, denn für ihn, muß man wissen, war es eher Spiel als Lust, kam ich darauf, daß es mir nicht weh tun würde, egal, was er mit mir anstellt. Da begann ich ihn zu schlagen, und das tat weh. Er bekam Schläge, und mir tat es weh.«
    »Ich will Ihre Tochter, Rajnak.«
    Der Schankwirt starrte mir lange ins Gesicht.
    »Was für ein Detektiv sind Sie eigentlich?« fragte er plötzlich.
    »Ich bin Beobachter«, sagte Baum, und darüber lachten sie beide.
    16.
    Baum hätte nie gedacht, daß er einmal so viel Scheiße schaufeln würde. Als er sich an die Arbeit machte, war es Nacht und der Himmel hell und klar. Ich bemühte mich, ruhig zu arbeiten. Gemessene Bewegungen, auch mit Scheiße muß man umzugehen wissen, egal, von wem sie ist, egal, wer drinsitzt. Auf einmal spürte ich, daß ich nicht allein war. Es war, als würde mir mein Schatten, mein Atem gestohlen. Die Hunde verstummten, und über mir schwebte der Abendwind wie ein riesiges dunkles Seidentuch. Ich weiß nicht. Was ist in der Liebe das Unendliche, wenn sie doch einmal zu Ende gehen kann. Und eine Geschichte war zu Ende gegangen.
    »Popačka«, sagte ich.
    »Baum«, sagte er mit einer Stimme, die selbst mich überraschte. Ich hatte Popačka noch nie sprechen hören. Ich weiß nicht, warum ich geglaubt hatte, er müsse so eine warme, beruhigende Stimme haben. Doch nein. Es klang, als würde er mich aus einem tiefen Brunnen rufen.
    »Hier bin ich, Baum.«
    Ich wies auf das Steinkreuz, das weiß unter dem Mist hervorleuchtete. Das Kreuz, das mitten in der Siedlung gestanden hatte, bevor Popačka gekommen war. Ich grub es aus.
    »Helfen Sie mir?«
    Er trat näher. Der Mond beleuchtete sein Gesicht. Ich hatte geahnt, daß es so sein würde. Der Partisanenchristus von Miloš Vetrov blickte mir entgegen, er, der in New York, Moskau und Belgrad gewesen und dann spurlos verschwunden war. Nun war er wieder aufgetaucht.
    »Ich habe zehn Jahre gebraucht, um so zu werden wie er«, flüsterte Popačka.
    »Wie oft sind Sie deswegen auferstanden?« höhnte ich.
    »Ich habe es nicht gezählt«, sagte er.
    »Deshalb mußte der Handelsvertreter umgebracht werden?«
    »Auch er hätte auferstehen können.«
    »So leicht ist das für einen Vertreter aber nicht«, sagte ich lächelnd. »Wollten Sie auf Nummer sicher gehen? Sind Sie deshalb zu mir ins Büro gekommen? Es hat mich gekränkt, daß Sie so wenig Vertrauen zu mir haben, Popačka!«
    Ich sah schon, daß er nicht helfen wird. Die Hundemarke an seinem Hals blitzte auf. Er hob sein Gewehr.
    »Vielleicht, wenn ich

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